Längst zählen die vier leuchtenden Adventssterne auf dem Kirchturm der Lohrer Stadtkirche zum Höhepunkt der weihnachtlich geschmückten Altstadt, im wahrsten Sinne des Wortes. Seit vier Jahren werden die jeweils zehn Kilogramm schweren Dekorationen in 32 Metern Höhe zu Beginn der Adventszeit angebracht. Bis zur Dachspitze sind es sogar 61 Meter.
Die Idee eines in der Adventszeit illuminierten Glockenturmes stammte ursprünglich vom Lohrer Stadtpfarrer Sven Johannsen, berichtete Karl-Hermann Hummel beim Arbeitseinsatz vor dem ersten Advent in luftiger Höhe. Vier Männer aus dem Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde 12 Apostel balancierten hier bei Nieselregen trittsicher zwischen Kirchturmdach und Palisade auf einem Platzabstand von wenigen Zentimetern. "Am Anfang hatten wir schon ein paar Kollegen, die sich nicht raus getraut haben", schmunzelte Hummel. "Jetzt sind wir ein eingespieltes Team und Höhenangst hat keiner mehr."
Weihnachtssterne wie in Bad Windsheim
Karl-Hermann Hummel und Bernd Gottschalk hatten die Idee zur Umsetzung des Wunsches von Pfarrer Johannsen bei einem Besuch eines Weihnachtsmarktes in Bad Windsheim. Weihnachtssterne wie an der dortigen Kirche sollten auch über Lohr strahlen, überlegten sich die Männer. Der Konstruktionsplan und die Elektronik entstanden durch Hummel und Gottschalk. Das Metallgerüst fertigte das Lohrer Unternehmen Anderlohr an. Nicht bedacht hatten die Konstrukteure jedoch, dass der Kirchturm zwar über Holztreppen gut erreichbar war, das letzte Stück in die Glockenstube allerdings nur über eine Leiter durch eine schmale Luke zu betreten ist. Der neue Weihnachtsschmuck passte nicht hindurch.
"Da mussten wir einen Bereich des Holzbodens aufsägen, um den Stern in den Spitzboden zu bekommen", erinnert sich Gottschalk. Die vier Sterne, die das ganze Jahr über vom ersten Advent bis zu Maria Lichtmess am 2. Februar leuchten, werden wohl für immer hier lagern müssen: Die Bodendielen wurden im Anschluss aus Sicherheitsgründen wieder angebracht. Neben Gottschalk und Hummel helfen seit Beginn an auch Sven Schüßler und Matthias Sendelbach mit.
Erster Schritt: Großputz der Turmanlage
Jeder Handgriff saß am Tag der Montage, die Bewegungsabläufe wirkten nahezu einstudiert. Zwei Männer trugen die Sterne aus dem Kirchturm an das Geländer. Dort wurden diese über das Geländer gehoben und mit Spanngurten und einer Eisenkette von einem Dritten befestigt. In eineinhalb Stunden war die Arbeit verrichtet. Die Feinjustierung folgte vom Kirchplatz aus. Matthias Sendelbach stieg noch mal in die Höhe, um unter Anweisung seiner Kollegen die Sterne zentimetergenau auszurichten. Da sich aus Sicherheitsgründen keine eventuell herunterfallende Vereisung bilden darf, sind die Sterne rund um die Uhr beleuchtet.
Ein baugleicher Weihnachtsstern ziert die Kirche St. Pius in Lindig, die ebenfalls zur Pfarreiengemeinschaft 12 Apostel gehört. Direkt unterhalb der Glocken brachten nahezu zeitgleich Christian Seubert, Markus Interwies, Conny Deffner und Doris Krems ihr Weihnachtssymbol an. "Bevor wir den Stern montieren, nutzen wir den Tag immer erst einmal zum Großputz der Turmanlage", erklärt Seubert den Arbeitstag der ehrenamtlichen Helfer. Kiloweise Taubenkot wird aus dem Turm transportiert, bevor der Stern – ebenso wie bei der Stadtkirche – mit Spannriemen und einer Eisenkette befestigt wird. "Wir haben zwar nur einen Stern, aber der leuchtet dafür in drei verschiedenen Farben", weist Markus Interwies auf die außergewöhnliche Beleuchtung hin.