Erst die Schneewittchen-Statue vor der Stadthalle und jetzt Mopper und Schnüdel: Bei der Auswahl von Kunstobjekten der Stadt Lohr scheiden sich erneut die Geister. Ob in der Tourismuswerbung bald aus der Schneewittchen-Stadt die Mopper-und-Schnüdel-Stadt wird, ist fraglich.
Barbara Herrmann, die Leiterin der Touristinformation Lohr, erklärt, dass momentan alle Stadtführungen am Schlossplatz beginnen. Damit ist die Plastik eine der ersten Sehenswürdigkeiten, die die Touristen bestaunen können.
Alle Teilnehmer willkommen
Stadtführerin Reinhilde Becher aus Sackenbach macht keine Unterschiede. "Egal ob Mopper oder Schnüdel" sie heißt alle Teilnehmer ihres Kulturspaziergangs willkommen. So mancher Gast hat sie eigener Aussage nach schon gefragt, was diese Figur darstellen soll.
"Es ist einfach hässlich", kommentiert ein Teilnehmer. Die Stadtführerin erklärt, dass der als pralle Blutwurst dargestellte Mopper für die Einheimischen steht. Der als Schnüdel bezeichnete dürre Wurstzipfel soll die Zugezogenen symbolisieren.
Erklärende Tafel ist nötig
Manchen Gästen gefalle die Darstellung gar nicht, andere wiederum seien sehr interessiert, sagt Becher. Da jedoch viele Gäste nichts mit den beiden Begriffen anfangen können, bräuchte es eine erklärende Tafel, findet die 80-Jährige. "Dann kann man auch darüber schmunzeln."
Da eine Informationstafel fehlt, entsteht es eine Vielzahl von Interpretationen: Jessica Kullig aus Mosbach kannte die Geschichte hinter Mopper und Schnüdel nicht. Sie sieht in dem Kunstobjekt ein mögliches Sinnbild für Migration. "Auf der einen Seite ist der reiche, wohlgenährte Deutsche und auf der anderen Seite der halb verhungerte Migrant." Zu dieser Schlussfolgerung kommen auswärtige Betrachter offenbar häufiger.
Die Details gefallen einigen
Bei einem Tagesausflug interpretiert Ullrike Schnittger, Studentin aus Osnabrück, zusammen mit ihrem Vater Gordon Schnittger das Kunstwerk unterschiedlich. "Der Dicke hat wohl mehr Geschichte und der Dünne will ihm sagen, was er zu tun hat", meint die Studentin. "Er mahnt, dass er nicht dazugehören kann, ohne dass der andere etwas abgibt", entgegnet der Vater.
Kristine Oechsner aus Schönthal in der Oberpfalz sagt über die Plastik, dass sie auffalle und die Details sehr schön seien. "Wenn man die Geschichte dahinter kennt, ist es eine schöne Botschaft." Allerdings brauche man hierfür ein bisschen mehr Erklärung, sagt Oechsner. Die Radtouristin ist auch interessiert, Schneewittchen-Figur vor der Stadthalle zu sehen.
"So sind doch nicht alle Lohrer"
Christian Gruber aus Bayreuth erklärt seiner Familie, dass die Bronzeplastik die Frotzelei zwischen Zugezogenen und Einheimischen darstellen soll. Seine Tochter Christine findet die Karikatur ein bisschen arg: "So sind doch nicht alle Lohrer?", fragt sie in Bezug auf die Darstellung des Moppers, den sie als arrogant und herablassend empfindet. Die Skulptur gefällt auch anderen nicht. Elma Burger aus Sendelbach sagt: "Sie ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber sie ist schön gearbeitet." Es sei nun mal die Sache des Künstlers.
Zwei Frauen, die über den Schlossplatz ziehen, beschweren sich über das neueste Kunstobjekt von Lohr. "Potthässlich das Ding", sagt eine. Es gebe Wichtigeres als Mopper und Schnüdel dahin zu stellen, äußert die andere Frau. Dass Kunst Geschmackssache ist und bleibt, hat sich also auch mit dieser neuen Bronzeplastik in Lohr wieder einmal gezeigt.