Keine Entscheidung hat die Gemeinde Neuhütten getroffen, ob sie sich an der offiziellen Antragsstellung beteiligt, den Spessart als Biosphärenregion anzuerkennen. Der Gemeinderat vertagte in seiner jüngsten Sitzung die Abstimmung, um die vielen neuen Informationen erst einmal sacken zu lassen.
In seinem Vortrag zeigte Sachgebietsleiter Sebastian Kühl vom Landratsamt Main-Spessart die Potenziale eines Biosphärenreservats auf. Unterstützung bekam er von Geschäftsführer Oliver Kaiser vom Naturpark Spessart. Derzeit lotet der Landkreis bei den Kommunen aus, ob auch sie Interesse daran haben, Teil eines Unesco-Biosphärenreservats als "Modellregion für nachhaltige Entwicklung" zu werden.
Die Biosphärenregion bietet Zugang zu einer verbesserten "Förderkulisse". Das Themenspektrum, die Chancen einer Biosphärenregion und die regionalwirtschaftliche Bedeutung sind laut Kühl vielfältig und groß, sofern man sie ergreifen möchte.
Kühl räumte auch mit einigen Vorurteilen auf. Bereits 97 Prozent der Fläche mit Pflege- und Entwicklungszonen seien durch bestehende Schutzgebietskategorien wie Natura 2000, Naturschutzgebiete oder das Landschaftsschutzgebiet Spessart gesichert. Dadurch seien laut Kühl keine weiteren Einschränkungen zu erwarten.
Anders sieht es allerdings bei den Kernzonen aus: Die drei Prozent Kernzonenflächen des Biosphärenreservats können aktuell nicht über bestehende Schutzgebiete wie Naturwald oder Naturschutzgebiete abgedeckt werden. Lediglich in den Kernzonenflächen, die bisher nicht den Status eines Naturschutzgebietes mit Prozessschutz haben, wird es neue Einschränkungen in einer Biosphärenregion geben. "Ansonsten wird es keinerlei Einschränkungen geben", versicherte Kühl.
Von Staatswald umzingelt
Für Neuhütten zeigte sich beim Blick auf die Karte schnell: "Sie haben auf der Gemarkung kein Kernzonenpotenzial. Sie sind von Staatswald ,umzingelt', und das Thema kommunale Kernzonenflächen ist schwierig bis unmöglich mangels Kommunalwaldflächen umzusetzen", so Kühl.
Im Südosten gibt es wenige Quadratmeter Natura 2000-Flächen, die für die "Pflegezonenkulisse" infrage kämen. Sie wären eine rein "bilanzielle Geschichte ohne neue Einschränkungen". Auch das Naturschutzgebiet "Spessartwiesen" komme nicht infrage, weil dieses nur so dastehe, weil es gepflegt werde.
In der anschließenden Diskussionsrunde brachte Gemeinderat Markus Grimm die Ängste von Bürgern vor, dass möglicherweise das Wegenetz in der Kernzone zurückgebaut werde. An Beispielen des Biosphärenreservats Rhön zeigte Kühl, dass das nicht der Fall sei.
Auch Befürchtungen, dass aus einer Pflege- oder Entwicklungszone nach Jahren eine Kernzone werden könnte, gäbe es. Dies sei möglich, wenn sich eine Kommune dazu entscheide, etwa ein schwer zu bewirtschaftendes Waldgebiet aus der Nutzung zu nehmen und dafür staatliche Ausgleichsleistungen erhalten könnte. Es stecke kein Automatismus dahinter. Grimm erfuhr auch, dass Landwirte und Waldbauern in der Pflegezone keine Mehrauflagen gegenüber heute hätte.
Ein möglicher Käferbefall in einer Kernzone kann in der Naturschutzverordnung geregelt werden. Eine Entnahme von befallenen Bäumen kann so geregelt werden, erfuhr Gemeinderat Fabian Kunkel.
Gemeinderat Tino Münster sprach die Holzrechte an. In der Entwicklungs- und Pflegezone gebe es keine Einschränkungen. In der Kernzone könne das Oberholzrecht nicht ausgeübt werden und es müsste mit der Staatsregierung ausgehandelt werden, dass für die Kommune eine ortsnahe und ausreichende Brennholzversorgung gewährleistet sei.
Etwas "Bauchweh", ob sich noch mehr Schutz über die bereits geschützten Flächen legt, hatte Gemeinderätin Ingrid Karl. Da bereits 97 Prozent der benötigten Flächen als geschützte Bereiche gesichert seien, werden laut Kühl keine zusätzlichen Einschränkungen kommen. Gemeinderat Edgar Karl fühlt sich im Spessartwald wohl, wie er ist und stand manchen Aussagen wie auch einige andere Gemeinderäte auch skeptisch gegenüber.