
Für den Lohrer Bahnhof deutet sich ein Besitzerwechsel an. Die Stadt Lohr verbindet damit die Hoffnung, dass sich unter anderem die Parksituation verbessern könnte. Diese hat sich in den vergangenen 13 Monaten verschlechtert, seit sich der Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss des Stadtrates im Mai 2021 die Lage vor Ort angesehen hat.
Grund ist die Rückkehr von vielen Beschäftigten aus dem Home-Office an den Arbeitsplatz, wodurch sich der Parkdruck durch Pendler am Bahnhof deutlich erhöht hat. Im Mai 2016 hatte die Deutsche Bahn AG das gesamte Ensemble mit Bahnhofsgebäude, Parkplatz, Bus-Wendehammer und Zufahrt an einen privaten Investor verkauft.
Mittlerweile gehört die Immobilie der Sohoco Immobilienverwaltungs GmbH & Co. KG mit Sitz in Kelsterbach (Kreis Groß-Gerau). Dabei handelt es sich um ein bundesweit tätiges Immobilienverwaltungsunternehmen für Projektentwicklung und Sonderimmobilien, wozu unter anderem Bahnhofsgebäude gehören.
Ehemals öffentlicher Parkplatz sei 2021 gesperrt
Das Unternehmen ließ den ehemals öffentlichen Parkplatz neben dem Bahnhof sperren. Ein Sohoco-Vertreter begründete diese Maßnahme im Mai 2021 gegenüber unserem Medienhaus mit der Verkehrssicherungspflicht. Hintergrund ist der seit Jahren schlechte Zustand der Zufahrt zum Bus-Wendehammer, die mit Schlaglöchern übersät ist.
Busfahrer nutzen daher den Parkplatz in Absprache mit Sohoco, um zum Wendehammer und wieder zurückzugelangen, ohne ihre Fahrzeuge in den Schlaglöchern zu beschädigen. Vor 13 Monaten kündigte der Sohoco-Vertreter an, nach der Sanierung der Zufahrt zum Wendeplatz die Parkplätze der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung zu stellen – dann allerdings gegen Gebühren. Einen Zeithorizont wollte er nicht nennen.
Forderungen aus dem Ausschuss bei der Ortsbesichtigung im Mai 2021, die Zufahrt zum Wendehammer wenigstens notdürftig zu reparieren, um die Parkplätze ihrem eigentlichen Zweck zuführen zu können, lehnte Bürgermeister Mario Paul seinerzeit ab. Mit einer Reparatur sei es nicht getan, sagte er. Die Zufahrt müsse von Grund auf saniert werden, was sich für die Stadt auf einem privaten Grundstück aber verbiete.
Auch für Fahrräder fehlt Platz
Mittlerweile haben sich Befürchtungen bestätigt, die vor 13 Monaten geäußert wurden: Der Parkdruck auf die kostenlose öffentliche Schotterfläche zwischen Bahnhof und Norma-Markt hat sich massiv erhöht. "Es ist das totale Chaos", berichtete eine Pendlerin dieser Zeitung. Selbst die kleine Wendefläche neben dem Schotterparkplatz werde teilweise zugeparkt, "man kommt aus dem Parkplatz kaum wieder heraus". Die Autofahrer seien "total genervt". Als Pendler wisse man kaum, "wo du dich hinstellen sollst". Die Pendlerin befürchtet, die Situation werde sich noch verschlimmern, wenn die Stadt auf dem Schotterplatz einen großen Fahrradständer aufstellt.
Entsprechende Pläne waren im Mai 2021 dem Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss präsentiert worden. Auf der Schotterfläche bieten sich nach den Worten von Marcel Brunner, Referent für Familien, Kinder und junge Menschen im Rathaus, der federführend bei diesem Projekt ist, die meisten Möglichkeiten. Denkbar seien dort verschiedene Modelle für bis zu 100 Fahrräder.
Pläne vorerst auf Eis gelegt
Auf Anfrage unseres Medienhauses, wie die Stadt Lohr die Lage einschätzt, teilte Rathaussprecher Dieter Daus mit: "Nach unserem Kenntnisstand steht beim Bahnhof ein Eigentümerwechsel an." Daher seien alle Planungen vorerst auf Eis gelegt worden, auch die Aufstellung von Fahrradständern. Sie könnten aber "gegebenenfalls mit einem neuen Eigentümer wieder aufgegriffen werden". Die derzeitige Eigentümerin Sohoco ließ eine Anfrage der Redaktion unbeantwortet.
Mögliche Fahrradständer am Bahnhof
Nach Brunners Angaben wurden in Zusammenarbeit mit der Bahn vier mögliche Standorte für Radabstellanlagen ausfindig gemacht. Diese seien nicht alternativ zu sehen, sondern ganz oder teilweise additiv. Am Standort des alten Fahrradständers neben den Gleisanlagen könnte eine überdachte Doppelstockanlage für 40 bis 50 Räder aufgestellt werden.
Auf der anderen Seite des Bahnhofs ließen sich entlang des Geländers zur Unterführung bis zu 18 nicht überdachte Plätze in einer Reihenbügelanlage schaffen. Auf dem kleinen Parkplatz in städtischem Besitz neben dem ehemaligen Postgebäude sind 24 Plätze in einer überdachten, abschließbaren Doppelstockanlage denkbar, die vermietet werden könnten. Auf dem geschotterten Pendlerparkplatz unterhalb des Bahnhofs sind laut Brunner verschiedene Abstellanlagen für bis zu 100 Fahrräder möglich. (metjm)