Seit 15 Jahren hat Manfred Marold keinen Tropfen Alkohol mehr zu sich genommen. Die ersten Jahre der Trockenheit wird der Leiter der Suchthilfe-Gruppe Lohr des Kreuzbunds nie vergessen. Marold hielt sich von allen Festen fern, bei denen Alkohol getrunken wurde. Gerade auch zur Faschingszeit. Inzwischen muss der 70-Jährige nicht mehr derart vorsichtig sein. Dennoch freut es ihn sehr, dass heuer in Würzburg zum dritten Mal eine alkoholfreie Faschingsprunksitzung für die Region stattfindet. Im Gespräch erzählt er, warum dies so wichtig ist.
Manfred Marold: Nein, für mich nicht. Aber grundsätzlich muss man sagen, dass eine Faschingsveranstaltung, bei der Alkohol getrunken wird, für einen trockenen Alkoholiker eine Gefährdung darstellen kann. Vor allem für jemanden, der frisch trocken zu werden beginnt. Ich selbst nehme an Faschingsveranstaltungen teil, bei denen Alkohol konsumiert wird, aber ich gehe spätestens um 23 Uhr. Danach fühlt man sich als trockener Alkoholiker einfach nicht mehr zugehörig.
Marold: Ja, das eine scheint ohne das andere nicht zu gehen. Wir treten den Gegenbeweis an. Und ich kann Ihnen versichern: Bei uns ist es sogar noch lustiger. Ich persönlich habe, seit ich nicht mehr trinke, an solchen Veranstaltungen viel mehr Freude als früher, weil ich bewusst mitbekomme, was geboten wird. Mein Verstand ist nicht mehr durch Alkohol benebelt. Ich muss allerdings zugeben, dass auch ich bei der ersten alkoholfreien Faschingsprunksitzung 2019 skeptisch war. Dennoch unterstützte ich sie, denn ich war auch neugierig. Es war ein Experiment. Und es gelang!
Marold: Ja, das ist so. Eine andere Gefahr stellt die Weihnachtszeit da. Auch da sind trockene Alkoholiker emotional sehr gefordert. Als Leiter der Suchthilfe-Gruppe des Kreuzbundes in Lohr ist es mir wichtig, die Mitglieder auf genau diese Gefährdungen vorzubereiten.
Marold: Etwa acht bis zehn im Moment.
Marold: Zum Glück gab es in meiner Gruppe keinen Rückfall. Ich weiß aber aus anderen Kreuzbund-Gruppen in Unterfranken, dass es durchaus Rückfälle an Weihnachten oder auch in der letzten Faschingszeit gab.
Marold: Nein, ein Faschingsmuffel bin ich nicht, aber es ist auch nicht so, dass ich ohne Fasching nicht leben könnte. Grundsätzlich lache ich gerne. Ich mag gelungene Sketche und sprachlich geschliffene, kritische, politische Darbietungen. Am liebsten lache ich, wenn andere in einer Runde befreit mitlachen. Dass dies geht, das ist das Wertvolle an einer alkoholfreien Faschingssitzung. Solche Veranstaltungen sind im Übrigen deshalb so wichtig, weil Alkoholismus sehr oft mit einer Depression einhergeht. Bei einer alkoholfreien Faschingsveranstaltung können trockene Alkoholiker aus ihrer tristen Stimmung gerissen werden.
Marold: Nein, gerade beim letzten Mal hatte ich den Eindruck, dass es viel mehr Menschen gibt, als man glaubt, die bei einer Faschingsveranstaltung keinen Alkohol trinken müssen. Das hat mich sehr gefreut. Natürlich kommen Leute, die jeden Abend in die Kneipe gehen, nicht zu einer solchen Veranstaltung. Aber das sind gar nicht so viele. Wenn ich ins Restaurant gehe, glaube ich zu beobachten, dass es heute mehr Menschen als früher gibt, die zum Essen kein Bier und keinen Wein, sondern ein alkoholfreies Getränk bestellen. Und während bei unserer ersten alkoholfreien Prunksitzung 2019 noch einige Tische leer blieben, war die Veranstaltung letztes Jahr wirklich gut besucht.
