Die Mitglieder des IHK-Gremialausschusses Main-Spessart trafen sich zu ihrer Herbstsitzung bei der Firma Müller Feinblechbautechnik in Frammersbach. Neben der allgemeinen Wirtschaftslage sprachen die Teilnehmer auch über Besonderheiten im und für den Landkreis Main-Spessart. Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende Verena Müller-Drilling nominierte die Versammlung den Vizepräsidentschaftskandidaten der IHK-Gremialausschüsse für die Wahlperiode 2023 bis 2026. Die Wahl fiel auf Stefan Möhringer von der Firma Möhringer Anlagenbau aus Wiesentheid.
Dann stellte Werner Friedel, stellvertretender Vorsitzender der BürgerEnergie Frammersbach eG, deren Arbeit vor. Die im Juni 2022 gegründete Genossenschaft hat inzwischen 226 Mitglieder und eine Energieallianz mit der Marktgemeinde Frammersbach gegründet. Gemeindeeigene Dachflächen und gemeinsame Energieprojekte stehen hier im Mittelpunkt. Friedel sprach von einem großen Potenzial auch bei den privaten Dachflächen und einer hohen Bereitschaft, diese zur Verfügung zu stellen. Frammersbachs Bürgermeister Christian Holzemer sprach von einem "Glücksfall, was hier zusammenkommt. Es kann viel entstehen, aber wir müssen die Bevölkerung mitnehmen". Alleine sei die Kommune mit den Herausforderungen überfordert. Als Beispiel nannte er den Sanierungsfall Terrassenbad. Das inzwischen 50 Jahre alte Schwimmbad müsse generalsaniert werden. Holzemer nannte ein jährliches Defizit von 500.000 Euro bei Einnahmen von nur 100.000 Euro. Immerhin könne man in den nächsten Wochen mit der Installation einer Photovoltaik-Anlage auf dem Edeka-Markt beginnen.
Nachhaltige Stärkung der Innovationskraft der Region
Sebastian Kühl, der Leiter der Abteilung Landkreisentwicklung im Landratsamt Main-Spessart, stellte einige Projekte des Landkreises bis 2035 vor. "Besser zu spät als nie", meinte Kühl zum ersten Leitbild nach 50 Jahren, wie sich der Landkreis bis 2035 entwickeln will. Als erstes nannte er die Initiative für das Technologiezentrum Main-Spessart. Ihr fachlicher Schwerpunkt soll sich an der Wirtschaftsstruktur des Landkreises entwickeln. Die Aufbauphase schätzte Kühl mit etwa fünf Jahren ein. Seine Aufgabe sei die nachhaltige Stärkung der Innovationskraft der Region. Als Mehrwert für den Landkreis nannte er die hohe Relevanz für den gesamten Wirtschaftsraum, da branchenübergreifend wichtige Querschnittsthemen und Zukunftsfelder adressiert werden. Allgemein auf Verwunderung stieß die Aussage, dass nur ein Drittel der Jugendlichen ihre beruflichen Chancen im Landkreis kennen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist das geplante Biosphärenreservat Spessart. Kühl beschrieb den Entstehungsprozess. Auch er forderte, die Bevölkerung mitzunehmen und dadurch eine gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen. Oft würden die Menschen nur Nachteile sehen, erst bei genauerer Betrachtung die Vorteile, so Kühl.
Große Busse sind oft leer
Jürgen Günther fragte Kühl nach Verbesserungen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Er nannte als Beispiel, dass ein Ticket Richtung Würzburg 365 Euro im Jahr kostet, Richtung Aschaffenburg aber das Dreifache. Kühl verwies auf Besonderheiten wie Lage und Größe des Main-Spessart-Kreises und die vielen Busunternehmen. "Es gibt da einfach unglaublich viele Befindlichkeiten", so Kühl. Alle waren sich einig, dass auch der Fachkräftemangel nicht behoben werden kann, wenn schon die Auszubildenden keine Möglichkeit hätten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Arbeitsplatz zu kommen. Andererseits seien oft große Busse leer und die Auszubildenden würden so schnell es geht mit dem eigenen Auto zur Arbeit fahren. Vor allem wegen schlechter Anbindungen, wie auch Verena Müller-Drilling deutlich machte. Die nahe Grenze zu Hessen würde ihr viele Arbeitskräfte von dort bescheren. Aber keine vernünftigen Busverbindungen.
Holzemer bestätigte das Dilemma. Allerdings habe der Landkreis kaum freie Mittel, um hier entscheidend einzugreifen. Er hofft, dass mit der Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket zumindest finanzielle Fragen gelöst werden können. Insgesamt sollte seiner Meinung nach "von oben etwas darüber gestülpt werden, um zu verhindern, dass der ländliche Raum weiter abgehängt wird".
Kurt Treumann von der IHK Würzburg-Schweinfurt gab einen Überblick, warum das Thema Außenwirtschaft alle Unternehmen betrifft. Er beschrieb den Wandel der Kontinente und Handelsbeziehungen. Bei einer Aussprache über die konjunkturelle Situation klagten die anwesenden Unternehmer insbesondere über die hohen Energiekosten, die kaum noch zu stemmen seien und auch nicht auf die Verkaufspreise umgelegt werden könnten.