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Lohr
Nervosität vor der großen Prüfung
Erleichtert nach der Sprachprüfung: (von links) Hussein Saleh, Marican Schypinski, Hua Cao und Vung Ta Thi.
Foto: Henrietta Hartl | Erleichtert nach der Sprachprüfung: (von links) Hussein Saleh, Marican Schypinski, Hua Cao und Vung Ta Thi.
Bearbeitet von Henrietta Hartl
 |  aktualisiert: 20.12.2018 02:20 Uhr

Aufgeregte Fragen schwirren durch den Korridor des VHS-Gebäudes am Kirchplatz: Musste man in der Aufgabe mit dem Nachbarn »du« oder »Sie« verwenden? Was war nochmal die Vergangenheitsform von »gehen«? Auch über den Unterschied zwischen »ist geschwommen« oder »hat geschwommen« wird lebhaft diskutiert.

Rat gesucht wird zum Beispiel bei den anwesenden Lehrern, die die eben absolvierte schriftliche Sprachprüfung beaufsichtigt haben. Manche hängen auch am Handy, um mit gespannter Miene nach richtigen Lösungen zu fragen. Heute Nachmittag steht für die Teilnehmer des Integrationskurses ja auch noch die mündliche Sprachprüfung an.

Mariscan aus den Philippinen, von der wir schon berichtet haben, heißt nun nicht mehr Penarez, sondern Schypinski. Sie sei schon sehr nervös gewesen, erzählt sie. Doch die Vorbereitung durch die drei Lehrerinnen des Kurses in den letzten Monaten sei optimal gewesen.

Selbstbewusster im Alltag

»Wir haben viele richtig schwere Sachen gemacht«, meint sie, und sieht das durchaus positiv, denn dadurch sei ihr die Prüfung gar nicht mehr so schwer vorgekommen. So ist sie vorsichtig optimistisch, was das Ergebnis anbelangt. Sie ist auch im Alltag sehr froh über das gründliche Lernen im Kurs, sie könne sich nun schon viel besser auf Deutsch verständigen. Vorher habe sie Angst gehabt, Einkaufen oder zum Arzt zu gehen, weil sie immer befürchtete, dass man sie nicht verstehen würde, und dass sie auch die anderen nicht versteht. Doch nun fühlt sie sich im Alltag schon recht zuversichtlich.

Allerdings ist sie wegen der mündlichen Prüfung am Nachmittag noch nervöser als am Morgen. Auch andere Teilnehmer stimmen ihr zu: Vor der mündlichen Prüfung haben sie mehr Angst als vor der schriftlichen, da habe man nicht die Zeit zum Nachdenken.

Vung Ta Thi aus Vietnam meint, die Aussprache der deutschen Schriftzeichen sei schon sehr anders, als sie es gewöhnt ist. Doch anders als andere Schüler beklagen sich die Prüflinge nicht über die Prüfung, denn sie meinen übereinstimmend, es sei sehr wichtig, gut und sicher deutsch zu können.

Hui Cao aus China nennt als Beispiel den Kindergarten, sie hat kleine Kinder und will sich mit den Erzieherinen dort gut verständigen können.

Hussein Saleh aus Libyen, über den wir ebenfalls schon berichtet haben, humpelt die Stufen im VHS-Gebäude hoch. Nach einem Unfall beim Fußballspielen benutzt er noch eine Krücke. Er wurde vor kurzem im Lohrer Krankenhaus operiert, da sei alles »echt optimal« gewesen.

Nächste Stufe zum Ziel

Anders als die anderen hat er keine Angst vor der mündlichen Prüfung, im Gegenteil, er findet sie leichter als die schriftliche, da er im Austausch mit Deutschen gerade das Sprechen schon gut gelernt hat.

Seinen Blick richtet er bereits auf die nächste Stufe, den Kurs zum fortgeschritteneren Level B2, den er direkt im Anschluss anfängt. Wenn er dann, wie er hofft, die B2-Prüfung nächsten Sommer besteht, ist für ihn der Weg frei für die Ausbildung als Krankenpfleger, auf die er schon sehnlichst wartet.

Integrationskurs geht auf die Zielgerade
Seit dem 4. April läuft der Kurs, für den nun die Sprachprüfung stattfand. Nach 600 Stunden Sprachkurs absolvieren die Teilnehmer nun noch das abrundende Modul »Leben in Deutschland«. Am 18. Dezember folgt der Test zu den landeskundlichen Inhalten endet. Die Sprachprüfung zielte dabei auf das Level B1, »Fortgeschrittene Sprachverwendung«. Diejenigen, die in der Prüfung nicht so gut abschneiden, schaffen normalerweise aber genug, um das Level A2, »Grundlegende Kenntnisse«, zu erfüllen. Sie können dann nochmals 300 Stunden belegen und damit die Prüfung mit Ziel B1 wiederholen. Wer Level B1 bestanden hat, kann ab Anfang Februar weitermachen mit dem 400-Stunden-Kurs für das Level B2, »Selbständige Sprachverwendung«. Die Prüfung ist im Juni 2019. Wer B2 schafft, hat zum Beispiel den Schlüssel für einen Ausbildungsplatz in den Händen, denn als Voraussetzung wird üblicherweise die Bescheinigung über das B2-Level verlangt.
 
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