Marold: Nein (lacht), das ist keine Trostveranstaltung, die Prunksitzung wird vom Veranstalter, der Faschingsgesellschaft Dürrbacher Kaviar, genauso gut vorbereitet wie jede andere. Interessant ist übrigens, dass auch ein Mitglied der Kreuzbund-Selbsthilfe, nämlich Werner Müller, mitwirkt. Auch er ist ein trockener Alkoholiker. Er tritt bei Prunksitzungen in Theaterstücken und Sketchen auf. Also nicht nur bei alkoholfreien Sitzungen, sondern auch dort, wo Alkohol konsumiert wird. In dieser Hinsicht ist er in der Szene der Suchtselbsthilfe ein Vorbild.
Marold: Natürlich lässt sich nicht kontrollieren, ob ein Gast unserer alkoholfreien Prunksitzung heimlich auf der Toilette oder auf dem Parkplatz Alkohol konsumiert. Das will aber auch niemand kontrollieren. Ich selbst habe bei den beiden bisherigen Veranstaltungen im Raum keinen einzigen Ausrutscher gesehen. Nachdem ich die Veranstaltung ja unterstütze, unter anderem durch Öffentlichkeitsarbeit, hätten mir andere davon sicher berichtet, wäre dies geschehen. Wenn ein trockener Alkoholiker zu dieser Veranstaltung geht, ist die Motivation, trocken zu bleiben, garantiert sehr hoch. Aber auch Angehörige halten sich ganz offensichtlich daran, dass bei uns kein Alkohol getrunken wird.
Die dritte alkoholfreie Faschingssitzung in der Region wird am Samstag, 4. Februar, in der Turnhalle im Würzburger Stadtteil Unterdürrbach, Unterdürrbacher Straße 252, organisiert. Ausgerichtet wird die Veranstaltung von der Faschingsgesellschaft Dürrbacher Kaviar.
Eintrittskarten können unter Tel.: (09307) 1213 oder per E-Mail an fastnacht@kreuzbund-wuerzburg.de zum Preis von 15 Euro bestellt werden.
Aber es macht dumpf und im Geiste träge ... deswegen evtl.
Leute die keinen Alkohol trinken werden belächelt und mit komm doch wenigstens ein Gläschen geradezu genötigt. Wer ablehnt wird ausgegrenzt. Oft mischt ein Witzbold Alkohol in ein Glas alkoholfreies Getränk und gefährdet so den trocknen Alkoholiker. Warum muss jemand immer wieder erklären, dass er keinen Alkohol möchte? Das sind einige Gründe, warum Nicht-Trinker solchen Festen meist fern bleiben. Selbst Herr Marold sagt, dass er spätestens um 23 Uhr geht da er sich - als nicht Betrunkener - zwischen all den Besoffenen nicht mehr zugehörig fühlt. Denn genau das ist der Grund, warum er sich zurückzieht.
Hier also einen zwanghaften Zusammenhang herstellen zu wollen, ist ein bewußtes und böswilliges in schlechtes Licht rücken einer fröhlichen Jahreszeit, das auch noch alte und überkommene Klischees bedient.
sorry, aber da mach ich ganz andere Erfahrungen.
vor allen Dingen werden die Menschen immer jünger
die Alkohol in Übermaßen zus ich nehmen..
mal am Wochenende in die Stadt
oder im Sommer diverse Weinfeste besuchen...
die rennen teilweise schon 12 jährige mit der Weinflasche rum
und wissen nicht
wie sie abends nach Hause gekommen sind!
der Alkohol ist viel zu sehr in der Gesellschaft integriert und akzeptiert
das man sich schon rechtfertigen muss
wenn man KEINEN ALKOHOL trinkt!
Alkoholkonsum (und Tabakkonsum) ist seit Jahren rückläufig. Früher tranken Deutsche im Durchschnitt etwa 15 Liter reinen Alkohol. Jetzt sind es etwa 10 Liter reinen Alkohol.
https://www.tagesschau.de/inland/alkoholkonsum-jugendliche-101.html
https://yougov.de/topics/consumer/articles-reports/2022/07/20/unter-europaischen-genz-trinken-deutsche-am-selten
Ich gehe mal davon aus , dass es sich bei Ihrem Beitrag um Ironie handelt. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus.