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MARKTHEIDENFELD
Neue Pfarrerin: "Ich freue mich auf Marktheidenfeld"
Das Gespräch führte Carolin Münzel
 |  aktualisiert: 10.01.2013 12:03 Uhr

Seit Anfang des Jahres besetzt Margarete Allolio die vakante Pfarrstelle in der evangelischen Kirchengemeinde Marktheidenfeld. Für die 55-Jährige, die im Rheinland ordiniert wurde, ist es ihre erste Pfarrstelle. Am Sonntag, 13. Januar, findet um 16 Uhr die offizielle Einführung in der Friedenskirche statt. Im Interview spricht die Pfarrerin über ihre Freude an der neuen Aufgabe, ihre Erwartungen und eine mögliche Begegnung mit Jesus.

Frage: Frau Allolio, Sie waren zuletzt in der St.-Johannis-Gemeinde in Würzburg für die Altenheimseelsorge zuständig. Wo sehen Sie neue Herausforderungen? Wird sich die Arbeit in Marktheidenfeld von Ihrem bisherigen Wirken unterscheiden?

Margarete Allolio: Die Arbeit in Marktheidenfeld wird sich sicherlich von meinem bisherigen Tun unterscheiden, weil ich hier eine halbe Pfarramtsstelle besetze. Die Altenheimseelsorge in Würzburg war ein besonderer Dienst innerhalb der Gemeinde, mit einem bestimmten Stundenkontingent. In Marktheidenfeld habe ich mehr zu tun. Ich werde Gottesdienste leiten, bei der Konfirmandenarbeit mitwirken, Beerdigungen, Taufen und Trauungen mit vollziehen. Darauf freue ich mich schon.

Also halten Sie auch Predigten?

Allolio: Ja. Ich stehe jetzt im Predigtplan und halte ungefähr alle vier Wochen eine Predigt. Für mich war es bisher schwierig, eine Pfarrstelle zu erhalten, weil ich im Rheinland ordiniert worden bin. Da sind die Landeskirchen wie die Schulen. Die machen ihre Tore zu, wenn man aus einem anderen Bundesland kommt und da anpocht. Ich habe es probiert, seit wir in Würzburg wohnen. Aber jetzt, wo auf dem Land Pfarrstellen nicht mehr so schnell besetzt werden können, durfte ich mich zum ersten Mal auf eine bewerben.

Ist Marktheidenfeld generell Ihre erste Pfarrstelle?

Allolio: Ja. Es ist interessant, weil ich sozusagen eine Spätberufene bin im Pfarramt. Ich bin in Köln ordiniert worden und dort war ich bis zu meiner Ausbildungszeit. Dann habe ich Kinder bekommen. Mein Mann, er ist Arzt, wurde vor rund 20 Jahren nach Würzburg berufen. Dort habe ich sehr lange in Teilzeit in der Grundschule unterrichtet. Beruf und Familie ist oft schwer zu vereinbaren. Damals war es noch deutlich schwieriger als heute, weil die Kindergärten nur von halb neun bis halb zwölf geöffnet waren.

Ist die Pfarrstelle ein Ziel, das sie immer erreichen wollten?

Allolio: Ja. Für mich ist das eine große Freude, dass das auf einmal doch möglich wird.

Haben Sie schon Pläne für die Arbeit in der neuen Gemeinde?

Allolio: Ich möchte die Gemeinde erst einmal kennenlernen und zuhören, was sie braucht. Das ist der bessere Weg, als so zu tun, als ob man alles umkrempeln möchte. Wobei das ja gar nicht nötig ist. Die evangelische Gemeinde in Marktheidenfeld ist schon sehr lebendig. Da freue ich mich darauf.

Wie werden Sie mit der Präsenz der umstrittenen religiösen Bewegung „Universelles Leben“ umgehen? Befürchten Sie Konfrontationen?

Allolio: Das lasse ich auf mich zukommen. Ich kenne das „Universelle Leben“ bisher eher als Unternehmen. Ich habe in Würzburg etliche Jugendliche getroffen, die dort arbeiten. Die denken sich da überhaupt nichts dabei und sagen, da sei kein Unterschied zu einem normalen Unternehmen spürbar, da werde man nicht beeinflusst.

