Am Kreisverkehr zwischen Hausen und Steinfeld, auf Hausener Seite, entstehen derzeit drei neue Produktions- und Lagerhallen. Bauherr ist der Steinfelder Unternehmer Georg Weidner, Geschäftsführer der BGW-Bohr GmbH. Was in den Hallen geschehen soll? Dort hinein komme die Produktion der Firma Willy Kreutz, sagt Weidner auf Anfrage. Einige Kreutz-Maschinen laufen derzeit schon in den Hallen von BGW in der Kastanienstraße.
Im April 2016 hat die Willy Kreutz GmbH & Co. KG in Steinfeld Insolvenz angemeldet, zunächst fand sich kein Investor. Der Todeskampf der Firma zog sich über Monate hin. Im September 2016 dann kam die überraschende Nachricht, dass Lokalmatador Weidner und sein Unternehmen BGW-Bohr die zu dem Zeitpunkt schon totgesagte Firma Kreutz übernehmen. Er war offenbar von Kreutz-Mitarbeitern angesprochen worden, ob er nicht Interesse hätte. Auch einen Teil der damals über 80 Kreutz-Mitarbeiter übernahm er.
Hallen sollten längst fertig sein
Die Hallen, einen Steinwurf von den alten Kreutz-Gebäuden entfernt, sollten eigentlich schon längst fertig sein. Aber: „Es gibt keine Bauarbeiter.“ Schon zuvor habe es Verzögerungen gegeben, weil ihm von der Gemeinde zugesagt worden sei, das Grundstück sei sofort bebaubar. Allerdings sei „nix geregelt“ gewesen, der Bauantrag habe „ewig gedauert“. Erst hätten noch Verträge geschlossen und Fleckengrundstücke zusammengelegt werden müssen, bis das Vorhaben genehmigungsfähig gewesen sei.
Im Juni vergangenen Jahres hat der Steinfelder Gemeinderat für den Hallenbau sogar eine Verlegung der Gemarkungsgrenze zwischen Hausen und Steinfeld beschlossen. Eine Gewerbehalle, so hieß es, hätte sonst teilweise auf Hausener, teilweise auf Steinfelder Gemarkung gestanden. Für eine Verschmelzung der Grundstücke war deshalb die Verlegung der Gemarkungsgrenze notwendig.
Den offenbar umgehenden Gerüchten zum Trotz gehören die ehemaligen Kreutz-Immobilien nicht ihm, erklärt Georg Weidner. Er habe für einen siebenstelligen Betrag lediglich den Hunderte Maschinen umfassenden Maschinenpark übernommen, sagte er nach der Übernahme. Die Maschinen, darunter CNC-Maschinen, Kunststoffspritzmaschinen und die von Kreutz gebauten Maschinen für die Produktion von Stiften für die Elektro- und Lichtindustrie, habe er bei sich eingelagert. Darunter befinden sich auch die Maschinen des ehemaligen Kreutz-Zweigbetriebs im rumänischen Timisoara.
Einst habe Kreutz, gegründet 1948, über 1600 Tonnen Messingstifte für Philips und Osram produziert, Stifte, wie man sie an jeder Neonröhre findet, so der Unternehmer. Darin sei die Firma Weltmarktführer gewesen, zuletzt habe bei der jahrelang defizitär arbeitenden Kreutz GmbH aber Chaos geherrscht, sagte Weidner nach der Übernahme. Der Unternehmer, der mit BGW auch in China Zulieferteile für die Betonfertigteilindustrie produziert, möchte solche Stifte wieder produzieren und chinesische Kunden beliefern.
Stifte auch für LED-Lampen
Dass die Kontaktstifte keine Zukunft haben, weil das Geschäft mit Leuchtstoffröhren und Halogenlampen seit Jahren zugunsten von LED-Lampen schrumpft, war als Hauptgrund für die Insolvenz von Kreutz genannt worden. Laut Weidner ist das jedoch Unsinn.
„LED-Technik heißt nur, dass in der Lampe was anderes drin ist.“ Sockel und Stifte seien noch dieselben. „In einem kleinen Rahmen“ laufen derzeit schon ehemalige Kreutz-Maschinen, bei Weidner arbeiten etwa ein halbes Dutzend Kreutz-Mitarbeiter. „Wir machen schon ein paar Millionen von den Dingern“, sagt er über die weiterlaufende Stifteproduktion. Die Materialpreise, 6750 Euro pro Tonne Messing, seien aber extrem hoch. Die Kunststoffspritzteile lasse er von anderen Firmen fertigen, die könnten das günstiger.
Kreutz ist für ihn zwar nur ein Nebengeschäft, doch das möchte Weidner ausweiten, wofür er die neuen Hallen benötige. Und wo soll das Personal dafür herkommen? „Es kommen Kreutz-Mitarbeiter zurück, wenn wir sie brauchen“, gibt sich der Unternehmer optimistisch. Viele der ehemaligen Kreutz-Mitarbeiter wohnen in Steinfeld.
Kunden aus China interessiert
Derzeit hat Weidner noch die ehemalige Leuchtsparte von Osram, Ledvance, als Kunden. Doch die sei von einem chinesischen Investor aufgekauft worden, der die Werke in Deutschland schließen wolle. „Wie es dann weitergeht, das weiß ich natürlich auch nicht“, sagt der Steinfelder. Er hofft auf chinesische Kunden.
Er habe schon Kontakte geknüpft, die Kunden dort seien „hoch interessiert“. Momentan würden sie von Japan beliefert, aber Chinesen wollten eigentlich keine Geschäfte mit Japanern machen, weswegen sie Stifte aus deutscher Produktion bevorzugen würden.