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Lohr
Neue Heimat für damals 203 Schüler
Imposantes Gebäude: Abbildung des Baus im Programmheft des K. Humanistischen Gymnasiums Lohr für das Schuljahr 1904/05. 
Foto: Repro: Eduard Stenger | Imposantes Gebäude: Abbildung des Baus im Programmheft des K. Humanistischen Gymnasiums Lohr für das Schuljahr 1904/05. 
Eduard Stenger
 |  aktualisiert: 25.09.2024 02:38 Uhr

Im Jahr 1882 beantragte der Abgeordnete Frank, Pfarrer von Wiesen, für ein zu errichtendes humanistisches Gymnasium in Lohr (statt in Würzburg) 100.000 Mark zu bewilligen. In Lohr gab es zu dieser Zeit eine fünfklassige Lateinschule mit vier Lehrern. Es dauerte aber noch 20 Jahre, bis der Bau eines Gymnasiums in Lohr genehmigt wurde. Dank der Bemühungen des Bürgermeisters und Landtagsabgeordneten Franz Josef Keßler wurde 1902 der Bau eines Gebäudes für das im selben Jahr genehmigte Gymnasium beschlossen.

Der Lohrer Anzeiger informierte die Bürger am 16. Juli 1902 per Extrablatt von dem Beschluss, dessen Verwirklichung der Stadt zwar manches Opfer auferlegen, aber einen nicht zu unterschätzenden Gewinn bringen werde.

Ärger wegen des Bauplatzes

Wegen des Bauplatzes gab es anfangs im Jahre 1903 in Lohr erhebliche Unruhe. Der Stadtverwaltung wurde "Cliquenwesen, Misswirtschaft usw." vorgeworfen. Schließlich wurde das Projekt des Bauplatzes für das Gymnasium in der Lehmkaute beschlossen und im Mai mit dem Bau begonnen.

Bereits nach eineinhalb Jahren war das imposante Schulgebäude fertiggestellt, "in seinem mittelalterlichen Stil recht glücklich der Bauweise des Lohrer Rathauses und des Bezirksamtes angeglichen", wie es damals hieß. Den wesentlichen Erfordernissen eines neuzeitlichen Schulbaues: Größe, Luft, Licht, Ruhe und Sicherheit sei man sehr gerecht geworden, sodass das Lohrer Gymnasium getrost als Musterbau angesehen werden dürfe, zumal aus bau- und schultechnischen Rücksichten nur das Beste und das Modernste Verwendung gefunden habe, hieß es in der Festnummer der Lohrer Zeitung, die am Dienstagnachmittag ausgegeben worden war.

Ganze Stadt auf den Beinen

Die eigentliche Eröffnungsfeier brachte ganz Lohr auf die Beine, und "wie einstmals im alten Bunde bei der Bergpredigt, so war auch die Umgebung der Anstalt von den Festteilnehmern besetzt und alle wollten Zeuge sein der stattfindenden Begebenheit, die für die Stadt Lohr eine neue vielversprechende Epoche" eröffnete, wie der Lohrer Anzeiger in seiner Ausgabe vom 21. September 1904 schrieb.

Allerdings gab es beim Rundgang durch das Schulgebäude auch einige kritische Stimmen: So konnte beispielsweise ein Ur-Lohrer mit dem weit ausladenden Treppenaufgang nichts Rechtes anfangen und meinte: "Mei`s is ja alles ganz schüe, un mir söll alles recht sei, aber die Patrontasche do? Die paßt dahar e so, wie wenn m`r ener nei mei alt`s Gesicht e neue Nase aus Hünnerfläsch setz wöllt."

Funktionale Einrichtung: Blick in das Lehrzimmer der 9. Klasse (Abiturklasse), ebenfalls aus dem Programmheft.
Foto: Repro: Eduard Stenger | Funktionale Einrichtung: Blick in das Lehrzimmer der 9. Klasse (Abiturklasse), ebenfalls aus dem Programmheft.

Glücklicherweise ließ sich der Mann, wie die Lohrer Zeitung berichtet, etwas schämig zwar, aber rasch und leicht von seinem Nebenmann überzeugen, dass der spätgotische Burgenstil, in dem das Gymnasium gehalten sei, ein derartig vorgebautes, überdachtes Portal notwendig verlange.

Probleme mit der Lieferung der Schulbänke

Da es mit der Lieferung der neuen Schulbänke Probleme gab, wurden sechs Klassen noch 14 Tage lang im sogenannten Blockhaus oder im Rathaus unterrichtet. Nicht einsatzfähig war auch der zum Turnspielplatz bestimmte Hof am Gymnasium – und so mussten die von höchster Stelle angeordneten Turnspiele auf dem zur Kgl. Präparandenschule gehörenden Spielplatz vorgenommen werden, der dank des freundlichen Entgegenkommens von Hauptlehrer Strobel "uns für gewisse Stunden regelmäßig zur Verfügung gestellt wurde", wie es im Jahresbericht über das Kgl. Humanistische Gymnasium Lohr 1904/05 hieß.

Insgesamt 203 Schüler zogen im September 1904 in das Gebäude ein, davon waren 180 katholisch, 19 protestantisch und 4 israelitischen Glaubens. Lohr war nun definitiv und unübersehbar Gymnasialstadt geworden.

Der Name Luitpold-Gymnasium, in Anlehnung an den bayerischen Prinzregenten Luitpold, konnte sich aber nicht durchsetzen. Am 1. April 1974 erhielt die Schule die Bezeichnung Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium. 1975 zog das Gymnasium in das Nägelseezentrum um und machte den Platz frei für die Staatliche Realschule.

 
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