Wenn das kein Volltreffer war! Am Freitag gastierte die vierköpfige Band „Ohrwurm“ im Mehlingskeller und hatte bereits mit ihrem ersten Stück „Pack up“ der britischen Sängerin Eliza Doolittle aus den Charts 2010 ihre gut 50 Zuhörer da, wo sie diese haben wollte: Auf ihrer Seite.
Dem sollte während des dreistündigen Konzerts durch zeitgenössische Popmusik, Pop-Klassiker, Balladen und Funk so bleiben. Die „Wow!“-Rufe im offenen Spiel und Beifallsstürme quittierten die famose Gesamtleistung eines so sympathischen wie homogenen und wandlungsfähigen Quartetts.
Regine Geisler, Sonja Rehberg, Tobias Pawlick und Kurt Sitterli sind unterschiedlichen Alters, entsprechend reichen ihre jeweiligen Musikepochen von den 1970er Jahren bis in die Jetztzeit. Die Vier kommen aus verschiedenen Stilrichtungen. Ihre Musik haben sie zu einem Repertoire an Akustik-Versionen zusammen gefügt, die augenblicklich ins Ohr gehen. Der Name „Ohrwurm“ ist Programm.
Den ersten Konzertteil markierten melancholische Stücke wie „Just the Two of us“ aus den 1970ern von Bill Whithers, Randy Crawfords Jazz-Soulsong „Come into my Life“ oder „A Night Like this“, der Swing-Bigband-Sound, gemischt mit Pop der niederländischen Jazz-Sängerin Caro Emerald aus dem Jahr 2009. In diesem Stück brillierte das Gesangsduo Rehberg/Pawlick mit Sinnlichkeit pur. Die Zeitkurve führte zurück in die 1980er Jahre zur legendären schwedischen Popgruppe ABBA und ihrem „Super Trouper“ und noch einmal zu „Mama Mia“, in dem die Gäste klatschend mitgingen.
Mit Bravour meisterte Pianistin Regine Geisler eine enorme Herausforderung an Geschwindigkeit und Konzentration in Vanessa Carltons lyrischem Song „A 1000 Miles“. Sonja Rehberg indes schien Brooke Frasers Country-Touch „Something in the Water“ maßgeschneidert auf ihre Stimme zu sein. Bravo-Rufe brandeten.
Den zweiten Programmteil markierten Titel wie „Feel“ des Briten Robbie Williams (2002), der Hit „Sing it back“ aus den 1990ern des Duos Moloko oder die Rihanna-Coverversion „Don't stop the Music“. Sie erntete schon bei den ersten Tönen Beifallsstürme. Dann folgte Madonna, die britische Queen of Pop. Sie gehört zu Geislers Lieblingsinterpretinnen.
„Wir haben's verkracht,“ gestand Bassgitarrist Tobias Pawlick lachend nach „Like a Prayer“. Die Band spielt live, da macht sich ein Ausrutscher sympathisch. Mit im Programm war „Valerie“, der erste große Hit der 2011 mit 27 Jahren verstorbenen Britin Amy Winehouse, der Titelsong aus der Western-Serie „Ein Colt für alle Fälle“ mit Lee Major. Ihn sang Tobias Pawlick als Solo; die Serie war sein Kindheitstraum. Zu guter Letzt Klaus Lages „Tausendmal berührt“ und Stings „Walk in the Field of Gold.“ Fazit nach drei Stunden: Sinnlicher Genuss gepaart mit Gänsehaut! Warum da wohl keiner der Gäste der Band-Aufforderung zum Tanzen folgen wollte?
Die Band Ohrwurm
Die Gruppe hat sich 2012 formiert. Sie besteht aus Kurt Sitterli (45) aus Margetshöchheim. Er hat klassisches Schlagzeug studiert und ist Ensemblemitglied in verschiedenen klassischen Orchestern und Musicals und ebenso in der Tanzmusik zuhause. In „Ohrwurm“ ist er Percussionist und der geniale Mann am Schlagwerk Cajón (Kistentrommel).
Bassgitarrist und Sänger Tobias Pawlick (36) aus Zimmern kommt aus dem Rock, Pop, Musical und Jazz.
Die 33-jährige Würzburgerin Regine Geisler ist studierte Kirchenmusikerin und Organistin. Das Orgelspiel praktiziert sie heute noch mit Leidenschaft. Mit ihren 26 Jahren ist Sonja Rehberg (Würzburg) das „Ohrwurm“-Küken. Sie machte eine klassische Musikausbildung. Mittlerweile hat sich die Sängerin mit der Wahnsinnsstimme dem Pop und Jazz verschrieben und tritt seit einigen Jahren auch beim Oktoberfestkult in Los Angeles mit bayerischen Schlagern und Volksmusik auf. Im Dirndl, versteht sich.
Die vier Musiker sind hauptberufliche Musikpädagogen an Schulen in Wertheim und Kreuzwertheim. Als Berufsmusiker gehören sie verschiedenen Formationen an. ta
