Seit Gründonnerstag steht neben dem stillgelegten Brunnen am Zellinger Spätzplatz ein Verkaufsautomat für Eisbecher. Der Gemeinderat hatte der Aufstellung erst zwei Tage vorher auf Empfehlung des Ausschusses für gesellschaftliche Entwicklung zugestimmt. Dagegen stimmten die beiden Räte von den Grünen.

"Mitten im Ort ist das ein Symbol dafür, dass sonst nichts mehr geht", argumentierte Volker Wingenfeld. Der Gemeinderat solle eher fördern, dass eine Eisdiele eröffnet, vielleicht mit einem Mietzuschuss für die ersten Jahre. Jürgen Keller (SPD) hielt dagegen, der Betreiber habe einen solchen Automaten in Würzburg sogar vor seinem Lokal als Ergänzung stehen.

Praktische Bedenken geäußert

Eher praktische Bedenken hatte Alexander Hoffmann (CSU): Ein Kühlgerät, das viel in der Sonne steht, sei sicher nicht so optimal. Und was wäre, wenn auch andere Betreiber Automaten auf öffentlichen Grund aufstellen wollen. Den Automaten etwas in den Schatten von Häusern zu verrücken sei aber laut Bürgermeister Stefan Wohlfart nicht möglich, weil er sonst in einer Zufahrt stehen würde.

"Wir haben fünf Jahre lang keinen Café-Betreiber gefunden", erinnerte Philipp Kromczynski. Stefan Hermann (Freie Bürger) bezeichnete den Automaten als Test- und Versuchsballon. "Damit vergeben wir uns nichts", sagte Michael Heßdörfer, und dass er sich auch in Retzbach einen Eisverkaufsautomaten vorstellen könne.

Betreiber und Aufsteller des Automaten ist "das Casa" aus Würzburg (Hofstraße). Angeboten werden darin "100 Prozent natürliches Eis aus der eigenen Eiswerkstatt".  In der Sitzung stimmte der Gemeinderat dem Aufstellvertrag für den rund zwei Meter hohen Automaten zu. Generell trägt der Betreiber die Kosten für Aufstellung und Stromanschluss, dazu kommt eine Gebühr, die laut Bürgermeister Stefan Wohlfart symbolischen Charakter hat.

Mit dem Verzicht auf Marktsonntage für etwa zwei Jahre und Vergabekriterien für den Toilettenwagen und die neue mobile Bühne des Marktes Zellingen setzte der Gemeinderat weitere Empfehlungen des Ausschusses um. Die Marktsonntage werden bis auf Weiteres ausgesetzt, weil der Besuch recht bescheiden ausfiel, als gelockerte Corona-Auflagen die Veranstaltungen überhaupt wieder zuließen. Der Beschluss lautet, bis auf Weiteres keine Märkte mehr durchzuführen. Dafür wird die Marktsatzung vom 8. Dezember 2010 über das Abhalten von vier Märkten im Jahr nicht aufgehoben, sondern nur ausgesetzt.

Bei den Vergaberichtlinien einigte sich der Gemeinderat darauf, dass es auf die Regelmäßigkeit einer Veranstaltung ankommt, gefolgt von ihrer Dauer. Und dass Veranstaltungen von Vereinen gegenüber gewerblichen Festen bevorzugt werden. Konflikte gab es bisher vor allem bei der Vergabe des Toilettenwagens während des Weinfests der Retzbacher Winzervereins, da zeitgleich auch Kindergartenfeste in Retzbach und Duttenbrunn stattfinden. Hier wird künftig die Dauer ausschlaggebend sein, was vermutlich zugunsten des Winzervereins ausgehen wird. Bisher wurde der Toilettenwagen nach dem "Windhundprinzip" vergeben – wer zuerst anfragte, bekam ihn.

Kaution muss hinterlegt werden

Die Vergabekriterien wurden auch für die neue vier mal sechs Meter große mobile Bühne übernommen. Hier müssen Ausleiher zudem eine Kaution von zehn Prozent des Wertes hinterlegen. Um das Ausleihen zu erleichtern, soll die im Bauhof gelagerte Bühne dauerhaft auf einem Anhänger verladen sein. Dafür böte sich einer der beiden vorhandenen "Fundanhänger" an.

Neuer Behindertenbeauftragter des Marktes Zellingen wird Carsten Maslowski. Der Gemeinderat ernannte ihn einstimmig ab 1. Mai. Der 38-Jährige wohnt in Retzbach und ist für das Amt aufgrund seiner Qualifikation und Persönlichkeit – er ist selbst von einer Einschränkung betroffen und in einer Einrichtung tätig – gut geeignet. Die beiden bisherigen Behindertenbeauftragten hatten am 9. Januar ihren Rücktritt erklärt.