
Die Mainfränkischen Werkstätten wollen im Gewerbegebiet "Kurze Stückäcker" im Ortsteil Nantenbach für bis zu zehn Millionen Euro einen 3200 Quadratmeter großen Gebäudekomplex errichten. Bei der Behandlung des Regenwassers im Gewerbegebiet hat der Neuendorfer Gemeinderat am Dienstag eine Kehrtwende vollzogen.
Denn das vom Gremium im Juni beschlossene offene Regenrückhaltebecken wäre finanziell völlig aus dem Ruder gelaufen, erläuterte Bürgermeister Karlheinz Albert. Vorgesehen waren Kosten von 170 000 Euro. Gemeindearbeiter und Landwirte sollten das Becken für die Landschaftspflege und die Bewirtschaftung der Äcker umfahren können.
Diese Bedingung hätte laut Albert wegen der örtlichen Gegebenheiten die Kosten nahezu verdoppelt. Denn das Becken hätte schmaler und tiefer werden müssen und steilere Wände erhalten, die mit Steinen hätten befestigt werden müssen. Eine Einzäunung wäre auch noch nötig gewesen.
Bei der Suche nach einer kostengünstigen Lösung sei man auf "Sedi-Pipe" der Fränkischen Rohrwerke in Königsberg/Bayern gestoßen. Dabei handelt es sich nach Alberts Worten um ein Rohrsystem, in dem sich die Sedimente im Regenwasser absetzen. Diese Lösung sei mit rund 123000 Euro nicht nur preiswerter, sondern auch flächensparend.
Im Raum Aschaffenburg und in Schweinfurt komme das neue System bereits zum Einsatz. Der Bürgermeister geht deshalb davon aus, dass das Wasserwirtschaftsamt dieser Lösung zustimmen wird. Ein von der Gemeinde beauftragtes Ingenieurbüro werde nach dem Gemeinderatsbeschluss die wasserrechtlichen Antragsunterlagen zusammenstellen.
Die Sedi-Pipe werde auch das Regenwasser von den Straßen, das ursprünglich über einen Graben in den Vorfluter geleitet werden sollte, reinigen müssen, kündigte Albert an. Die Sedimente müssten alle zwei bis vier Jahre aus dem Rohrsystem beseitigt werden. Zwei bis drei Mal im Jahr müssten die Rohre kontrolliert werden.
Der Gemeinderat hob seinen Beschluss vom Juni auf und votierte einstimmig für die neue Lösung. Während es im Nantenbacher Gewerbegebiet erst im Frühjahr 2020 losgehen soll, ist die Sanierung der Spessartstraße im Ortskern von Neuendorf bereits im vollen Gange. Albert lobte die Anwohner, die ihre Fahrzeuge nicht mehr am Straßenrand parkten, so dass die Baufahrzeuge nicht behindert würden.
Entgegen ersten Überlegungen würden die neue Kanalisation und die Wasserleitung schon in diesem Jahr auf ganzer Länge bis zur Schönrainstraße verlegt. Deswegen werde im eigentlich für 2020 vorgesehenen zweiten Bauabschnitt die bislang noch unversehrte Bitumendecke ab Mitte der Woche aufgerissen. Über Winter werde der Graben wieder verschlossen. Im kommenden Jahr werde noch das Glasfaserkabel verlegt.
Zuschüsse zugesagt
Neuendorf ist es nach Alberts Worten durch eine Neuberechnung nun doch gelungen, in ein Programm für die Sanierung kommunaler Trink- und Abwasseranlagen (RZWas) zu kommen. Für die Spessartstraße erhalte die Gemeinde knapp 50 000 Euro Förderung für die Wasserleitung und rund 170 000 Euro für die Kanalisation. Das sei ein "warmer Regen", so der Bürgermeister.