
Am Ende gab es einen einstimmigen Beschluss, verbunden mit einem guten Gefühl bei wohl allen Mitgliedern des Stadtrates. Dass für den Entwurf des Bebauungsplanes für das Gewerbegebiet an der Baumhofstraße 40 – mit dem neuen Produktionsgebäude von Procter & Gamble –manche Hürde zu meistern war, wurde in der Sitzung am Donnerstagabend im Rathaus aber auch deutlich. Doch das "Wie" überzeugte. Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder dankte allen, die sich für den "guten Konsens" eingesetzt hatten. Und CSU-Fraktionschef Christian Menig lobte die Kommunikation der Beteiligten, die "wunderbar gelungen" sei.
Dabei waren die Voraussetzungen keineswegs einfach: Das zweigeschossige Gebäude, in dessen Erdgeschoss Kunststoff-Spritzguss und in dessen Obergeschoss die Gerätemontage geplant sind, sollte ursprünglich ein Klotz von 29 Metern Höhe, 88 Metern Länge und 60 Metern Breite werden. Darüber hinaus sind im Umfeld Versorgungseinrichtungen und Werkstätten, der Bau eines Palettenlagers und einer Lagerhalle für Styroporverpackungen geplant. Wenn auch die meisten Träger öffentlicher Belange kaum Einwände hatten, so regte sich doch entschiedener Widerstand bei Nachbarn und Bund Naturschutz.
Anwohner legten Einspruch ein
Mehrere einzelne Anwohner sowie eine Gruppe von Nachbarn legten Einspruch ein, denn sie sahen die geplante Gebäudehöhe als städtebaulich nicht vertretbar an und befürchteten eine erhebliche Minderung ihrer Wohnqualität. So hieß es in den Einwänden, die Planer Holger Kess vom Büro HWP aus Würzburg in der Sitzung vortrug, unter anderem, dass bei niedrig stehender Sonne in den Wintermonaten mehrere Wohngebäude durch die hohen Werkshallen "fast den ganzen Tag verschattet" würden.
Einen offenbar gangbaren Weg haben Procter & Gamble, Planer, Stadtrat und Anwohner in mehreren Informationsveranstaltungen gefunden. So gab es speziell für Anwohner zwei Workshops am 4. und 11. Februar 2019. In der Folge schrumpfte die Höhe des Produktionsgebäudes merklich (von der Baumhofstraße aus gemessen) auf zuletzt 23 Meter (20,90 Meter vom Werksgelände aus) und bekam der Bau im nördlichen Teil auf 77 Metern Länge und elf Metern Tiefe eine weitere Absenkung um 4,20 Meter. Auch das Palettenlager wird etwas kleiner und um sechs Meter versetzt.
Lob für die Firma und für die Nachbarn
"Die Firma hat, wo sie konnte, nachjustiert", lobte denn auch die Bürgermeisterin in der Sitzung. Das Gebäude sehe jetzt "weniger drückend" aus. Durch einen vorgelagerten Wall, der begrünt werde, werde die Optik weiter verbessert, und auch die Fassadengestaltung –hier legte der Stadtrat im Beschluss Wert auf gedeckte Farben – leiste dazu ihren Beitrag.
Weiteres Lob gab es von Christian Menig: "Das war eine klasse Zusammenarbeit von P&G und den Anwohnern." Rund ein Dutzend von ihnen saß auf den Zuhörerstühlen und hörte dies sicher gerne. Nichtsdestotrotz handele es sich bei dem Vorhaben zwar um eine begrüßenswerte Investition, für die die Stadt dankbar sei, doch auch eine "einschneidende Maßnahme", meinte Menig.
Verkehrssituation im Blick behalten
Für den Bund Naturschutz, der sich ausführlich zu dem Vorhaben äußerte, ist sie offenbar so einschneidend, dass er den Plänen nicht zustimmte. Es handele sich "um einen äußerst dominanten orts- und landschaftsbildprägenden Baukörper mit enormer Fernwirkung". Ein weiterer Kritikpunkt: Es sollen zusätzlich 130 Stellplätze in der Fläche angelegt werden, was unnötig weiteren Boden versiegele. Der BN schlug den Bau einer Tiefgarage im Gebäude vor.
Planer Kess gab hierzu jedoch zu bedenken, dass 66 der 130 Parkplätze aus dem Bereich Baumhofstraße/Am Kornfeld auf die neue Parkfläche an der Hans-Wilhelm-Renkhoff-Straße verlagert würden – was dann für entsprechende Entlastung an der Baumhofstraße sorge. Zudem übernehme P & G eine Fläche, die bisher vom benachbarten Unternehmen Warema als Lkw-Parkplatz genutzt werde. Dieser Lkw-Verkehr des Warema-Versands werde an den Dillberg verlagert.
Freie-Wähler-Fraktionschef Burkhard Wagner regte an, dass die Stadt mit den Betrieben in Dialog gehen solle, wie sich die Verkehrssituation künftig darstelle und welche Möglichkeiten der Entlastung gesehen werden.