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TRIEFENSTEIN
Nicolas Lahovniks Weg vom Spezialisten zum Generalisten
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 04.01.2017 03:32 Uhr

Noch arbeitet Nicolas Lahovnik in einem Provisorium. Sein Büro im Erdgeschoss des Lengfurter Rathauses wirkt nicht gerade heimelig. Eher so, als hätte man ihn gerade beim Umzug gestört.

Dafür hat es einen unschätzbaren Vorteil: Es ist einer der ersten Räume, den Besucher des Rathauses vorfinden – und damit direkt beim neuen Geschäftsleiter der Triefensteiner Verwaltung landen. So lernt man Leute kennen.

Es gilt, Prioritäten zu setzen

Lahovnik sind Äußerlichkeiten nicht egal, aber im Moment setzt er andere Prioritäten. Um seinen Arbeitsplatz will er sich kümmern, wenn er sich eingearbeitet hat. Und das ist für den Verwaltungschef, der Mitte Oktober gekommen ist, noch lange nicht abgeschlossen. Zwar hat er schon mit den rund 40 Verwaltungsmitarbeitern persönliche Gespräche geführt, aber noch stehen viele Antrittsbesuche in den vier Ortsteilen der Marktgemeinde auf seiner Tagesordnung.

Lahovnik hat einen großen Sprung gemacht: Vom Büroleiter für Öffentlichkeit des Schweinfurter Oberbürgermeisters zum Verwaltungsleiter einer Kommune. In Schweinfurt war der 27-Jährige Spezialist, in Triefenstein wird er Generalist. „Das umfassende Aufgabenspektrum ist spannend und interessant für mich“, benennt er einen Grund für seinen Wechsel. Ein anderer: Er darf in jungen Jahren schon große Verantwortung übernehmen. In Triefenstein sitze er am Knotenpunkt, der Verwaltung, Bürgermeister, Gemeinderat und Bürger miteinander verbinde.

„Freiwillige Leistungen der Marktgemeinde müssen auf den Prüfstand.“

Dabei tritt Lahovnik kein leichtes Amt an. Die Marktgemeinde stöhnt unter einer großen Schuldenlast, da in den vergangenen Jahren einerseits größere Gewerbesteuereinnahmen ausblieben, aber andererseits die Infrastruktur von vier Dörfern erhalten werden muss.

Ein prominentes Opfer des chronischen Geldmangels war das defizitäre und sanierungsbedürftige Hallenbad, das Bürgermeister und Gemeinderat schweren Herzens opfern mussten. Und der Verwaltungsleiter vermutet, dass dies nicht der letzte Abschied von lieb gewonnenen Gewohnheiten gewesen ist. „Freiwillige Leistungen der Marktgemeinde müssen auf den Prüfstand“, sagt er unumwunden.

Marktgemeinde darf keine Kredite aufnehmen

Das ist für Lahovnik die logische Konsequenz daraus, dass Triefenstein angesichts seiner Schuldenlast keine neuen Kredite mehr aufnehmen darf, aber dennoch viele Pflichtaufgaben zu erfüllen hat: Sanierung der Wasserversorgung in Lengfurt, Restumbau der Kläranlage, Investitionen in die Feuerwehren, Ausbau des Kindergartens Homburg, Straßen- und Kanalsanierungen, ein Konzept für die alte Schule in Lengfurt. . . Lahovnik zählt eine Reihe von anstehenden Ausgaben auf, die er noch um viele Punkte ergänzen könnte.

Da gelte es, Prioritäten zu setzen und das Machbare vom Wünschenswerten zu unterscheiden. Doch der junge Chef ist nicht angetreten, um sich von Problemen ins Bockshorn jagen zu lassen. Sein Anspruch ist, die gute Infrastruktur in Triefenstein zu erhalten, damit die Marktgemeinde lebenswert bleibt.

Einkaufsmöglichkeiten, Arbeitsplätze und Gewerbeansiedlung – das sei wichtig für eine intakte Kommune. Einen Weg dahin sucht der Verwaltungsleiter zusammen mit Bürgermeister und Gemeinderat. Lahovniks Rezept: die Stärken der vier Ortsteile herausarbeiten, aber nicht alle Einrichtungen vier Mal vorhalten.

Stärken der Ortsteile herausarbeiten

Ein Beispiel: Logisch, dass Homburg und Lengfurt vor allem für Tourismus und Kultur stehen. Das sind Pfunde, mit denen die Kommune auch in einem größeren Umkreis für sich werben kann. Denn Neuansiedlungen von Firmen und Bürgern setzen ein gutes Standortmarketing voraus, ist Lahovnik überzeugt.

„Das Kirchturmdenken hinter sich lassen“ will der Verwaltungschef auch mit der interkommunalen Zusammenarbeit in der „Kommunalen Allianz Raum Marktheidenfeld“. Der vereinsmäßige Zusammenschluss von 14 Kommunen rund um die Stadt ist für Lahovnik schlicht ein Muss, weil längst nicht mehr jede Gemeinde alles selbst vorhalten oder allein erreichen könne.

Deshalb gibt es für ihn ein klares Ziel der Zusammenarbeit:„Wir können gemeinsam die Region voranbringen, so dass am Ende für jeden etwas dabei herauskommt.“ Denn erst wenn alle Mitglieder der Allianz gewinnen, werde sie akzeptiert.

„Wir wollen Stück für Stück besser werden.“

Was sich der neue Verwaltungschef dagegen nicht vorstellen möchte, ist die Aufgabe der Selbstverwaltung Triefensteins. „Die Verwaltungshoheit in der Kommune ist ein hohes Gut“, ist Lahovnik überzeugt.

Gerade bei vier Ortsteilen sei es für die Bürger wichtig, Ansprechpartner in der Verwaltung in annehmbarer Entfernung zu finden. Auch Lahovnik selbst glaubt, dass eine Verwaltung für ihre eigene Gemeinde mit mehr Herz arbeitet.

Wertschätzung für die eigenen Mitarbeiter

Seine Triefensteiner Mitarbeiter schätzt er jedenfalls so ein: „hoch motiviert, mit Einsatzwillen und der Bereitschaft, mit den Gegebenheiten positiv zu arbeiten – eine Mannschaft, die fit ist“. So lautet sein Eindruck nach den ersten Wochen im Amt. Das hilft Lahovnik sein eigenes Amtsverständnis umzusetzen: service- und bürgerorientiert zu arbeiten.

„Wir wollen Stück für Stück besser werden, den Bürgern Behördengänge erleichtern und auch im Internet Dienstleistungen anbieten.“

Für die kommunale Facebook-Seite, die im Dezember online gegangen ist, hat der Markt Triefenstein jedenfalls schon 130 Mal symbolische, nach oben gereckte Daumen erhalten. Davon hätte Lahovnik in Zukunft sicher gern noch mehr.

Die Marktgemeinde in Facebook:

www.facebook.com/markttriefenstein/?fref=ts

Nicolas Lahovnik und die Marktgemeinde Triefenstein

Der neue Geschäftsleiter der Verwaltung im Markt Triefenstein, Nicolas Lahovnik, ist 1989 in Bad Kissingen geboren. Dort ist er aufgewachsen und absolvierte das Abitur.

2009 begann Lahovnik sein Duales Studium an der Verwaltungshochschule in Hof mit Praxiseinheiten in der Verwaltung der Stadt Schweinfurt. Noch bevor er 2012 den Abschluss eines Diplom-Verwaltungswirts (FH) erreichte, nahm er ein ergänzendes Jura-Studium an der Uni Würzburg auf. Lahovnik steht vor dem Staatsexamen.

2012 trat Lahovnik seine erste Stelle als Büroleiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Schweinfurt an. Anfang 2016 wechselte er in die Rechtsstelle für Soziales, um seinen juristischen Schwerpunkt zu vertiefen.

Seit 10.10.2016 ist der 27-Jährige neuer Geschäftsleiter des Marktes Triefenstein. Er hat dieses Jahr geheiratet und wohnt in Würzburg.

Die Marktgemeinde Triefenstein hat fast 4400 Einwohner, die sich auf die vier Ortsteile Homburg, Lengfurt, Trennfeld und Rettersheim verteilen. Die Kommune hat ihre Schulden seit 2013 auf rund fünf Millionen Euro mehr als verdoppelt und darf deshalb vorerst keine neuen Kredite mehr aufnehmen.

Bei einem Haushaltsvolumen von 10,5 Millionen Euro in Einnahmen und Ausgaben bleiben der Marktgemeinde etwa 2,5 Millionen Euro jährlich für Investitionen. Die Gewerbesteuereinnahmen liegen bei circa 1,5 Millionen Euro.

 
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