In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates informierte Bürgermeisterin Lioba Zieres von einem Treffen des Netzbetreibers Tennet mit Bürgermeistern und Verbänden, in dem P43, die neue 380-Kilovolt(kV)-Wechselstromleitung vorgestellt wurde. Der mögliche Untersuchungskorridor wurde jetzt auf den Sinngrund ausgeweitet und somit wären Obersinn und Burgsinn im Planungsgebiet enthalten.
Hierbei handelt es sich keineswegs um die Gleichstromverbindung SuedLink, erklärte Zieres, "die unterirdisch verläuft". Bei der transportierten Energie handelt es sich um Wechselstrom, bei dem die Leitung nicht auf größeren Strecken unter die Erde kann. Mit der neuen geplanten Leitung vom hessischen Mecklar (Landkreis Bad Hersfeld) zum 130 Kilometer entfernten Umspannwerk Bergrheinfeld soll das angespannte Wechselstromnetz "in der Mitte Deutschlands" optimiert werden. Als mögliche Trassenalternativen werden entlang der Autobahn 7, die unterirdisch verlaufende Gasleitung bei Karsbach und die bestehende Stromleitung Bergrheinfeld-Aschaffenburg genannt. Durch die Korridorerweiterung kommt jetzt auch die ICE-Trasse durch den Sinngrund ins Spiel. Die 380-kV-Leitung wird auf 65 Meter hohen, mächtigen Stahlgittermasten ruhen, die 350 bis 400 Meter voneinander entfernt stehen.
Kaum Proteste in Main-Spessart
Stellvertretender Bürgermeister Oskar Weber äußerte als einziger im Gremium seine Abneigung gegen eine neue Stromtrasse im Sinngrund. "Wir sind mit den Belastungen zweier Bahnlinien und einer bestehenden imposanten Stromleitung bereits genug gesegnet‘". Er möchte P43 entlang der A 7 verschieben. "Die dortigen Anliegerkommunen genießen die ansehnlichen Gewerbegebiete entlang der Autobahn – jetzt müssen sie halt auch einmal eine Kröte schlucken". Erstaunlicherweise sind Protestaktionen, Bürgerinitiativen und ablehnende Positionen schon in anderen Regionen wie Bad Kissingen und Schweinfurt laut geworden. In Main-Spessart ist es recht ruhig.
"Jetzt ist es gerade hier mit der Mottgersspange still geworden und nun kommt die nächste Keule", traf Zieres den Nagel auf den Kopf. "Wir haben jetzt für Obersinn die Raumwiderstände geltend gemacht", stellte sie fest. Oskar Weber empfahl, über die Sinngrundallianz eine Protestnote gegen Tennet zu entwickeln.