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Lohr
Neuer Kantor überzeugt bei Debüt
Musikalische Schätze zur Passion: Unter Leitung des neuen Kantors Tyron Kretzschmar interpretierte die Kantorei St. Michael mit Orchester sowie Solistinnen und Solisten das Passionskonzert 'Miserere'.
Foto: Gisela Büdel | Musikalische Schätze zur Passion: Unter Leitung des neuen Kantors Tyron Kretzschmar interpretierte die Kantorei St. Michael mit Orchester sowie Solistinnen und Solisten das Passionskonzert "Miserere".
Bearbeitet von Gisela Büdel
 |  aktualisiert: 04.04.2024 02:48 Uhr

Jesu Tod am Kreuz, der Schmerz der Gottesmutter, Verleugnung und Verrat durch die Jünger: das Passionskonzert unter dem Titel. "Miserere" eröffnete am Abend des Palmsonntags in der Stadtpfarrkirche St. Michael die Karwoche. Unter dem Dirigat des neuen Kantors Tyron Kretzschmar musizierten brillant Vokalisten und Instrumentalisten. "Miserere" drückt Hoffnung auf Erbarmen aus, darauf, dass der Blick über Trauer und Verlassenheit den Weg in lichte Himmelshöhen findet. "Musikalisch wertvoll, sozial relevant und mit klarer Botschaft" war das Konzert nach Musik der Barock-Komponisten Zelenka, Hasse, Händel und Vivaldi überschrieben.

Im Altarraum musizierten Meister ihres Faches, die sich zum Ensembleklang auf hohem Niveau vereinten. An der Continuo-Orgel saß Alfons Meusert, der Anfang des Jahres als Lohrer Kantor in den Ruhestand ging und den symbolischen Taktstock in die jungen Hände von Tyron Kretzschmar gelegt hatte.

Vom Publikum im gut gefüllten Mittelschiff der Kirche nannte Pfarrer Sven Johannsen Kretzschmars Konzert-Debüt "einen historischen Moment". Er dankte den Ausführenden, in deren Mitte sich Vorgänger Meusert fand. Dessen Mitwirken spreche für ein gut funktionierendes Miteinander der beiden Kantoren.

Großartige Solistinnen und Solisten

"Premiere geglückt" hieß es nach 80 Minuten für Tyron Kretzschmar. Seinem Ensemble achtsam und empathisch zugewandt, gestaltete der erst 23-Jährige sein Debüt: ein Passionskonzert mit Gespür für die Lyrik zwischen üppigem Barock und feinfühliger Wahrnehmung. Dank vier großartiger junger Solistinnen und Solisten, chorischer Vokalkunst und Kammerorchester erweckte Kretzschmar die liturgischen Gedanken vom markanten Auftakt über expressive Momente bis zum brillanten Finale zum Leben.

In großer Besetzung (Geigen-Solo: Veronika Hagemann) gab "Confitebor Tibi Domine ZWV 72", eine der 30 Psalmvertonungen von Jan Dismas Zelenka den glanzvollen Auftakt. In der Händel-Arie "Vouchsafe, o Lord" überzeugte Bass-Solist Philipp Steigerwald. "Eja Mater" – Vivaldis "Stabat Mater" stellt die Empfindungen der Gottesmutter nach, die ihrem Sohn am Kreuz Beistand leistet. Im Einklang mit den Streichern beherzigte Solistin Kea Niedoba (Alt) Dramatik und Tiefe des Werkes. Kompliment auch für ihr Solo in "Mea tormenta, properate!". Dramatisch in Rhythmus und Tempo beschreibt Johann Adolf Hasses Arie Simon Petrus' Seelenqualen im Angesicht des gekreuzigten Christus. Stilistisch ungewöhnlich komponierte Zelenka 1738 den Bußpsalm "Miserere mei, Deus". Inhalt ist das inständige "Gott sei mir gnädig"

Zufriedener Vorgänger

Mit ihrem fein nuancierten Sopran sang sich Victoria Lydia Sommerer ins Herz der Zuhörer. Nach einem Moment der Stille brandete hochverdienter minutenlanger Beifall auf. Ein gutes Zeichen, dass Kantor Tyron Kretzschmar in der Lohrer Kirchenmusik angekommen ist.

"Miserere" dürfte ein Meilenstein sowohl seines Schaffens als auch im kirchenmusikalischen Jahreskalender der Kantorei sein. "Ich bin sehr zufrieden. Das Ensemble hat super zusammengewirkt", so das Resümee des strahlenden Dirigenten gegenüber dieser Redaktion. "Im Zusammenhang mit dem Leid passt die Botschaft der Werke ideal in die Passionszeit." Der Kampf, auch um den Glauben, habe Bezug zur krisengeplagten Gegenwart, "in der man für gute Absichten einstehen soll".

Erfreut über die Fortführung der Kirchenkonzerte lobte Alfons Meusert: "Das macht mein Nachfolger gut." Etwas entspannter "von der anderen Seite aus" lasse er ihm freie Hand bei der Umsetzung eigener Vorstellungen. "Erfolg, Freude und rege Kontakte, die der Kantorei Zulauf an Nachwuchssängern bringen", lautete sein Wunsch.

"Höchst anspruchsvoll" nannte Winfried Söllner (Lohr), Musiklehrer an der Mittelschule Gemünden, die Auswahl der selten gespielten Werke. Begeistert war der bekennende Klassik-Liebhaber vom "extrem hohen Niveau" des Ensembles inklusive der jungen Solistinnen und Solisten. "Fantastisch" seien der neue Kantor und "dass dem Zuhörer in einer Stadt wie Lohr so etwas geboten wird". Musikpädagoge John Walkowiak (Lohr) würdigte "die brillant aufgeführten Werke mit ausgezeichneten Solisten".

 
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