
Auf dem Spessarthof der Jeckels in Aura läuft die Nudelproduktion derzeit auf Hochtouren. "Die Nachfrage nach unseren Nudeln steigt seit vier Wochen", sagt Günther Jeckel auf Anfrage der Redaktion. "Im Moment sind wir fast leergeräumt." Derzeit werden doppelt so viele Nudeln auf dem Hof produziert wie sonst: 700 bis 750 Kilogramm pro Woche. Um das zu schaffen, wird jetzt zweimal in der Woche produziert und Jeckel hat vor 14 Tagen zwei zusätzliche Trockentürme angeschafft.
Fünf Frauen auf 450-Euro-Basis produzieren die Nudeln auf dem Hof. Eine Bekannte, die erst seit ein paar Wochen mitarbeitet, sei jetzt komplett in der Nudelproduktion eingesetzt, erzählt Jeckel. Ein Glücksfall sei, dass er im Dezember eine neue Maschine gekauft hat. Mit der könne er in der Stunde theoretisch 80 Kilogramm Nudeln pressen. Die alte, eine gebrauchte Maschine vom Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Geflügel- und Kleintierhaltung Kitzingen, wo seine Frau einen Nudelkurs besuchte, habe ihm acht Jahre gute Dienste geleistet, aber nur 60 Kilogramm geschafft.
Gesteigerte Nachfrage nach Hochzeitsbandnudeln
Die Jeckels produzieren zu 80 Prozent Hartweizennudeln, zu 15 Prozent Dinkelvollkornnudeln und zu fünf Prozent Moringanudeln. Die derzeit gesteigerte Nachfrage betreffe eigentlich nur die klassischen Hartweizennudeln. Stark nachgefragt seien gerade vor allem die 18-Millimeter-Hochzeitsbandnudeln. Günter Jeckel vermutet, dass die vor allem von Älteren gekauft werden. Neben Bandnudeln kommen aus Aura aber eben auch gepresste Nudeln in verschiedenen Formen, etwa Spaghetti, Hütli oder Radiatori.
Von der Mühle im Schwäbischen, von dem sie immer zehn Tonnen Grieß beziehen, habe es schon geheißen, dass der Nachschub gesichert sei. Allerdings sei mit einer Preiserhöhung zu rechnen. "Die Nachfrage regelt den Preis", so Jeckel. Dabei habe die Trockenheit schon zu einem höheren Preis geführt. Pro Woche wird für die Nudeln im Moment außerdem 180 Liter pasteurisiertes Vollei benötigt, das Jeckel von einem Hersteller aus dem nahen Main-Kinzig-Kreis bezieht. Er fürchtet, dass durch geschlossene Grenzen auch der Eierpreis ansteigt.
Märkte und Läden im Umkreis von 80 Kilometern haben Nudeln aus Aura
Selbst wenn er wollte, dürfte er gar keine unpasteurisierten Eier verwenden, weil er durch den Online-Shop die Nudeln über einen Umkreis von 100 Kilometern hinaus, nämlich deutschlandweit, vertreibe. Ansonsten beliefert der Spessarthof 31 Rewe- und Tegut-Märkte sowie Hof- und Dorfläden in einem Umkreis von 80 Kilometern, also bis Würzburg, Kitzingen, Frankfurt und Fulda. Der Verkauf über die insgesamt über 100 Läden mache etwa 75 des Nudelabsatzes aus. Aber auch im eigenen Hofladen werden derzeit verstärkt Nudeln gekauft, berichtet er. Die Tage habe ein Mann aus dem Sinngrund 35 Packungen Nudeln auf einmal mitgenommen. "Wir produzieren Tag und Nacht", sagt der Auraer.
Wer jetzt viele Nudeln auf einmal gekauft hat, den beruhigt der Auraer. Die auf dem Hof in Kammern bei 30 Grad 28 Stunden lang getrockneten Nudeln seien "unendlich haltbar". Aus rechtlichen Gründen sei er jedoch verpflichtet, ein Mindeshaltbarkeitsdatum von zwei Jahren auf die Packung zu schreiben.
Aber nicht nur die Nudeln verkaufen sich derzeit gut. Der Spessarthof hat auch Gläser mit 33 verschiedenen Sorten eingekochtem Fleisch mit Soße. Die verkauften sich gerade auch "wie verrückt", sagt Jeckel, dreimal so viel wie vor vier Wochen. Der Onlinehandel laufe hingegen ganz normal.