Für Heiratswillige gibt es in Lohr bald die Qual der Wahl. Sie können nun unter noch mehr Trauorten wählen. Der Stadtrat hat am Mittwochabend einstimmig beschlossen, dass künftig auch die Terrasse oder der Garten des Hotelgasthofs Buchenmühle, der Garten des "Michel & Friends Hotels Franziskushöhe" sowie das Ausflugsschiff "Maintalbummler" Eheschließungsorte sind. Ob weitere Trauorte folgen, ist offen.
Schon seit etlichen Jahren können Heiratswillige in Lohr aus einer Reihe an Örtlichkeiten wählen. Neben dem eher schlichten Sitzungssaal des Rathauses stehen an städtischen Gebäuden die Kellereischeune am Schlossplatz, das alte Rathaus, der Bayersturm und das Sendelbacher Schulmuseum zur Auswahl. Auch die Buchenmühle und die Franziskushöhe waren schon bisher Trauorte, allerdings nur im Inneren.
"Rufe immer lauter" geworden
Dass die Stadt nun auch Trauungen im Freien zulässt, hat vor allem zwei Gründe. Zum einen, so erklärte Frieder Wolf, Leiter des städtischen Standesamtes, seien die "Rufe immer lauter geworden". Dieser Wunsch, so ergänzte Bürgermeister Mario Paul, wurde auch durch die coronabedingten Teilnehmerbeschränkungen für Veranstaltungen in geschlossenen Räumen befeuert. "Im Außenbereich ist es einfach leichter", so Paul. Mit dem neuen Angebot an Trauorten im Freien hofft die Stadt aber nicht zuletzt auch, den (Hochzeits-)Tourismus in Lohr zu stärken.
In Hessen, so erklärte Wolf, seien Trauungen im Freien schon länger möglich. In Bayern hingegen seien sie "lange nicht erwünscht" gewesen, mittlerweile aber zulässig. Die Entscheidung über die Trauorte liegt grundsätzlich bei der Stadt. Sie muss die Orte lediglich per Stadtratsbeschluss widmen.
Würdige Form
Allerdings gibt es doch gewisse Vorgaben. Demnach muss eine würdige Form der Trauung gewährleistet sein. Auch muss es im Fall von schlechtem Wetter in unmittelbarer Nähe eine Ausweichmöglichkeit in einem geschlossenen Raum geben. Bedingung ist überdies, dass der Standesbeamte vor Ort die "Dispositionsbefugnis, Sachherrschaft und Ordnungsgewalt", salopp gesprochen also das Sagen hat. Bei standesamtlichen Trauungen unter freiem Himmel muss aus Gründen des Datenschutzes überdies sichergestellt sein, dass Außenstehende die Zeremonie weder einsehen noch belauschen können.
Unter all diesen Kriterien habe man mögliche neue Trauorte in Lohr besichtigt, erklärte Wolf, darunter auch den einen wunderbaren Blick auf die Stadt und ins Maintal bietenden Platz vor der Beilsteinhütte im Stadtwald hoch über Lindig.
Beilsteinhütte untauglich
Doch das idyllische Fleckchen schied laut Wolf schnell aus. Zum einen fehle wegen der gesperrten Waldwege das Zufahrtsrecht für die Allgemeinheit, erklärte er. Auch könne der Datenschutz dort nicht gewährleistet werden. Und schließlich, so Wolfs drittes Argument, hätte der Bauhof vor und nach jeder Trauung die Bestuhlung auf- und wieder abbauen müssen.
Derlei Hemmnisse gibt es laut Wolf auch nach Einschätzung der am Landratsamt angesiedelten Standesamtaufsicht bei den nun beschlossenen drei neuen Trauorten nicht. Für die schon länger als solche Trauorte fungierende Buchenmühle und Franziskushöhe müssten lediglich bestehende Verträge modifiziert werden, um nun auch Trauungen im Freien zu ermöglichen. Für den Maintalbummler, das Ausflugsschiff der Familie Fassnacht, muss laut Wolf ein neuer Vertrag abgeschlossen werden.
Orte abseits von Bewirtung?
An allen Trauorten, so betonte der Standesbeamte, müssen alle, die wollen, heiraten können. Soll heißen: Die jeweiligen Inhaber oder Betreiber dürfen kein Paar abweisen, beispielsweise dann, wenn es sich vor Ort nur trauen, aber keine anderen Leistungen wie beispielsweise Bewirtung in Anspruch nehmen will.
Das Thema Bewirtung war auch der einzige Diskussionspunkt im Rat. Eric Schürr (Bürgerverein) regte an, noch weitere Orte für Trauungen unter freiem Himmel zu widmen, die nicht mit einer "Lokalität" verbunden seien. Als Beispiel nannte er den Pfarrgarten von St. Michael oder die Schanzkopfhütte. Wolf erklärte dazu, dass man gewiss noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft habe. Man solle nun jedoch erst mal schauen, wie die drei neuen Trauorte angenommen werden. Dann könne man sich immer noch Gedanken über weitere machen.
