Karl-Heinz Ebert (83) hat nach mehr als zwölf Jahren den Vorsitz der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Lohr niedergelegt. Sein Stellvertreter Heinz Schwaiger (71) leitet jetzt den Ortsverein bis zu den turnusgemäßen Neuwahlen 2026. In einem Gespräch mit unserem Medienhaus nannten die beiden einen Vertrag mit der Stadt Lohr für die Awo-Begegnungsstätte und die Gewinnung neuer Aktiver als wichtigste Ziele der nächsten Jahre.
Ebert übernahm im Mai 2012 den Awo-Ortsvorsitz, um die Lücke zu füllen, die nach dem Tod von Helga Fritsch entstanden war. Seinerzeit hatte der Ortsverein rund 100 Mitglieder, und seine Aufgabenbereiche waren das Jugendzentrum (Juze) am Franz-Wilhelm-Schäfer-Weg und die Hausaufgabenhilfe.
Themenfeld Integration
Jetzt zählt der Ortsverein rund 200 Mitglieder, und zusätzliche Aufgaben sind hinzugekommen. Aus der weiterhin bestehenden Hausaufgabenhilfe habe sich die Integration als neues Themenfeld entwickelt, erinnerte sich Ebert zurück. Denn viele Schüler in der Hausaufgabenhilfe hätten einen Migrationshintergrund. Das Projekt "Mütter lernen Deutsch mit ihren Kindern" sei zukunftsweisend. Dafür sei Birgit Bernart engagiert worden.
Der Familienstützpunkt, der in Kooperation mit dem Landratsamt im Juze-Gebäude untergebracht worden sei, sei leider personell ausgelaufen. Auch die Räume hätten sich als nicht wirklich geeignet erwiesen.
Durch den Ausbau des Seniorenbereichs sei das Juze zur "Begegnungsstätte der Awo für Jung und Alt" erweitert worden. Laut Ebert liegt der Seniorenbereich "derzeit etwas darnieder". Aber er habe Hoffnung, denn es habe sich jemand gemeldet, der sich darum kümmern wolle. Für weitere Interessenten stünden die Türen offen.
Weiterhin sei es gelungen, den Generationswechsel im Juze zu bewältigen, nachdem die langjährigen Sozialpädagogen Mathilde Lembach und Heinz Schwaiger in Rente gegangen seien, so Ebert. Das sei nicht einfach gewesen, aber mit Kerstin Heine und Elena Häfner habe man eine vorzügliche Lösung gefunden. Die beiden ergänzten sich untereinander. Auch die Behebung des "Dachschadens" am neueren der beiden Juze-Gebäude sei ein wichtiges Thema gewesen. Große Herausforderungen waren nach den Worten von Heinz Schwaiger die Corona-Zeit und die nachfolgende Inflation. Vor allem die stark gestiegenen Energiekosten hätten zu einer Finanzknappheit geführt. Die Situation habe sich halbwegs normalisiert, weil nach dem Ende der Pandemie die Vermietung von Räumen an die Volkshochschule wieder angelaufen sei.
Der Haupt-, Finanz- und Bauausschuss des Stadtrats wird den Awo-Antrag auf einen Betriebskostenzuschuss für Betrieb und Unterhalt der Begegnungsstätte behandeln. "Seit Jahren sehen wir die Notwendigkeit, einen Kooperationsvertrag mit der Stadt abzuschließen", erläuterte Ebert. Die Stadt gewähre zwar einen Personalkostenzuschuss. Dieser sei aber, weil es keinen Vertrag gebe, eine freiwillige Leistung, die jedes Jahr neu beantragt werden müsse. Zweites wichtiges Zukunftsthema sei die Gewinnung neuer Aktiver. Die Verdoppelung der Mitgliederzahl in den vergangenen zwölf Jahren war nach Eberts Worten "das Ergebnis, weil wir mehr in die Öffentlichkeit gegangen sind und mehr angeboten haben".
Deshalb habe der Ortsverein mehr Unterstützung bekommen, was sich über Mitgliedsbeiträge und Spenden auch finanziell ausgewirkt habe.
Allerdings sei es letzten Endes vor allem der Vorstand gewesen, der aktiv die Aufgaben angepackt habe, so Schwaiger. Verjüngungsversuche seien nur "teilerfolgreich" gewesen. Mittlerweile sei ein Büroteam gebildet worden, um die Arbeit zu verteilen. Schwaiger hofft auf die "Babyboomer", die das Juze durchlaufen haben und jetzt in Rente gehen, als mögliche neue Aktive.
"Wir müssen bei jeder Gelegenheit trommeln und werben", betont Schwaiger. Falls das misslingt, gibt es nach seinen Angaben zwei Lösungsansätze: Die Stadt müsse einsteigen oder der Bezirksverband der Awo. So weit will es der kommissarische Vorsitzende aber nicht kommen lassen: "Wenn die Verantwortung vor Ort ist, läuft alles viel flexibler".
Noch Kreisvorsitzender
Vorsitzender des Awo-Kreisverbandes Main-Spessart mit seinen rund 500 Mitgliedern bleibt Ebert vorerst. Neben Lohr gibt es weitere Ortsvereine in Martheidenfeld, Karlstadt, Kreuzwertheim, Homburg und Lengfeld, die aber bei weitem nicht das Aufgabenspektrum des Lohrer Vereins haben. Ebert möchte bis Mitte des Jahres einen Nachfolger als Kreisvorsitzender finden.