Im Raum Lohr hat es nach Angaben der Polizei zuletzt mehrere Fälle nach dem Betrugsmodell „Nigeria-Connection“ gegeben. Bei dieser Masche werden von den Opfern durch Vorspiegelung falscher Tatsachen und Versprechungen größere Geldbeträge erschlichen.
Lohrs Polizeichef Wolfgang Remelka hatte Anfang September bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit der Raiffeisenbank zu Betrugsfällen von zunächst einem Fall im Raum Lohr berichtet, bei dem ein Opfer einem Betrüger in Nigeria mehrere 100.000 Euro überwiesen habe. Dafür hatte der Betrogene Geld bei Freunden und Nachbarn eingesammelt. Näheres wollte Remelka dazu im Hinblick auf die Persönlichkeitsrechte der Geschädigten auf Nachfrage nicht sagen.
Gleich mehrere Fälle im Raum Lohr
Nun hat Martin Kuhn, Pressesprecher der Polizei Unterfranken, auf Anfrage mitgeteilt, dass es gleich mehrere Fälle im Raum Lohr mit dem Betrugsmodell waren. Aber auch er wollte aufgrund des Persönlichkeitsschutzes keine weiteren Auskünfte erteilen.
Wie viele Verfahren es im Zusammenhang mit der „Nigeria-Connection“ genau sind, konnte Thorsten Seebach, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Würzburg, auf Anfrage nicht sagen. Die Verfahren würden nicht gesondert statistisch erfasst. Er bestätigt, dass bei der Staatsanwaltschaft einige Verfahren anhängig sind beziehungsweise waren. Die Schadenssummen belaufen sich laut Seebach in der Regel auf mindestens fünfstellige Beträge.
Ermittlungen gegen Betrüger und Finanzagenten
Die Staatsanwaltschaft ermittelt in solchen Fällen wegen Betrugs zum Nachteil der Geschädigten. Teilweise werde aber auch wegen leichtfertiger Geldwäsche gegen deutsche Kontoinhaber ermittelt, die als sogenannte Finanzagenten ihr Konto zur Verfügung gestellt haben. Häufig seien diese Kontoinhaber aber auch selbst Geschädigte, so Seebach.
Polizeisprecher Kuhn beschreibt das Vorgehen bei der jahrzehntealten Betrugsmasche „Nigeria Connection“ wie folgt: Die Täter nähmen heute überwiegend per E-Mail oder Online-Plattformen Kontakt zu potenziellen Opfern auf und stellten Geld in Aussicht, sofern die Opfer bereit sind, für – jeweils angepasste – Situationen, etwa eine Erbschaft, vermeintlich notwendige Vorauszahlungen zu leisten. Laut Staatsanwalt Seebach treten die Täter heute in der Regel über „Chat Rooms“ mit ihren Opfern – meist weiblich – in Verbindung und nutzen deren Leichtgläubigkeit aus.
Belohnung in Millionenhöhe in Aussicht gestellt
Die Täter geben laut Polizei dabei oft vor, aus Nigeria, Togo, Ghana, Sierra Leone, der Elfenbeinküste, dem Kongo oder Südafrika zu kommen und gesellschaftlich hoch stehende Persönlichkeiten zu sein, indem sie sich fälschlich mit Titeln wie zum Beispiel Doctor, Engineer oder Chief schmücken. Sie behaupten auch, hochrangige Posten bei Regierungsstellen wie dem Federal Ministry of Finance (FMF), der Central Bank of Nigeria (CBN) oder Ähnliches zu bekleiden.
In den Angebotsschreiben werden die Empfänger aufgefordert, beim Transfer von Millionenbeträgen behilflich zu sein. Als Belohnung werden bis zu 30 Prozent der Transfersumme, in der Regel zwischen 20 und 45 Millionen US-Dollar, in Aussicht gestellt.
Zur Herkunft der Gelder werden unterschiedliche Quellen vorgegeben: „Unterschlagene Firmenvermögen“ zählen ebenso dazu wie Familienschätze und Erbschaften, welche angeblich unverhofft aufgetaucht beziehungsweise nach plötzlichen Todesfällen eingetreten sind. Auch tatsächliche Begebenheiten wie Naturkatastrophen oder Kriegsgeschehnisse werden geschickt einbezogen und für eigene Zwecke verwertet. Damit soll die Authentizität der Schreiben unterstrichen werden.
Polizei: Vorsicht bei Gewinnversprechen
Polizeisprecher Kuhn rät: Seien Sie vorsichtig, wenn Ihnen Gewinne in Aussicht gestellt werden. Niemand verschenkt Geld oder Vermögen; auch dann nicht, wenn eine scheinbar plausible Situation geschildert wird. Sie wissen im Internet nicht, wer mit welcher Absicht mit Ihnen kommuniziert. Überweisen Sie keine Geldbeträge; auch dann nicht, wenn die zu überweisende Summe im Vergleich zum erwarteten Profit relativ niedrig ist.
Ist der Schaden eingetreten, sollten Betroffene das Angebot und den Schriftverkehr mit den Tätern ausdrucken und sich an die Polizei wenden.
Täter schwer zu ermitteln
Die Ermittlungen gestalten sich laut Staatsanwalt Thorsten Seebach aufgrund des Auslandsbezugs schwierig. „Häufig sitzen die Täter tatsächlich in Afrika, so dass allenfalls über den Weg der Rechtshilfe Ermittlungen geführt werden könnten – mit zweifelhaftem Erfolg“, so Seebach. In der Regel könne ein konkreter Täter mit Echtpersonalien nicht ermittelt werden, so dass die Verfahren eingestellt werden.