
Seit fünf Jahren kommt Michael Dümig regelmäßig zum Senioren-Internet: "Ich habe mich erst in meinem Ruhestand mehr mit Laptop und Handy auseinandergesetzt - und gemerkt, dass ich noch Einiges lernen muss", sagt der 70-Jährige. Fotos vom Handy auf den Computer übertragen, Anzeigen auf eBay einstellen, Nachrichten auf WhatsApp schreiben: Wie das funktioniert, zeigten ihm die insgesamt sechs Betreuerinnen und Betreuer des Senioren-Internets.
Seit 2001 sind Menschen ab 50 Jahren mit ihren Computerproblemen im Franck-Haus vorbeigekommen. Seit Mittwoch finden die Veranstaltungen im oberen Stockwerk der neuen Stadtbibliothek in der Schmiedsecke 3 statt. Dort stehen drei Rechner, ein Laptop und ein Tablet zur Verfügung, alle finanziert durch Spenden.
"Seit dem Bau der Stadtbibliothek war angedacht, dass das Senioren-Internet dort hinzieht", erklärt Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder. Werner König, verantwortlich für das Senioren-Internet und einer der Betreuer, sieht viele Vorteile in dem neuen Standort: "Jetzt kommen vielleicht Menschen vorbei, die eigentlich nur in die Bibliothek wollen und zufällig auf uns aufmerksam werden", sagt er. Außerdem hoffe er, dass die jüngeren Nutzer der Bibliothek den älteren bei ihren Computerproblemen helfen können und so ein Austausch zwischen Jung und Alt stattfindet. "Die Bibliothek soll kein ruhiger Ort sein, sondern ein Ort, an dem sich alle Menschen treffen können", betont Susanne Wunderlich, die Leiterin der Stadtbibliothek.

Vhs-Kurs geht manchen zu schnell
Werner König und seine Kollegen helfen dabei, E-Mail-Programme einzurichten, zeigen den Besuchern, wie sie sicher im Internet surfen, Ordner anlegen oder Apps herunterladen. Manchmal müssen sie auch schwierigere Probleme lösen, zum Beispiel, wenn der Ton an einem Laptop plötzlich nicht mehr funktioniert: "Ich bin keine Computerexpertin, aber wir tun, was wir können und sind bereit, Neues zu lernen", sagt Betreuerin Margot Roos, die seit 2001 ehrenamtlich beim Senioren-Internet hilft.
Manche Besucher haben, bevor sie das Senioren-Internet besucht haben, einen Kurs bei der Volkshochschule gemacht. "Der Kurs geht manchen zu schnell", sagt Roos, "dann kommen sie zu uns und wir können ihnen alles Schritt für Schritt noch einmal persönlich erklären."
Jedes Jahr rund 1000 Besucher
Früher seien viele Touristen und Menschen, die zuhause keinen Internetzugang hatten, zu ihnen gekommen, erzählt König. Das sei heute anders, viele Besucher würden ihre eigenen Geräte mitbringen. Besonders nach Weihnachten hätten viele zum ersten Mal ein Handy oder einen Laptop bekommen und Probleme damit, die Geräte richtig zu bedienen.
Die Anwesenheitsliste zeigt, dass jedes Jahr rund 1000 Besucher zum Senioren-Internet kommen. "Manche Gäste kommen nur einmal vorbei, weil sie zum Beispiel ein Problem mit einem Gerät haben und ihnen gesagt wurde, dass wir helfen können", erklärt Roos,"andere sind seit Jahren regelmäßig dabei."
Änderung der Öffnungszeiten
Durch den Umzug haben sich auch die Öffnungszeiten des Senioren-Internets geändert: Die neuen Zeiten sind mittwochs von 10 bis 13 Uhr und donnerstags von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr.