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MAIN-SPESSART
Notaufnahmen: Ärzte entscheiden – Ausschuss stimmt zu
Wie geht es weiter mit den Kreiskrankenhäusern in Main-Spessart (im Bild das Kreiskrankenhaus Marktheidenfeld)? Der Landkreis will nun Verhandlungen mit verschiedenen Interessenten führen.
Foto: ArchivA. Brachs | Wie geht es weiter mit den Kreiskrankenhäusern in Main-Spessart (im Bild das Kreiskrankenhaus Marktheidenfeld)? Der Landkreis will nun Verhandlungen mit verschiedenen Interessenten führen.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:46 Uhr

Die Zentralisierung der Notfallaufnahmen und der Operationen im Kreiskrankenhaus Lohr wird wohl kommen – und zwar wie geplant Ende März.

Der Werkausschuss des Kreistags Main-Spessart stimmte der Verlagerung der Notfallaufnahmen am Montagmorgen im Landratsamt Karlstadt mit 10:5 Stimmen zu. Die Zentralisierung der Klinikum-OPs ging sogar einstimmig durch. Das letzte Wort in diesen Fragen hat der Kreistag in seiner Sitzung am kommenden Freitag. Allerdings ist die Vorentscheidung des Ausschusses ein Fingerzeig.

Kuriose Abstimmung

Die Abstimmung im Werkausschuss war insofern kurios, als sie gar nicht auf der Tagesordnung stand. In der Ladung war nur von Information und Beratung die Rede. Landrat Thomas Schiebel unterstrich, dass die Klinikleitung darüber ohne Beschluss der Kreisräte entscheiden dürfe, allerdings handele es sich um Fragen mit großer Außen- und Auswirkung. Deshalb beantragte der Landrat selbst die Abstimmung als „Signal der Politik an die Öffentlichkeit“.

Inhaltlich gab es wenig Neues: Dr. Andreas Fleischmann, Chefarzt der Chirurgie wiederholte ausführlich die Argumente, die er am Donnerstagabend in der Marktheidenfelder CSU-Infoveranstaltung schon vorgetragen hatte (wir berichteten).

Fleischmann erklärte, dass die Ärzte den Patienten „eine möglichst hohe Sicherheit“ sowie „eine schnelle, gute und adäquate Versorgung bieten“ wollten. Aus medizinischer und aus rechtlicher Sicht, sei es „sehr, sehr bedenklich“ in Marktheidenfeld weiterhin eine Notfallaufnahme zu betreiben.

„Kein vorauseilender Gehorsam“

Das sei nicht, wie von Kritikern verbreitet, ein „vorauseilender Gehorsam“ mit Blick auf erwartete Gesetzesänderungen, sondern orientiere sich an den vorhandenen Strukturen. Vor allem gebe es zu wenig Klinikärzte.

Ältere Bürger würden damit auch nicht „abgehängt“, wie immer wieder zu hören sei. Sie müssten im Ernstfall sowieso meist gefahren werden, und in Lohr hätten sie nun eine Anlaufstelle für eine umfassende medizinische Diagnostik und Versorgung. Fleischmann fasste zusammen: „Wir werden alles Mögliche für den Patienten tun und vor allem Schaden verhindern.“ Dazu dazu sei die Verlagerung der Notfallaufnahmen „alternativlos“. Im Grunde gilt das Gleiche für die Durchführung von Operationen.

Notfälle im Belegkrankenhaus

Manfred Goldkuhle (CSU) aus Karlstadt fragte nach den Strukturen im Belegkrankenhaus. In Karlstadt würden die Belegärzte den Notfalldienst zwischen 8 und 18 Uhr abdecken. Nachts sei das Klinikum dafür verantwortlich. Eine Hauptabteilung mit Chefarzt sei dafür nicht mehr nötig, erklärte stellvertretender Klinikreferent Günter Betz.

Während die medizinischen und rechtlichen Argumente viele Kreisräte zu überzeugen schienen, kritisierten mehrere doch die schnelle zeitliche Umsetzung. Für Christian Menig (CSU) aus Marktheidenfeld ist die Zentralisierung richtig, aber der Zeitpunkt falsch. Karlstadts Bürgermeister Paul Kruck brachte es auf den Punkt: „Ich kann alles nachvollziehen, aber es gibt eben auch die politische Sichtweise.“ Und die verlange nach einer längeren Übergangsfrist.

„Keine Ambulanz light“

Landrat Schiebel erklärte, dass das Klinikum „keine Ambulanz light“ vorhalten könne, die für leichte Fälle ausreiche, aber für fünf oder zehn Prozent der Patienten nicht. „Das geht nur zu null Prozent oder zu 100.“ Und Fleischmann ergänzte: Es sei in der Medizin kein sanfter Übergang möglich: „lebendig oder tot“.

Auch der Befürchtung, das Krankenhaus in Lohr könne die Patienten gar nicht aufnehmen, widersprachen Klinikreferent Gregor Bett und Fleischmann. Die Notaufnahme und die Sprechstunde seien inzwischen getrennt worden; damit habe sich inzwischen die Kapazität der Notaufnahme verdoppelt.

Vor der Abstimmung kritisierte Bärbel Imhof (Grüne), dass der Tagesordnungspunkt keine Entscheidung vorgesehen habe.

Formal hatte sie Bedenken, ob der Beschluss rechtlich zu halten sei. Inhaltlich bemängelte sie: „Wir haben ja gar keine Wahl.“ Sie hätte sich gewünscht, dass die wiedereingesetzte Klinik-Arbeitsgruppe Zeit gehabt hätte, Alternativen zu prüfen.

Genug gehört

Heidi Wright (SPD), Andrea Hamberger und Brigitte Riedmann (beide Freie Wähler) befanden dagegen, der Kreistag wisse schon seit Jahren um die Probleme, habe sie aber verdrängt und sei längst in der Lage, eine Entscheidung zu treffen. Gerade die Grünen hätten diese Mitbestimmung immer gefordert. Riedmann glaubte auch, dass genug Fakten vorlägen: „Wer es verstehen will, kann es verstehen. Wer es nicht verstehen will, wird es nicht verstehen.“

 
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