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Triefenstein
Neuer Denkort erinnert an 14 ermordete jüdische Mitbürger
Diese sieben jüdischen Mitbürger waren die ersten Einwohner von Homburg, die den Weg in die Vernichtungslager gehen mussten.
Foto: Günter Reinwarth | Diese sieben jüdischen Mitbürger waren die ersten Einwohner von Homburg, die den Weg in die Vernichtungslager gehen mussten.
Günter Reinwarth
 |  aktualisiert: 28.07.2021 02:18 Uhr

Das Gedenken an seine jüdischen Mitbürger hat für den Markt Triefenstein seit Jahrzehnten einen hohen Stellenwert. Nach dem steinernen Mahnmal in Form einer Gedenktafel, die vor 35 Jahren am Standort der ehemaligen Synagoge in der Homburger Maintalstraße bei einer Feierstunde installiert wurde, erinnert jetzt in unmittelbarer Nähe ein weiterer Denkort an das jüdisches Leben in dem Winzerdorf am östlichen Mainviereck.

Der Denkort ist ein Mahnmal mit neuem Gesicht, das, grafisch gut dargestellt, deutlich macht, dass in dem ehemaligen Marktflecken zwei Kulturkreise in zwei Religionsgemeinschaften im friedlichen Miteinander einen gemeinsamen Alltag verbracht haben. Die Gedenktafel erinnert exakt an 14 Personen, die im Zuge des Holocaust in den Osten deportiert und vernichtet wurden.

In der Maintalstraße 26, neben der ehemaligen Synagoge, hat der  Markt Triefenstein einen weiteren Denkort für seine ehemaligen jüdischen Mitbürger errichten lassen.
Foto: Günter Reinwarth | In der Maintalstraße 26, neben der ehemaligen Synagoge, hat der Markt Triefenstein einen weiteren Denkort für seine ehemaligen jüdischen Mitbürger errichten lassen.

Der neue Denkort ist zudem eine sinnvolle Ergänzung jüdischen Lebens in Homburg, das von dem Marktheidenfelder Historiker Leonhard Scherg im ersten Band der Ortschronik auf 26 Seiten mit 183 Anmerkungen anlässlich der 1200-Jahr-Feier publiziert wurde. Die Bedeutung des Koffers neben der Gedenktafel wird damit erklärt, dass er für die jüdischen Mitbürger bei der Deportation in den Jahren 1942 und 1943 oft das einzige Hab und Gut war, das auf den Weg in die Vernichtung mitgenommen werden durfte. Zusammen mit Dutzenden ähnlichen Gepäckstücken findet man den Homburger Koffer auch am Denkort vor dem Würzburger Hauptbahnhof, wo an die Deportation aller jüdischen Bürger aus Unterfranken erinnert wird.

Zwei gleiche Gepäckstücke für Homburg und Würzburg

Der neue Triefensteiner Denkort geht auf einen Beschluss des Gemeinderates zurück, der sich am 6. Februar 2018 in öffentlicher Sitzung unter Leitung von Bürgermeister Norbert Endres bei einer Gegenstimme für zwei gleiche Gepäckstücke (für die Standorte Homburg und Würzburg) ausgesprochen hatte. Der Auftrag ging an die Schlosserei Friedrich Kraft in Trennfeld. Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock hatte nach der Auftragsvergabe zusammen mit der Vorsitzenden des Kulturvereins Schloss Homburg, Steffi Arz, im Januar dieses Jahres bei einem Ortstermin in der Maintalstraße noch einmal die Standortfrage überprüft und die notwendigen Arbeiten auf den Weg gebracht. Die finanziellen Aufwendungen von fast 3000 Euro werden vom Markt Triefenstein getragen.

An dem Gedenkort werden zunächst fünf jüdische Mitbürger (Hugo und Paula Lilienstraus mit ihren Kindern Elfriede und Hannelore sowie Jakob Mandelbaum) genannt, die am 23. April 1942 zusammen mit 78 Juden aus dem Landkreis Marktheidenfeld auf "höhere Weisung" nach Würzburg gebracht sowie zwei Tage später in das besetzte Polen deportiert und im Raum Lublin ermordet worden waren.

Von den neuen Wohnsitzen aus deportiert

Der langjährige Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde Homburg, Julius Heimann, und seine Frau Rosa verblieben zunächst in Homburg und zogen im Juni des gleichen Jahres in das jüdische Altersheim nach Würzburg. Drei Monate später erfolgte ihre Deportation nach Theresienstadt. Julius Heimann wurde dort im März 1944 ermordet, während seine Frau Rosa 1944 nach Auschwitz deportiert und dort im gleichen Jahr getötet wurde. Sieben weitere Personen, die zwischen 1939 und 1941 von Homburg weggezogen waren, wurden von ihren neuen Wohnsitzen aus ebenfalls deportiert: Fanny Grünebaum, Isak, Suse und Selma Kahn, Sabine Lilienstraus, Marianne Arensberg und Amalie Mandelbaum.

Text- und Bildbeiträge auf der deutsch- und englischsprachigen Gedenktafel stammen von Lothar Huller, Leonhard Scherg, Rotraud Ries, Martin Harth und Stefanie Arz. Almut Rösch übernahm die grafische Gestaltung. Weitere ausführliche Informationen zur ehemaligen jüdischen Gemeinde Homburg können über den QR-Code auf der Tafel abgerufen werden, der zur Internetseite "Denkort Deportationen" führt.

 
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