Der Wald kann mit unterschiedlichen Baumarten nur natürlich verjüngt werden, wenn das Rehwild entsprechend intensiv bejagt wird - Diesen Leitsatz formulierten die beiden Revierbetreuer Johannes Pietron und Robert Kaufmann wiederholt beim Waldbegang des Karsbacher Gemeinderates zur Verbisssituation in der Abteilung Riedberg. In diesem Weyersfelder Waldbereich zwischen Aschenroth und Seifriedsburg sei der Verbiss schon über Jahre hinweg zu hoch.
Das rund 127 Hektar große Areal wurde früher mit der umliegenden Genossenschaftsjagd gemeinsam verpachtet. "Um die Verbisssituation durch angepasste Bejagung zu verbessern, hat die Gemeinde bereits ab dem Jahr 2016 die Fläche als Eigenjagd über einen Begehungsschein an einen ausgewählten Jäger vergeben", erläuterte Bürgermeister Martin Göbel. Bisher habe das aber nicht den erwarteten Erfolg gebracht.
Die Bestände im Riedberg seien in einem Alter, bei dem man mittlerweile mit der Verjüngung beginnen müsse, sagte Pietron. Wegen der Klimasituation reiche dazu eine reine Buchen-/Eichennaturverjüngung künftig nicht mehr aus: "Wir brauchen eine Mischung aus möglichst vielen unterschiedlichen Baumarten, um später auf unterschiedliche Eventualitäten reagieren zu können."
Angepasster Rehwildbestand ist Grundvoraussetzung
Grundvoraussetzung, um diese diese Vielzahl an Baumarten kostengünstig ohne Zaun nachzuziehen, sei ein angepasster Rehwildbestand. Der Verbiss lasse sonst weitere Baumarten erst gar nicht hochkommen. Erst in zweiter Linie könne man dann durch Pflegemaßnahmen zusätzlich steuernd eingreifen. Aktuell schädige jedoch das Rehwild auf einem Großteil der Fläche sowohl den gewünschten Eichennachwuchs, als auch alle weiteren Mischbaumarten. Dies belegten die Förster am Besichtigungsort auch am Beispiel des zurückgebissenen Hainbuchenbewuchses.
Das Verbissgutachten aus dem Jahr 2021 habe den starken Verbiss, der bereits schon bei der Forsteinrichtung aus dem Jahr 2008 festgestellt wurde, erneut bestätigt. Es habe sich also in dieser langen Zeit nichts geändert, stellte Robert Kaufmann fest. Man müsse bedenken, dass das Reh beim Waldbau einen ähnlichen Schadensfaktor darstelle, wie das Wildschwein für die Früchte beim Bauern auf dem Acker. Deshalb sei auch im Wald entsprechend jagdlich einzugreifen.
Den Begehungsscheininhaber habe man 2021 darauf hingewiesen, "dass wir eine deutliche Verbesserung der Verbisssituation in den nächsten drei Jahren einfordern", ergänzte Göbel. Dennoch habe sich nichts geändert. Deshalb stehe man nun hier und der Gemeinderat müsse demnächst entscheiden, wie es jagdlich weiter gehe.
Jäger sind offen für eine Umstellung
Für mich ist unklar, ob und in welcher Form die Förster über ihre jeweils aktuellen waldbaulichen Maßnahmen mit den Jägern kommunizieren, stellte ein Gemeinderat fest. Nur wenn bestimmte Maßnahmen bekannt seien, könnten die Jäger auch entsprechende Schwerpunkte setzen. Das sei immer wieder im gewissen Rahmen kommuniziert worden, stelle Göbel dazu fest.
Jagdlich gesehen grenzt der Bereich direkt an die Feldjagd von Aschenroth an. "Wir sind für alles offen und können die Jagd auch umstellen", bekundeten die anwesenden Jäger aus den Nachbarrevier ihren Willen zur weiteren Mitwirkung im Karsbacher Revierteil. Dort könne man beispielsweise auf jährlicher Basis die Regiejagd durchführen. Die Modalitäten zum Abschussnachweis und zur Wildbretvermarktung wären noch zu regeln.
Für die künftige Bejagung gibt es jetzt unterschiedliche Möglichkeiten, stellte Göbel fest. So könnte man einen neuen Jäger beauftragen oder das Team aus dem Nachbarrevier mit einbeziehen. Zudem bestehe auch die Möglichkeit, die Jagd in eigener Regie durch das Forstpersonal ausüben zu lassen. Es gelte nun in der kommenden Sitzung zu überlegen, welchen jagdlichen Weg man künftig einschlagen wolle: "Wir müssen sicherstellen, dass Eichen und weitere Mischbaumarten nachwachsen können."