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GEMÜNDEN
öChili: scharfe Sache für Anleger
Schülerfirma: Kapuzenshirts mit schlauen Sprüchen kommen bei jungen Leuten an. Mit flottem Marketing und viel Engagement machten Schülerinnen des MBW ihre Firma zum Erfolgsmodell.
Coole Mädchen, coole Sprüche: das fast vollständige Team von öChili, der Schülerfirma des Mädchenbildungswerkes in Gemünden, mit Schulpatin Helga Schneider.
Foto: Fotos (2): H. Hausmann | Coole Mädchen, coole Sprüche: das fast vollständige Team von öChili, der Schülerfirma des Mädchenbildungswerkes in Gemünden, mit Schulpatin Helga Schneider.
Von unserem Mitarbeiter Herbert Hausmann
 |  aktualisiert: 07.11.2015 14:36 Uhr

Das Zinsniveau für Spareinlagen ist schon lange auf einem Tiefststand. Aktien und Geldanlagen werfen meist geringere Renditen ab, als noch vor Jahren. Entgegen diesem allgemeinen Trend konnte die Schülerfirma „öChili“ am Mädchenbildungswerk (MBW) in Gemünden nach nur einem Jahr die gezahlten Einlagen mit einem 50-prozentigen Gewinn an die Anteilseigner zurückzahlen. „Das Vertrauen in unsere Firma wurde damit gerechtfertigt, wie der Gewinn zeigt“, meinte Vorstandsvorsitzende Jule Staat (Burgsinn) in der Hauptversammlung, die auch zugleich Auflösungsversammlung war.

Es war alles so, wie in einem „richtigem“ Unternehmen: Ein aus drei Mitgliedern bestehender Vorstand mit einer Vorstandsvorsitzenden, Assistentinnen der Geschäftsleitung, Einkauf, Buchhaltung, Produktion und einer regen Marketingabteilung. Alle Positionen wurden von insgesamt elf Schülerinnen der Abschlussklasse am Gymnasium des MBW besetzt, die im P-Seminar (Projekt-Seminar) für ein Jahr eine Firma gegründet haben. Fachliche Unterstützung leistete dabei das Projekt Junior sowie die Wirtschafts- und Rechtslehrerin Helga Schneider.

„Fünfzig Prozent bei der Werbung sind immer rausgeworfen. Man weiß aber nicht, welche Hälfte das ist“ oder „Wer aufhört zu werben, um Geld zu sparen, kann ebenso seine Uhr anhalten, um Zeit zu sparen“. Diese Zitate von Henry Ford, der 1903 die Ford Motor-Companie gegründet hat, machten sich auch die Gründerinnen von öChili zu eigen. Deshalb legten sie großen Wert auf eine gut funktionierende Marketingabteilung, die aus Eva Hüfner (Thulba), Laura Bickel (Morlesau) und Lena Wuttke (Eußenheim) bestand.

Die drei ließen keine Gelegenheit aus, für die Kapuzen-Shirts von öChili mächtig die Werbetrommeln zu rühren. „Neben einer eigenen Homepage haben wir auch eine Seite bei facebook gestartet“, so Eva Hüfner in ihrem Abschlussbericht. „Es gelang uns, 116 Gefällt-mir-Angaben zu bekommen.“ Die Auswertung zeigte, dass „83 Prozent der Nutzer weiblich und 15 Prozent männlich waren“, berichteten Eva Hüfner und Laura Bickel. Die Hauptgruppe war zwischen 13 und 24 Jahre jung. „Genau die Kundschaft, die wir erreichen wollten.“

Gerade die neuen Medien haben bei den Mitschülerinnen am Mädchenbildungswerk und ihrer jungen Kundschaft Wirkung gezeigt. Ein großer Teil aller Bestellungen von Shirts erfolgte über das Internet. Dass aber die herkömmliche Art der Präsentation von Waren nicht vernachlässigt werden darf, zeigten die weiteren Unternehmungen.

„Wer aufhört zu werben, um Geld zu sparen, kann ebenso seine Uhr anhalten, um Zeit zu sparen“.

