Nach einem turbulenten Jahr, das knapp einem Drittel der 94-köpfigen Belegschaft von "Okalux" die Kündigung brachte, will Florian Lindlbauer wieder Ruhe in den Marktheidenfelder Hersteller von hochwertigen Fensterscheiben bringen. Seit 1. Mai ist der gebürtige Niederbayer dort Geschäftsführer. Er soll das strauchelnde Unternehmen, das jetzt zum Schweizer Glas-Konzern "Trösch" gehört, fit für den weltweiten Markt machen. Im Interview spricht Lindlbauer darüber, wie er das schaffen will und was das Besondere an dem Marktheidenfelder Unternehmen ist.
Florian Lindlbauer: Okalux ist und bleibt in Marktheidenfeld beheimatet und eine eigenständige Produktmarke innerhalb der Schweizer Glas Trösch Gruppe. Am Standort sollen weiterhin Okalux-Produkte hergestellt werden, ergänzt durch die von Glas Trösch.
Lindlbauer: Wir sehen uns weniger als Hersteller von Isolierglas, sondern mehr als Spezialist für optimale Tageslichtnutzung mittels Glas. Die Anforderungen sind hier je nach Gebäude sehr unterschiedlich. Im Büro geht es zum Beispiel darum, Blendung oder Überhitzung durch übermäßige Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Dies erreichen wir mit unseren Lichtlenk- und Lichtstreusystemen, die im Scheibenzwischenraum eingesetzt werden. Anderes Beispiel: Sporthallen. Auch diese müssen gut ausgeleuchtet sein, ohne dass die Sportler auf dem Spielfeld oder an den Geräten durch die Sonneneinstrahlung behindert werden. Hier setzen wir auf in die Dachverglasung integrierte Raster, die verhindern, dass kein direktes Sonnenlicht in den Innenraum gelangt. Gleichzeitig ist die Verglasung maximal durchlässig für diffuses Tageslicht. Diese Themen behandelt nur Okalux in dieser Tiefe. Da sind wir Spezialisten seit über 50 Jahren.
Lindlbauer: Glas Trösch sieht tatsächlich viel Potenzial in Okalux als Marke. Schon die Entwicklung im letzten Jahr und der Ausblick auf das kommende bestätigen dies.
Lindlbauer: Zunächst einmal ist die Glas Trösch Gruppe für Okalux ein sicherer Hafen. Sie gibt uns wesentlich mehr Spielraum, strategisch zu handeln und neue Märkte zu erschließen. Natürlich, ein aktuell so komplexer Markt wie Großbritannien erlaubt keine großen Sprünge. Aber wir haben gerade überall auf der Welt sehr schöne Projekte in der Pipeline – so beispielsweise in Australien, in Südtirol, aber auch in Deutschland.
Lindlbauer: Vor allem die Gestaltungsmöglichkeiten. Meine Reise bei Glas Trösch dauert jetzt schon länger, seit 2012 um genau zu sein. Ich war hier viel in der Beratung tätig, zuvor aber auch im operativen Bereich. Diese Erfahrung aus beiden Welten will ich nutzen, um Okalux wieder auf die richtige Spur zu bringen. Wir haben noch einige Dinge vor uns und sind auf einem sehr guten Weg.
Lindlbauer: Die Mannschaft hat eine schwierige Zeit hinter sich. Insolvenz, Führungswechsel und so weiter. Mir war es wichtig allen zu signalisieren, dass es jetzt wieder bergauf geht und zu motivieren. Und wir haben investiert. Wenn eine starke Gruppe im Hintergrund steht, geht das einfacher, als wenn man als Einzelunternehmen unterwegs ist. Es war für viele im Unternehmen eine neue Erfahrung, wie schnell man Worten auch Taten folgen lässt.
Lindlbauer: Wir fokussieren uns auf das, was Okalux am besten kann und sprechen Architekten gezielter an. Dafür erhöhen wir die Sichtbarkeit der Marke in den einschlägigen Fachmedien und werden stärker in den digitalen Medien präsent sein. Für die direkte Ansprache unserer Kernzielgruppe setzen wir auf einen starken Vertrieb und sind zudem ab Februar in einer Architektenausstellung in München präsent, der Designerwerkschau.
Lindlbauer: Flexibilität. Wir haben hochqualifizierte Mitarbeiter, die dazu noch innovationsfreudig sind. In der Regel kommen Architekten mit ihren Ideen zu uns und wir finden die Lösungen.
Lindlbauer: Das kann und will ich im Detail nicht beurteilen. Aber auch vor mir haben viele Leute einen guten Job gemacht, sonst gäbe es das Unternehmen ja nicht seit mehr als 50 Jahren.
Lindlbauer: Wir haben jetzt Zugriff auf die gesamte Wertschöpfungskette. Glas Trösch produziert das Glas selbst, angefangen bei Sand, Soda und Kalk. Dadurch gibt es mehr Know-How, wir können schneller auf Trends eingehen, Produkte besser anpassen. Und wir sind nicht zwingend von Vorlieferanten abhängig.
Lindlbauer: Wenn die zurzeit in der Anbahnung befindlichen Projekte wie erwartet umgesetzt werden können, werden wir tatsächlich wieder wachsen können. Wir wollen auch weiter ein Ausbildungsbetrieb sein und suchen aktuell für das nächste Lehrjahr zwei Auszubildende für den Beruf des Flachglastechnologen.
Lindlbauer: In das Insolvenzverfahren konnten wir nicht eingreifen, auch wenn es parallel mit den Übernahmeverhandlungen der Scheuten-Gruppe lief.
Lindlbauer: Ja, auf jeden Fall!