
Andreas Fertig (62) ist seit mehr als dreißig Jahren Bio-Landwirt aus Leidenschaft. 1989 übernahm er einen konventionellen Betrieb mit Muttersauen, den er Anfang 1991 auf ökologischen Landbau umstellte. Er schloss sich "Naturland" an, einem Verband für ökologischen Landbau. "Ich habe das keinen einzigen Tag bereut", meint er rückblickend. "Es macht Sinn, was man da macht und man hat ein gutes Gefühl dabei, weil es nachhaltig ist." Er könne im Einklang mit der Natur arbeiten und zugleich seinen Kunden gesunde Lebensmittel verkaufen, freut er sich.
Fertig wird inzwischen von seiner Tochter Theresa (29) unterstützt. Sie bewirtschaften heute beide in einer GbR hauptberuflich etwa 75 Hektar Ackerfläche und 40 Hektar Grünland. "Natürlich war meine Familie froh, als ich 2019 eine landwirtschaftliche Ausbildung begann. Da wussten sie, es geht weiter mit dem Hof", erinnert sich die Jungbäuerin.
Nico Herrmann (25) kam anders als die Fertigs ursprünglich nicht aus einem landwirtschaftlichen Betrieb, sondern half zunächst auf einem Bauernhof mit. Daraus wurde ein landwirtschaftliches Studium in Triesdorf. Danach hat er sich etliche Betriebe angeschaut, um dann gemeinsam mit der Hofbesitzerin eine GbR, ähnlich wie die Fertigs zu gründen, die nun weit über 100 Hektar bewirtschaftet. Die Karbacher sind beide im Nebenerwerb tätig, wie rund achtzig Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe im AELF-Gebiet und sind Mitglied bei "Bioland". Wie bei "Naturland" werden auch hier höhere Standards verlangt als von der EU- Bio-Richtlinie. Da sie erst im Juli letzten Jahres dem Verband beigetreten sind, sind sie aktuell noch in der zweijährigen Umstellungsphase.
Dabei werden sie direkt vom Bereichsleiter Landwirtschaft beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) betreut. Bernhard Schwab war früher Bioberater und ist heute noch beim AELF auch Ansprechpartner für Umstellungsbetriebe. "Ökolandbau bietet echte Perspektiven für landwirtschaftliche Betriebe in der Region, denn viele Biobetriebe, die im Haupterwerb wirtschaftlich arbeiten, könnten konventionell gar nicht existieren", ist er sicher. Wirtschaftlichkeit sei aber notwendig, wenn Landwirtschaft funktionieren solle. Ideal sei, wenn Können, Wollen und Wirtschaftlichkeit zusammenkämen.
"Im Ökolandbau ist es wichtig, mehrere Standbeine zu haben, da man durch den Verzicht auf Chemie abhängiger von der Natur ist". Wenn dann in manchen Jahren ein Zweig Probleme mache, floriere dafür ein anderer. Ideal laufe das beim Betrieb der Fertigs, findet Schwab. Hier wird neben Ackerbau Tierhaltung mit Mutterkühen, Legehennen und Masthähnchen betrieben. Beides ergänzt sich gegenseitig in einem Kreislauf. Und mit der Direktvermarktung der eigenen Produkte im ganztägig geöffneten Hofladen werde vieles überhaupt erst rentabel. Gerade Theresa ist es wichtig, sich mit den Kunden dort auszutauschen und zu zeigen, dass man transparent wirtschafte. Aktuell denken Vater und Tochter über eine Agri-PV-Anlage nach, einer Kombination aus Grünlandnutzung und Stromerzeugung auf derselben Fläche.
Das Bayerische Naturschutzgesetz hat das Ziel, dass bis 2030 mindestens 30 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bebaut werden, weiß Schwab. Im Landkreis Main-Spessart liege man inzwischen bei rund 21 Prozent, mehr als im unterfränkischen und bayerischen Schnitt. Weiterer Zuwachs könne nur gelingen, wenn die Verbraucher die Produkte auch nachfragen. Gerne verweist er auf den "Einkaufsführer des Landkreises Main-Spessart" mit Adressen von Direktvermarktern biologischer Produkte. Die Broschüre ist in Rathäusern erhältlich oder kann im Internet abgerufen werden.