Der Neustart des St.-Pius-Vereins, des Trägervereins für die gleichnamige Kindertagesstätte in der Lindig-Siedlung, eine der größten im Lohrer Stadtgebiet, ist geglückt. Die Mitgliederversammlung hat am Mittwoch einen neuen Vorstand gewählt. Neue Vorsitzende ist Dörte Habermann.
In der Jahresversammlung 2022 sah die Situation noch anders aus. Der Vorstand aus Vorsitzender Karin Heilgenthal, Stellvertreter Christian Maier, Kassier Frank Bernard, Schriftführerin Petra Breitenbach-Czermin und Beisitzerin Carolin Wilpert hatte seinerzeit angekündigt, seine langjährige Arbeit zu beenden. Sogar eine Übergabe der Kita an die Caritas stand im Raum.
"Wir sind unglaublich froh darüber, dass der Verein Nachfolger haben wird", erklärte Heilgenthal. Fünf Interessenten hätten sich gemeldet, die in den vergangenen Monaten bereits eingearbeitet worden seien und einige Projekte übernommen hätten. Ferner seien einige Ideen aus einem Workshop umgesetzt worden, wie die Auslagerung der Buchhaltung an ein Steuerbüro.
Eine Kita mit Strahlkraft
Das Erstaunliche sei, so Heilgenthal, dass der alte Vorstand seine Nachfolger nicht gekannt habe. Auch hätten sich die Neuen untereinander nicht gekannt. Sie sehe darin einen Beleg, dass die Kita einzigartig und besonders sei und eine Strahlkraft nach außen habe. Diese Strahlkraft habe die Neuen erreicht. Sie selbst habe in den zehn Jahren ihrer Tätigkeit "unglaublich viel gelernt".
Die 32 Stimmberechtigten unter den mehr als 50 Anwesenden im Pfarrheim wählten die neuen Vorstandsmitglieder jeweils einstimmig: Vorsitzende ist Dörte Habermann, Stellvertreter Christian Ruf, Kassier Stefan Just, Schriftführer Torsten Gebhardt und Beisitzerin Nicole Ritter.
In ihrem letzten Tätigkeitsbericht verwies Karin Heilgenthal auf die Notwendigkeit, im Kita-Jahr 2022/23 zweimal neues Personal einzustellen: einmal wegen des erhöhten pädagogischen Betreuungsbedarfs nach den Corona-Jahren und zum anderen wegen erhöhter Buchungsanfragen. Die Suche nach neuem Personal und die Vorstellungsgespräche hätten eine Menge Nerven gekostet. Dank des Raumangebots der Kirchenverwaltung St. Pius sei es gelungen, eine temporäre Erweiterung der Kita um eine Gruppe für bis zu zwölf Kinder ab drei Jahren im Untergeschoss des Pfarrheims umzusetzen.
Erweiterung des Horts scheitert an den Kosten
Gescheitert sei dagegen die Ausweitung des Horts, wo es einen Buchungsüberhang von zehn Kindern gab. Im benachbarten Pfarrhaus hätte zwar Raum zur Verfügung gestanden, aber für den nötigen Umbau hätte es keine Förderung gegeben, berichtete die scheidende Vorsitzende. "Der Verein hätte die Kosten von über 50.000 Euro selbst nicht stemmen können." So habe es lediglich eine Ausnahmegenehmigung für drei Sackenbacher Schulkinder gegeben, die vor Ort keine Betreuungsalternative hätten.
Für das nächste Kita-Jahr zeichne sich ab, dass die Anfragen für den Hort das vorhandene Platzangebot wieder übertreffen werden. Gespräche mit der Stadt und den Eltern liefen. Eine Lösung sei noch nicht erarbeitet.
Krippe, Kindergarten und Hort ausgebucht
Kita-Leiterin Christine Dietrich berichtete, dass 2022 die Bereiche Krippe und Kindergarten ausgebucht waren. Das bedeute, die beiden Krippengruppen seien täglich von jeweils 15 Kindern besucht worden, teilweise im Platzsplitting, die Kindergartengruppen von jeweils 27 Kindern.
Um allen angemeldeten Kindern einen Platz zur Verfügung zu stellen, habe man schon zu Beginn des Kita-Jahres 2022 eine Sondergenehmigung für Überbelegung vom Jugendamt bekommen. Bei weiteren Anfragen habe man auf eine Warteliste verweisen müssen. Auch der Hort für Schulkinder aus Lindig und Sackenbach sei wieder voll belegt gewesen.
Überschuss aus dem Kindergartenbetrieb
Im Kassenbericht verwies Frank Bernard auf ein Minus des Vereins von 20.500 Euro im vergangenen Jahr, während der Kindergartenbetrieb ein Plus von rund 160.000 Euro erzielte. Das Haushaltsvolumen hat mittlerweile die Millionengrenze erreicht. Den Überschuss darf der Verein aber nicht behalten, sondern muss ihn der Stadt zurückzahlen.
Diese ist im Gegenzug bei einem Minus der Kita verpflichtet, das Defizit aus dem Stadtsäckel zu begleichen. Um den Verein nicht zu überfordern, soll das Geld nicht auf einmal zurückgezahlt werden, sondern in Tranchen.
Der Haushaltsplan 2023 sieht für den Verein Einnahmen und Ausgaben von jeweils 5800 Euro vor und für die Kita Einnahmen und Ausgaben von jeweils 991.000 Euro. Beide Zahlenwerke und der Stellenplan 2023 wurden von der Mitgliederversammlung jeweils einstimmig gebilligt.
"Sie haben Spuren hinterlassen und einen Weg geöffnet, auf dem man weitergehen kann", bescheinigte Pfarrer Sven Johannsen dem alten Vorstand. Er ist kraft Amtes Vorstandsmitglied. Der ehrenamtlich tätige Vorstand habe den "Millionenbetrieb gut bewältigt".
Meilenstein hinterlassen
Dass der Kindergarten heute so gut dastehe und das Riesenprojekt Sanierung umgesetzt worden sei, sei dem Vorstand zu verdanken. Mit der Sanierung habe er einen "wichtigen Meilenstein hinterlassen". Es sei wirklich ein besonderer Vorstand gewesen.