Sehen Sie die zunehmende New-Age-Bewegung als Bedrohung für die traditionellen Kirchen?

Allolio: Nein. Ich denke, dass die Menschen vermehrt individuelle spirituelle Wege suchen. Da hat die Gemeinde die Chance zu sagen: Auch wir sind individuell und ha-ben doch einen gemeinsamen Boden. Ich denke, dass wir als Christen einen großen Schatz haben, den wir teilen können. Wir haben die Chance, Menschen zum Glauben zurück zu holen, wenn wir auf sie zugehen.

Stichwort Kirchenaustritte: Was ist Ihre Methode, um Menschen wieder zum Glauben zurück zu holen?

Allolio: Ich glaube, dass es am besten ist, ihnen vorzuleben, was es heißt, Christ oder Teil einer lebendigen Gemeinde zu sein. Ich muss mich in Marktheidenfeld erst noch umhören, um herauszufinden, was hier möglich ist. In meiner alten Kir-chengemeinde haben wir versucht, Leute durch Konzerte oder ähnliches anzulocken. Mit mäßigem Erfolg. Die Leute kommen zwar zu den Veranstaltungen, werden aber nicht zwangsläufig zu Gemeindegliedern.

Was bedeutet für Sie eine lebendige Gemeinde?

Allolio: Zum Beispiel eine volle Kirche, wie es in Marktheidenfeld der Fall ist. Hier hat man das Gefühl, dass man in einer Gemeinde ist, die sich austauscht. Das ist für mich das Zeichen, dass die Menschen sich angesprochen fühlen und sich gemeinsam ausrichten. Zudem gibt es hier viele Gruppen und einen sehr aktiven Kirchenvorstand, der viel bewegt. Die Aktion „Heute bin ich da“ finde ich eine super Idee.

Was haben Sie für ein Gottesbild?

Allolio: Für mich ist Gott vor allem in Jesus Christus greifbar, seinem Sohn, den ich nicht nur als Vorbild sehe, sondern als jemanden, in dem Gottes Liebe zu uns sichtbar wird. Darüber hinaus verbinde ich zum Beispiel Licht mit dem Gottesbegriff.

Wann wussten Sie, dass Sie Pfarrerin werden wollen?

Allolio: Ich stamme aus einem Pfarrhaus und bin da hinein gewachsen. In den 1960er Jahren herrschte bei uns Jugendlichen Aufbruchstimmung. Wir wollten eine bessere Welt. Ich war überzeugt, dass man diese in der Kirche verwirklichen könne.

Was machen Sie, um abzuschalten?

Allolio: Ich gehe gerne mit meinem Mann spazieren und treffe mich mit Freundinnen. Das ist immer schön.

Angenommen, Sie würden Jesus treffen und könnten ihm eine Frage stellen, was würden Sie gerne von ihm wissen?

Die Frage stellt sich für mich anders. Wenn ich Jesus einmal treffe, wird er mich fragen und ich werde ihm Rede und Antwort stehen müssen, auch zu meiner Arbeit in Marktheidenfeld.

Margarete Allolio

Die neue Pfarrerin für Marktheidenfeld ist in der niedersächsischen Kleinstadt Dannenberg aufgewachsen.

Nach dem Abitur studierte sie in Göttingen, Heidelberg, Edinburgh und Tübingen Theologie. Ihre Vikariatszeit verbrachte sie in Köln und arbeitete bis zu ihrer Ordination in der Evangelischen Kirche im Rheinland. Vor 20 Jahren zog sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern – sie sind heute zwischen 22 und 29 Jahre alt – nach Würzburg. Zuletzt war die 55-Jährige in der St.-Johannis-Gemeinde in Würzburg in der Altenheimseelsorge tätig. Zuvor sammelte sie berufliche Erfahrungen als Krankenhaus-Seelsorgerin, im Körperbehindertenzentrum Würzburg-Heuchelhof und als Katechetin in Schulen. Text: dfi

 
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