Mit diesem Zitat von Henry Ford machte sich die Schülerfirma ans Marketing

Während sich der Tag der offenen Tür am MBW als umsatzstark erwies, blieb die Präsentation am verkaufsoffenen Sonntag beim Wirtschaftspaten Möbel Berta in Gemünden weit hinter den Erwartungen zurück. „Hier haben wir auch nicht unsere eigentliche Zielgruppe erreicht“, so Eva Hüfner zum Engagement am Familieneinkaufstag.

Etwas erfolgreicher verlief die Marketingaktion beim „Umsonst und draußen“ in Karlstadt. „Hier konnten wir einige Bestellungen entgegennehmen“, meinte Lena Wuttke. Auch haben Besucher Infomaterial mitgenommen und dann später Waren geordert. Besonders erfolgreich verlief die Präsentation der Firma öChili auf der Junior-Messe Bayern im Franken-Center in Nürnberg. Gemeinsam mit 16 weiteren Schülerfirmen stellten die Unternehmerinnen vom MBW sich und ihre Schulfirma vor und ernteten nach den Worten von Lena Wuttke viel Beachtung.

So war es wohl mit ein Verdienst der Marketingabteilung, dass öChili nach einem Jahr so erfolgreich abschließen konnte. Insgesamt wurden 212 Pullover verkauft.

„Ich bin stolz auf meine Mädels“, freute sich die Schulpatin für das Unternehmen, Helga Schneider.

Lediglich in der Startphase gab es einige kleinere Probleme. Am Ende waren die Gymnasiastinnen, die vormittags Schülerinnen, in ihrer Freizeit und jeweils Donnerstags in der Mittagspause Unternehmerinnen waren, nicht unglücklich, dass das Unternehmerjahr vorüber ist. Vor allem vor dem Hintergrund der bald beginnenden Abiturprüfungen war die Unternehmerzeit doch auch eine ziemlich anstrengende Zeit.

Erfahrungsberichte der Firmenchefinnen

Eva Hüfner, Leiterin Marketing, (19 Jahre, Thulba): „Für mich war es eine sehr gute Erfahrung“. Innerhalb des dreiköpfigen Vorstands konnte sie ihre Marketingvorschläge immer gut präsentieren. Allerdings war ein großer Verzicht auf Freizeit der Preis für den Erfolg. Nach dem Abitur möchte Eva Hüfner gerne Internationales Management in Frankfurt am Main studieren.

Jule Staat, Vorstandsvorsitzende (18 Jahre, Burgsinn): Es war nicht einfach, elf Mädchen unter einen Hut zu bekommen. Anfangs gab es kleinere Konflikte, aber am Ende lief es sehr gut. „Wenn die Aufgaben verteilt sind, läuft es fast von selbst“. Neben der Leitung bei den Sitzungen konnte sie sich auf Kontakte zu Kunden und Lieferanten konzentrieren. „Ich würde das gerne noch einmal machen, aber nicht während der Schulzeit“, meinte sie. Nach dem Abitur will sie verschiedene Praktika machen, darunter auch eines in Afrika in einem sozialen Projekt. Dann will Jule Tourismus studieren.

Laura Bickel, Marketing, (18 Jahre, Morlesau): „Ich habe besonders die Teamarbeit schätzen gelernt und auch, erfolgreich mit Konflikten umzugehen“. Nach dem Abi will sie für ein halbes Jahr nach Indien gehen. Danach ist ein Studium in Politik, Wirtschaft und Philosophie geplant. Am liebsten in Berlin. TEXT: HN

Schülerfirma öChili

Beim Projekt Junior der Deutschen Wirtschaft geht es darum, Schülerinnen und Schülern in zu gründenden Schülerfirmen ein Jahr lang Eindrücke in der Wirtschafts- und Arbeitswelt zu ermöglichen. Als Wirtschaftspate steht ein ortsansässiges Unternehmen, als Schulpate steht eine Lehrkraft zur Seite.

Die Geschäftsidee von öChili war die Herstellung und der Verkauf von auf ökologischer Basis hergestellten und fair gehandelten Baumwollpullovern. Auf der Vorderseite waren Aufdrucke, die die Kunden aus einer Palette von elf Zitaten bekannter Autoren der Weltliteratur auswählen konnten.

Wieder ein Geschäftspartner: Den richtigen Umgang mit Kunden und Anteilseignern hatte das Team von öChili schnell heraus.
| Wieder ein Geschäftspartner: Den richtigen Umgang mit Kunden und Anteilseignern hatte das Team von öChili schnell heraus.
 
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