
Jürgen Vorndran, Generalvikar der Diözese Würzburg, hat am Sonntag in einem Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Michael den neuen pastoralen Raum Lohr errichtet. Lohrs Pfarrer Sven Johannsen, nunmehr Kurator des neuen pastoralen Raums, will erreichen, "dass keiner am Ende das Gefühl hat, unter die Räder gekommen zu sein".
Die neue Struktur umfasst die Pfarreiengemeinschaften 12 Apostel am Tor zum Spessart (Lohr, Pfarrer Sven Johannsen), Effata im Spessart (Frammersbach, Pfarrer Michael Schmitt) und St. Sebastian auf der Fränkischen Platte (Steinfeld, Pfarrer Slawomir Olszewski). In diesem pastoralen Raum leben über 18.000 Katholiken.
Seine Errichtung vollzog sich in Form einer Verlesung des bischöflichen Dekrets durch den Generalvikar, das Johannsen überreicht bekam. Der Leiter der Diözesanverwaltung drückte ihm im Laufe des Gottesdienstes noch eine zweite Urkunde in die Hand, durch die Johannsen von Bischof Franz Jung auf Vorschlag der Verantwortlichen vor Ort zum Kurator des pastoralen Raums Lohr ernannt wurde.
"Nicht der Oberpfarrer"
In dieser Funktion sei er "nicht der Oberpfarrer", betonte der Lohrer Pfarrer. Deshalb habe man auch eine dreijährige Übergangszeit beantragt, statt eine Leitung durch einen Einzelnen zu installieren. Seit 2017, als die Projektzeit mit der pastoralen Konferenz begonnen habe, und bei vielen Folgetreffen habe man schnell bemerkt, "es gibt nicht nur das Zentrum Lohr und von dort wird das Heil verteilt".
Lohr sei ein Zentrum, Frammersbach als größte Einzelgemeinde ein zweites. Dazu komme Mariabuchen als spirituelles Zentrum. Um sie herum gruppierten sich kleinere Gemeinden, wobei "klein nicht bedeutet, dass dort nichts passiert". Der Weg in der neuen Struktur solle so gegangen werden, "dass ihn jeder mitgehen kann".
Das bedeute auch, so Johannsen, dass man sich verständigen müsse, um mit einer Stimme zu reden. In zehn bis 15 Jahren werde die pastorale Situation ganz anders aussehen. Deswegen dürfe man nicht in Panik verfallen, sondern müsse machen, was gehe. Niemand solle das Gefühl haben, dass man ihm etwas wegnehme.
Johannsen betonte, den Gemeinden solle nichts genommen werden, sondern man wolle mit ihnen zusammen "Voraussetzungen schaffen, dass man noch Gemeinde sein kann". Das werde manchmal weh tun. Der Weg müsse so gegangen werden, dass er den Menschen angemessen sei, aber es dürfe kein Wegschauen geben, wo Probleme bestünden.
Generalvikar spricht von tiefgreifenden Umbrüchen
Generalvikar Vorndran sprach in seiner Predigt von tiefgreifenden Umbrüchen: "Wo man hinschaut, herrscht Verunsicherung – auch in unserer Kirche." Mit der Errichtung des pastoralen Raums Lohr und der anderen pastoralen Räume im Bistum sei etwas Neues gesetzt worden. Wie das Neue werde, könne keiner sagen.
Die neue Struktur bedeutet nach Vorndrans Worten auch eine Abkehr vom Kirchenbild der 1980er-Jahre – von der tief in der Gesellschaft verankerten Volkskirche zur "Entscheidungskirche". Zwischen dem Abschied vom Gewohnten und dem Ausblick auf eine ungewisse Zukunft gebe es eine Spannung. Das Miteinander im neuen pastoralen Raum brauche wie im Gleichnis vom barmherzigen Vater und dem verlorenen Sohn Geduld und Barmherzigkeit mit den anderen und sich selbst.
Für die Ehrenamtlichen des neuen pastoralen Raums drückte Evi Loschert aus Steinfeld die Hoffnung aus, der Weg, den man gehe, werde die Kirche im Dorf lassen. "Bleiben wir nahe bei den Menschen und ihren Nöten und Sorgen", so Loschert.