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Urspringen
Nicht nur ein Ort der Trauer
Kein Platz mehr zu finden – die Singgruppe Urspringen trat am Wochenende in der früheren Synagoge auf.
Foto: Martin Harth | Kein Platz mehr zu finden – die Singgruppe Urspringen trat am Wochenende in der früheren Synagoge auf.
Martin Harth
Martin Harth
 |  aktualisiert: 05.04.2019 02:13 Uhr

Zwei bewegende Konzerte der Singgruppe Urspringen erlebte die frühere Synagoge in Urspringen am vergangenen Wochenende. Am Freitagabend waren rund 70, am Sonntagabend rund 90 Gäste gekommen, um der musikalischen Reise durch das Alte Testament und die Thora des über 50-köpfigen Chors unter Leitung von Simone Sommer zu lauschen. Dazu begrüßte an beiden Tagen die Vorsitzende des Förderkreises Synagoge Urspringen, Christine Kasamas, die mit ihrem Team die Veranstaltungen liebevoll vorbereitet hatte und die gewandt durch das Programm führte.

Auf eigene und besondere Weise erlebten die Zuhörer, dass die Synagoge keineswegs nur ein Ort der Trauer, Not und Verzweiflung war, wie es die Namensschilder der über 40 Deportationsopfer aus der einstigen jüdischen Gemeinde nahelegen könnten. Das 1803 geweihte Gebäude steht ebenso für Aufbruch, Hoffnung und Freude in der wechselvollen Beziehung von Juden und Nichtjuden in der deutschen Geschichte.

Uns so war der Reigen der dargebotenen Melodien auch bunt, mal heiter - mal besinnlich. Als Gesangsolisten wirkten unter anderen Otto Eyrich, Roman Eyrich, Peter Gömmer, Martina Greger, Franziska Pemsel, Alexander Sommer, Simone Sommer, Andrea Struppe und Martin Wirsching mit. Für eine zuverlässige und stilsichere instrumentale Begleitung sorgten Manfred Bernhard (Gitarre), Christian Otter (Percussion) und Simone Sommer (Klavier).

Zum Volkslied "Hava Nagila - Lasst uns glücklich sein" zogen die Sängerinnen und Sänger ein. Zu hören war vieles was Judentum im Glauben und im Leben verbindet. Es erklangen Bearbeitungen von Psalmen in der Form des Neuen Geistlichen Lieds. Melodien aus Musicals wie "Joseph" von Andrew Lloyd Webber und "Daniel" von Thomas Gabriel oder aus dem Zeichentrickfilm "Der Prinz von Ägypten" erzählten unterhaltsam von biblischen Figuren.

Man konnte Noah und Abraham oder den Königen Salomon und David begegnen, sei es in Bearbeitungen eines 70er-Jahre- Schlagers von Bruce Low oder mit dem Disco-Hit "By the Rivers Of Babylon" der Popgruppe Boney M. Des Milchmann Tewjes augenzwinkernder Traum "Wenn ich einmal reich wär" aus dem Musical "Anatatevka" berichtete aus Ghetto und Stetl. Das Lied "Dos Kelbl", das vor allem Folk-Star Joan Baez als "Donna Donna" populär gemacht hatte, erinnerte an die Zeiten der Verfolgung der jüdischen Minderheit.

So wurde bei diesen beiden Konzerten vieles deutlich, was Judentum und Christentum im Glauben vereint. Es wurden gute Zeiten des Zusammenlebens wachgerufen und an die schweren Zeiten des Miteinanders erinnert. Nenas kleiner Song "Wunder gescheh'n" könnte wie als ein Symbol der Hoffnung auf eine gedeihliche Zukunft auf dieser Erde erklungen sein.

Die beiden Abende wurden vom Publikum in der früheren Synagoge mit großem Applaus aufgenommen und Christine Kasamas kündigte für den 18. Oktober schon das nächste Konzert am gleichen Ort mit der Klezmer-Band "Schmitts Katze" an.

 
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