zurück
Lohr
Neue Tagespflege in Steinfeld soll Anfang September öffnen
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 21.07.2022 02:41 Uhr

Die Caritas-Sozialstation St. Rochus wird ihre Tagespflege in Steinfeld Anfang September eröffnen. Das hat Geschäftsführer Sebastian Puglisi in der Mitgliederversammlung des Trägervereins am Mittwoch im Lohrer Pfarrheim St. Michael angekündigt. Ein wichtiges Thema war ferner der sich verschärfende Pflegenotstand.

"Wir haben zwei schwierige Jahre hinter uns", erklärte Vorsitzender Klaus Becker. Für die Pflege sei es eine ganz besondere Herausforderung gewesen, "immer wieder die Corona-Bedingungen nachzujustieren". Die Pandemie habe zudem gezeigt, "dass wir an der Vorstadtstraße sehr beengt sind". Das sei ein Grund für den Neubau des Verwaltungsgebäudes an der Rechtenbacher Straße.

Die wirtschaftliche und finanzielle Lage ist nach Beckers Worten nur die eine Seite. Wichtiger seien die Klienten und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialstation. Ziel sei es, mit der ambulanten Pflege "die Menschen möglichst lange und gut in ihren Häusern leben zu lassen".

Derzeit werden 857 Klienten betreut

Die 1979 gegründete Sozialstation hat nach Angaben von Sebastian Puglisi derzeit 71 Beschäftigte, davon drei Auszubildende. Dazu kämen circa 45 ehrenamtliche Mitarbeiter der "Rochus-Partner", die stundenweise pflegende Angehörige entlasteten. Die Klientenzahl bezifferte der Geschäftsführer auf zurzeit 857, davon rund 250 in der täglichen Versorgung.

Fast die Hälfte der Klienten sei zwischen 80 und 89 Jahre alt. Im vorigen Jahr hätten die Mitarbeiter rund 95.000 Hausbesuche im Altkreis Lohr gemacht. Nach dem Personal ist der Fuhrpark laut Puglisi einer der größten Kostenpunkte. Er umfasse 25 Fahrzeuge, darunter ein E-Auto und ein E-Bike.

Für 1. September kündigte der Geschäftsführer die Eröffnung der Tagespflege-Einrichtung im Obergeschoss der alten Schule am Steinfelder Kirchplatz an. Erste Gäste könnten am 5. September betreut werden. "Wir sind kurz davor, die Zulassung zu erhalten", so Puglisi. Die Bauarbeiten seien im Zeitplan.

Verträge sind noch nicht abgeschlossen

Nach seinen Angaben ist vorerst vorgesehen, von Montag bis Freitag zwischen 9 und 17 Uhr maximal 19 Gäste zu betreuen. Aktuell gebe es 86 Voranmeldungen. Weil die Kosten noch nicht feststünden, seien aber noch keine Verträge abgeschlossen worden. Sollten sich alle Voranmeldungen realisieren, sei die Einrichtung ausgelastet. Derzeit kalkuliere man mit einer Quote von 80 Prozent, wofür ein Team mit sieben Leuten benötigt werde. 

An der Rechtenbacher Straße entsteht das neue Verwaltungsgebäude der Sozialstation mit rund 400 Quadratmetern Nutzfläche. Die Raiffeisenbank baut es, die Sozialstation mietet sich ein. Für den neuen Standort sprechen laut Puglisi eine bessere Sichtbarkeit, attraktivere Arbeitsbedingungen, Parkmöglichkeiten sowie Ladesäulen für E-Autos und E-Bikes.

Den Pflegenotstand merke mittlerweile auch die Sozialstation, betonte der Geschäftsführer. Nachwuchs zu bekommen, werde immer schwieriger. In diesem Jahr seien bislang nur zwei Bewerbungen eingegangen. "Das wird ein Riesenproblem werden", so Puglisi.

Es gibt immer weniger Pflegekräfte

Denn bis 2030 werde das Pflegepersonal im Kreis um circa 20 Prozent im Vergleich zu 2013 abnehmen, die Zahl der Pflegebedürftigen aber um rund 1500 zunehmen. In der ambulanten Pflege fehlten über 120 Vollzeitstellen, in der stationären Pflege fast 550. Puglisi würde sich deshalb über die Einführung eines sozialen Pflichtjahres freuen, "das würde sehr helfen".

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Sozialstation St. Rochus nach Angaben von Kassier Werner Muthig bei einem Haushaltsvolumen von circa 2,3 Millionen Euro einen Überschuss von knapp 43.000 Euro. Ein Jahr davor waren es noch rund 98.000 Euro gewesen.

Der einstimmig gebilligte Haushaltsentwurf 2022 sieht ein Volumen von fast 2,5 Millionen Euro und einen Überschuss von nur noch rund 8000 Euro vor. Wichtig ist laut Muthig vor allem, keinen Verlust zu machen. Der ebenfalls einstimmig genehmigte Stellenplan sieht rechnerische 32,61 Gesamtvollzeitstellen vor, davon 20,48 für die Pflege.

Eine zusätzliche "Flexstelle" von einer viertel bis zwei Vollzeitstellen soll als personeller Puffer im Bedarfsfall für Entlastung sorgen – wenn sich Personal findet, das engagiert werden kann. Für Buchhalterin Margit Nätscher war die Jahresrechnung 2021 die letzte: Klaus Becker kündigte an, die Buchhaltung werde an ein Büro ausgelagert.

"Ihr macht einen Super-Job"

"Ihr macht einen Super-Job." Das höre er immer wieder, berichtete 2. Bürgermeister Dirk Rieb. "Wir wissen, dass wir mit der Sozialstation eine gute Einrichtung in Lohr haben." Caritas-Kreisgeschäftsführer Florian Schüßler betonte die Gemeinsamkeiten beider Organisationen. Die Sozialstation leiste eine tolle Arbeit in der ambulanten Pflege.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Lohr
Ankündigungen
Buchhalter
Pflegenotstand
Tagespflege
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top