Der Heimat- und Volkstrachtenverein hat seine diesjährige Nikolausaktion mit Erfolg abgeschlossen und kann gleichzeitig ein ganz besonderes Jubiläum vorweisen: 1958 wurde die Aktion ins Leben gerufen und wurde damit zum 65. Mal durchgeführt, wenngleich in den beiden vergangenen Jahren aufgrund von Corona keine Familienbesuche möglich waren.
Als 1958 vom damaligen 1. Vorsitzenden Franz Josef Keller die erste Nikolausaktion gestartet wurde, kam man damit den häufigen Nachfragen und Anregungen aus der Bevölkerung nach, den alten Brauch der Kinderbesuche durch St. Nikolaus wieder aufleben zu lassen. In einer Zeitungsnotiz der Main-Post vom 3. Dezember 1958 ist nachzulesen, dass der Trachtenverein auch "dem in diesen Tagen häufig einreißenden Unfug entgegenwirken will".
Tatsächlich waren am Nikolaustag manchenorts düstere Gesellen unterwegs, die mit derben Späßen Kindern und Erwachsenen Angst einflößten und weit vom Gedenken an den gütigen St. Nikolaus weit entfernt waren.
Bei der ersten Nikolausaktion stand für Besuche außerhalb des Stadtkerns eine Pferdekutsche zur Verfügung und das Nikolauspaar wurde von zwei Engeln begleitet. Die Nikolauskostüme bestanden noch aus roten und schwarzen Kapuzenmänteln, die aber schon in den folgenden Jahren durch Bischofsgewänder ersetzt wurden, sodass fortan jeder Nikolaus nur noch als Bischof Nikolaus unterwegs war.
Waren die Nikolausbesuche anfangs größtenteils nur auf die Altstadt beschränkt, so sind die insgesamt drei Nikolauspaare heute alle motorisiert und im gesamten Stadtgebiet und den umliegenden Ortschaften unterwegs. Im Nikolausbüro, das seit 15 Jahren von der Schriftführerin Ingeborg Knaus geleitet wird, werden die Anmeldungen entgegengenommen, Wunschzeiten und Adressen koordiniert und danach die Besuchslisten erstellt. Und wie von ihr zu erfahren war, seien auch immer wieder Familien dabei, die bereits in der dritten Generation vom Nikolaus des Trachtenvereins besucht werden. Schmunzelnd fügt sie hinzu, dass sogar gelegentlich die Frage auftaucht, ob der Nikolaus wohl noch mit der Kutsche kommt.
Von: Ingeborg Knaus (Schriftführerin, Heimat- und Volkstrachtenverein e. V. Karlstadt)