Eine Liebhaberei ist es, das gibt Helga Altdorf zu. Die 78-Jährige hat am Marktplatz in Marktheidenfeld ein neues Geschäft eröffnet, in dem sie ihre Handarbeitsprodukte verkauft; auf Wunsch auch Stoffe oder Auftragsanfertigungen. Vor etwa 17 Jahren habe sie die Patchworktechnik für sich entdeckt. Dabei muss sie verschiedene Stoffstücke so exakt zusammennähen, dass geradlinige Muster entstehen. Heraus kommen bunte Taschen, Decken, Kissen, Platzsets und vieles mehr. Alle angebotenen Stoffprodukte stellt die Seniorin selbst her.
"Das macht süchtig", sagt Altdorf. Ihre Nähmaschine nehme sie sogar mit in den Urlaub. Im Winter fahre sie mit ihrem Mann regelmäßig für einige Wochen nach Borkum – denn dort kann sie Westfalenstoffe kaufen, die sie für ihre Arbeit bevorzugt. Die Idee, jetzt einen Laden zu eröffnen, sei durch Corona entstanden. Eigentlich bot Altdorf ihre Handarbeiten über das Jahr verteilt auf verschiedenen Märkten an. Als dann auch noch der Weihnachtsmarkt ausfiel, habe sie kurzerhand die Geschäftsräume am Marktheidenfelder Marktplatz angemietet. Ihr Sortiment hätte sowieso nicht mehr in eine Marktbude gepasst, erklärt sie.
Das Nähen ist Altdorfs Hobby seit Kindheitstagen
Nach Marktheidenfeld zogen Altdorfs vor etwa sieben Jahren. Eingelebt hätten sie sich schnell, auch weil eine Tochter hier als Ärztin arbeite. Aufgewachsen ist Helga Altdorf allerdings in Hessen, hat dann in Aachen ihren Abschluss als Textilingenieurin gemacht und später im Labor gearbeitet – mit dem Nähen hatte der Beruf jedoch nicht direkt etwas zu tun. Das habe sie sich selbst als Jugendliche mit Hilfe ihrer Tante beigebracht. "Das Nähen hat mir schon immer gelegen", sagt sie. Bei der Einrichtung des Ladens hatte sie wieder Hilfe von der Familie: Ihre Tochter übernahm die Dekoration und auch ihr Mann half mit. Inge Albert vom Stadtmarketing und Bürgermeister Thomas Stamm gratulierten zur Eröffnung: "Den unternehmerischen Mut finde ich toll", sagte Stamm.
"Wenn die Miete hinterher rauskommt, ist es gut", sagt Altdorf. Den Laden betreibt die Seniorin als Hobbygeschäft. In den Produkten steckten oft viele Stunden Näharbeit, die sie gar nicht im Preis einkalkulieren könne: "Die Handarbeit selbst könnten Sie nicht bezahlen", sagt sie. Ihre Nähmaschine will sie in Zukunft auch mit in den Laden bringen, doch erst müssen die Zimmer oberhalb des Verkaufsraums noch renoviert werden. Dort plant Altdorf ab Herbst Kurse. Was sie in den Kursen nähen will? Das überlässt sie den Wünschen der Kunden.