Die Gemeinde Neuendorf hat es jetzt schriftlich: Ihr Wald ist in einem guten Zustand. So steht es in der neuen Forsteinrichtung, die für die nächsten 20 Jahre die Grundlage für die Waldbewirtschaftung darstellt. Gutachter Leo Egg hat sie am Dienstag dem Gemeinderat präsentiert.
Die vorherige Forsteinrichtung stammt von 2004 und ist laut Bürgermeister Karlheinz Albert bereits zum Jahresende 2023 abgelaufen. In den 20 Jahren ihrer Gültigkeit vergrößerte sich der Neuendorfer Gemeindewald von 187 auf 204 Hektar – vor allem durch freiwilligen Waldtausch mit der Gemeinde. Diese Aktion stieß vor Jahren auf einiges Interesse.
Ziel jeder Forsteinrichtung ist nach Eggs Worten die Beantwortung der Frage: Wie kann man den Wald optimal weiterentwickeln? Der jetzige Zustand des Neuendorfer Gemeindewalds, der komplett im Naturpark Spessart liegt, sei von vielfältigen Funktionen, wie Klima- und Bodenschutz sowie Erholung der Bürger gekennzeichnet.
Die Baumartenverteilung habe sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten umgekehrt: Jetzt sei die Buche mit 40 Prozent vor der Kiefer mit 33 Prozent vorne, der Laubholzanteil betrage nun 57 Prozent. Dennoch sei der Wald von der Kiefernwirtschaft mit langer Tradition gekennzeichnet, so Egg. 78 Prozent der Bäume seien 100 bis 140 Jahre alt.
Den aktuellen Holzvorrat bezifferte der Diplomforstwirt auf 43.200 Festmeter, 358 Festmeter pro Hektar. Das bedeute einen weiteren Vorratsaufbau bei einem bereits hohen Ausgangsniveau 2004 von 331 Festmetern pro Hektar. Egg prognostizierte, jährlich würden weitere 1270 Festmeter im gesamten Gemeindewald nachwachsen.
Deshalb hält er es mit Blick auf die Nachhaltigkeit für verantwortbar, den aktuellen Hiebsatz von 1300 Festmetern pro Jahr beizubehalten. 2004 waren 1100 Festmeter festgelegt worden, bei einer Zwischenrevision 2014 wurde um weitere 200 Festmeter erhöht. In den vergangenen 20 Jahren wurde der Hiebsatz zu 92 Prozent erfüllt.
Der Neuendorfer Wald sei mit Wegen sehr gut erschlossen. Örtlich bestehe eine hohe naturschützerische Wertigkeit (Biotopbäume, Totholz, Artenschutz). Der Wald erbringe eine jährliche Klimaschutzleistung von rund 1100 Tonnen CO2.
"Nichts verkehrt gemacht"
"Wir haben in den letzten 20 Jahren nichts verkehrt gemacht", schloss Bürgermeister Albert aus dem Vortrag. Das sei vor allem den Förstern zu verdanken. Der Gemeinderat beschloss die neue Forsteinrichtung einstimmig. Simon Pillmeier berichtete über das bis Ende Oktober dauernde Forstbetriebsjahr 2023/24, in das er als neuer Förster für den Gemeindewald mittendrin einstieg.
Trotz der schwächelnden Inlandsnachfrage gibt es nach Pillmeiers Angaben relativ stabile Holzpreise und eine gute Nachfrage, weil die Sägewerke vermehrt in den Export gingen. Im vierten Quartal sei die Nadelholznachfrage gestiegen, für Fichte würden 100 Euro und mehr pro Festmeter gezahlt. Die guten Preise will der Förster mitnehmen.
Für das Forstbetriebsjahr 2023/24 meldete der Förster ein Minus von 14.700 Euro, das vor allem aus dem geringen Einschlag von nur 700 Festmetern Holz resultierte. Im neuen Forstbetriebsjahr 2024/25 will Simon Pillmeier mit 2500 Festmetern allerdings deutlich mehr als den Hiebsatz einschlagen lassen. Wolfgang Grimm, Bereichsleiter Forsten beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt, sah wegen des "Einschlagpuffers" aus der Vergangenheit dabei kein Problem. Problematisch könnte es höchstens werden, diese Menge zu schaffen.
Für das neue Wirtschaftsjahr peilt Pillmeier einen Überschuss von 45.000 Euro an. Die Preise für Brennholz will er etwas erhöhen. "Die letzten Jahre haben wir uns an den Marktpreisen orientiert, dabei sollten wir bleiben", meinte Bürgermeister Albert. Das Ergebnis des alten Wirtschaftsjahres und den Plan für das neue hat Gemeinderat jeweils einstimmig gebilligt.