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Lohr
Nur ein Bus fährt elektrisch
Elektrobusse wie diesen im Mai in Lohr getesteten sähen etliche Stadträte gerne als Lohrliner im Einsatz. Doch nun fiel die Wahl wieder auf zwei Dieselbusse. Ein kleiner Elektrobus soll jedoch den Innenstadtbereich abdecken.
Foto: Johannes Ungemach | Elektrobusse wie diesen im Mai in Lohr getesteten sähen etliche Stadträte gerne als Lohrliner im Einsatz. Doch nun fiel die Wahl wieder auf zwei Dieselbusse.
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 16.11.2020 02:19 Uhr

Die Stadt Lohr will ihren Stadtbus Lohrliner ab November 2021 auf teilweise veränderten Linien fahren lassen. Beibehalten werden soll jedoch der Fahrplantakt von 30 Minuten. Von den künftig drei statt derzeit vier benötigten Bussen sollen zwei Dieselfahrzeuge sein. Auf der neuen Innenstadtlinie soll ein Elektrobus rollen.

Darauf verständigte sich der Stadtrat in seiner Sitzung am Mittwochabend nach längerer Diskussion. Größter Streitpunkt war dabei, ob der Stadtbus nicht komplett auf Elektrofahrzeuge umgestellt werden soll. Auch darüber, ob es nicht genügen würde, wenn die Busse die Haltestellen nur alle 60 Minuten anfahren, wurde erneut debattiert.

Verträge werden neu vergeben

Die aktuell vier Stadtbusse transportieren an Werktagen im Schnitt 800 bis 1000 Fahrgäste. Das jährliche Defizit lag zuletzt bei gut 500 000 Euro. Da die derzeitigen Konzessionen im Oktober 2021 auslaufen, muss der Stadtrat entscheiden, wie es danach weitergehen und welche Leistungen man daher europaweit ausschreiben soll.

Der Stadtrat befasste sich nun schon mehrfach mit dem Thema, unter anderem in einem Workshop unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Erklärtes Ziel ist es, Attraktivität sowie Fahrgastzahlen zu steigern und das Defizit zu senken.

Gelingen soll dies laut Stephan Kroll von der Heidelberger Nahverkehrsplanung Südwest unter anderem mit Änderungen bei der Linienführung. So sollen Haltestellen, an denen in den vergangenen Jahren kaum jemand ein- oder ausgestiegen ist, gestrichen werden. Dazu zählen beispielsweise die Tour zum Aldi-Markt in der Rechtenbacher Straße sowie diverse Rexroth-Standorte. Auch der Rufbus nach Steinbach soll gestrichen werden, weil ihn zu wenige nutzen.

Die Planung sieht nun vor, dass zwei größere Dieselbusse in Schleifen die Stadtteile Wombach, Sendelbach, Lindig und Sackenbach bedienen. Ein kleinerer Elektrobus soll Innenstadt und Bezirkskrankenhauses abdecken. Alle 30 Minuten sollen sich die Busse am Zentralen Busbahnhof treffen. Für dieses Modell prognostizierte Kroll ein Defizit von rund 430 000 Euro pro Jahr.

Für große Busse nicht geeignet

Krolls Aussage, wonach Elektroantriebe für die beiden größeren Busse beim derzeitigen Stand der Technik nicht praktikabel seien, weckte Widerspruch. Mathilde Lembach (Grüne) sprach nicht nur von gegenteiligen Gutachten, sondern auch von üppigen Fördermöglichkeiten. Ein Busunternehmer, der bereits eine Linie des Lohrliners bediene, habe sich sehr aufgeschlossen gegenüber Elektrobussen gezeigt. Lembach meinte damit Karlheinz Sommer aus Ansbach. Der Busunternehmer hatte im Mai probeweise einen Elektrobus auf den Lohrliner-Linien getestet und sich danach angetan gezeigt.

Fachplaner Kroll blieb jedoch dabei, dass heutige Elektrobusse auf Dauer die bis zu 300 Kilometer lange Tagesstrecke eines Lohrliners nicht bewältigen können. Das sahen mehrere Räte ebenso. Auch mit Gas betankte Busse scheiden laut Kroll für den Lohrliner aus. Zum einen fehle die Infrastruktur zum Tanken, zum anderen gebe es Gas-Busse nicht in der benötigten Größe.

"Kampfpreise" verhindern

Christine Kohnle-Weis hatte schließlich die Idee, die jetzigen, alten Busse noch einige Jahre weiterrollen zu lassen in der Hoffnung, dass die Elektrobusse dann leistungsfähiger seien. Doch auch diese Möglichkeit wurde schließlich verworfen, zum einen wegen Beschwerden aus der Bevölkerung über den Lärm der Busse. Daneben könnten sich bei einer erforderlichen Ausschreibung aus ganz Europa Anbieter mit alten Bussen und »Kampfpreisen« bewerben, so Bürgermeister Mario Paul.

Eric Schürr (Bürgerverein) plädierte aus Kostengründen erneut für einen 60-Minuten-Takt. Busse, die nicht so oft fahren, böten die größte Abgasersparnis, argumentierte er. Das sahen mehrere Redner ganz anders. Wer in einen Bus steige, spare die Abgase einer Autofahrt, sagten sie.

Am Ende votierten bis auf die drei Vertreter des Bürgervereins alle Stadträte für den 30-Minuten-Takt, für die geänderte Linienführung und den Einsatz von zwei Dieselbussen sowie einem kleinen Elektrobus. Die Verwaltung ist nun beauftragt, die entsprechende Ausschreibung vorzubereiten.

 
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