Ohne Geschichte gäbe es kein Jubiläum. Was einst geschah, ist heute Grundlage für die Bedeutung eines Ortes. So wird Vergangenheit zu einem aktuellen Thema, wie jetzt bei 1250 Jahre Neustadt.
Um die Ortsgeschichte zu würdigen und sogar wieder ein bisschen lebendig werden zu lassen, ist 2019 zum Jubiläumsjahr in Neustadt ausgerufen worden. Anlass ist die Gründung des Klosters vor 1250 Jahren.
Führungen und Ausstellungen
Am 6. und 7. Juli gibt es ein Festwochenende. Schauplätze sind unter anderem der Dorfplatz, die Mainlände, der Pfeuffers Hof und natürlich Kirche und Kloster. Auf dem Programm stehen Führungen, eine Mittelalter-Ausstellung, alte Handwerkskunst und vieles mehr. Auch die "Naüschter Tradition" soll nicht zu kurz kommen.
Mit einer Vortragsreihe wird die Geschichte von Kirche und Kloster Neustadt beleuchtet. Man könnte meinen, das sei schon alles bis in jeden Winkel erforscht. Doch die Frühzeit des Siedlungsraums am Main, der Anlass für die Gründung in Neustadt, die Bedeutung des Klosters und eine Menge weiterer Punkte geben Rätsel auf und sind Anlass für Spekulationen.
Um ein Gesamtbild bemüht ist Theodor Ruf, Historiker und Kreisheimatpfleger von Lohr. Er befasst sich intensiv mit der regionalen Vergangenheit und versucht, dunkle Stellen auszuleuchten. Dabei müssen Forschungsergebnisse wie ein Puzzle zusammengefügt werden. Am 26. März um 19.30 Uhr spricht Theodor Ruf in der Alten Turnhalle in Lohr über die Gründung und Ausstattung des Klosters Neustadt am Main.
Die Überlieferungen dazu sind widersprüchlich, die Fragen vielfältig: Wer war der Gründer? Was bewog ihn? Welche Funktion sollte das Kloster haben? Wie und in welchem Raum entwickelte sich das Kloster in seinen Anfängen? Die ersten Bischöfe von Würzburg mischten da mit und sogar Karl der Große soll in Neustadt gewesen sein. Theodor Ruf sieht auch ein enges Verhältnis zwischen dem Kloster und Lohr als zentralem Ort zwischen Würzburg und Aschaffenburg.
Aus mancher Legende wurde ein Kult, etwa um die heilige Gertrud. Am 2. April um 19.30 Uhr spricht Jürgen Emmert in der Alten Turnhalle in Lohr über Gertrud von Nivelles (626-659), die als vermeintliche Gründerin der Klöster Neustadt und Karlburg verehrt wurde. Der Vortrag versucht, die Geistigkeit des frühen Mittelalters durch die Person der heiligen Gertrud zu erschließen.
"Die Neustadter Klosterkirche - Geschichte und Gestalt in Mittelalter und Neuzeit" ist das Thema von Johannes Sander am 19. Mai um 14 Uhr in der Neustadter Kirche. Der Vortrag geht der bewegten Baugeschichte nach. Die 1857 durch einen Brand schwer beschädigte Kirche ist ein Beispiel dafür, wie im 19. Jahrhundert mittelalterliche Architektur neu interpretiert wurde.
Konflikt mit dem Bistum
Den Konflikt zwischen Kloster Neustadt und Bistum Würzburg greift Winfried Romberg im Vortrag am 4. Juni um 19.30 Uhr in der Alten Turnhalle in Lohr auf. Seit der zwangsweisen Verlegung des Neustädter Klosterarchivs auf die Würzburger Landesfestung Marienberg (1558) waren die klösterlichen Rechte um Besitz und Selbstverwaltung gegenüber dem Würzburger Fürstbischof hoch umstritten. Letztlich war Neustadt der Landesherrschaft Würzburg unterlegen.
Also viele spannende Themen, die Einblicke in die 1250-jährige Geschichte von Kloster Neustadt geben und neue Erkenntnisse über das Gestern und Heute unserer Region erwarten lassen.