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Burgsinn
Naturschutz-Helfer bekämpfen giftiges Wasserkreuzkraut im Sinngrund
Freiwillige der Sinntaler Firma Mehytec und Obersinns Bürgermeisterin Zieres beim Ausstechen der Giftpflanzen im Sinngrund
Foto: Julian Bruhn | Freiwillige der Sinntaler Firma Mehytec und Obersinns Bürgermeisterin Zieres beim Ausstechen der Giftpflanzen im Sinngrund
Bearbeitet von Michaela Moldenhauer
 |  aktualisiert: 17.05.2020 02:10 Uhr

Seit Tagen sind im Naturschutzgebiet Sinngrund Personen in Warnwesten unterwegs. Diese sind allerdings nicht wegen der beliebten Schachblumen vor Ort, sondern wegen des Wasserkreuzkrauts, heißt es in einer Pressemitteilung. Die giftige Pflanze hat sich in den letzten Jahren auf den Sinngrundwiesen stark ausgebreitet und beeinträchtigt zunehmend die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen. Dadurch ist auch die Schachblume gefährdet.

Der Naturpark Spessart hat daher ein Projekt zur systematischen Erfassung und Rückdrängung des Wasserkreuzkrauts gestartet. Beteiligt sind Naturschutzbehörden und die fünf Kommunen Obersinn, Mittelsinn, Burgsinn, Rieneck und Gemünden. Die Regierung vonUnterfranken fördert das Vorhaben mit knapp 70 000 Euro.

Auf weniger stark betroffenen Flächen sollen die Wasserkreuzkrautpflanzen samt Wurzel manuell ausgestochen werden,bevor sie blühen und ihre Samen verteilen können. Diese Arbeiten sollte zunächst ein 20-köpfiger Arbeitstrupp durchführen, den Julian Bruhn, stellvertretender Geschäftsführer des Naturparks und Projektleiter, gemeinsam mit dem Kooperationspartner Bergwaldprojekt e.V. organisiert hatte. Die derzeitigen Infektionsschutzauflagen machen jedoch die monatelangen Vorbereitungen zunichte, denn die Unterbringung und Betreuung der auswärtigen Helfer ist aktuell nicht möglich.

Glücklicherweise können die Rückdrängungsmaßnahmen doch noch durchgeführt werden. Kurzfristig fanden sich motivierte Helfer aus der Region: Mitarbeiter der Sinntaler Firma Mehytec, Erzieherinnen des Mittelsinner Kindergartens und weitere Ortsansässige, die aufgrund von Corona in ihrer regulären Arbeit eingeschränkt waren, meldeten sich für die Naturschutzmaßnahme. Auch Landwirte aus dem Sinngrund beteiligen sich an den Arbeiten.

Unter fachlicher Anleitung von Naturparkmitarbeitern rücken die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer -  ausgestattet mit Unkrautstechern und Schutzhandschuhen - dem Wasserkreuzkraut zu Leibe. Dabei werden die betroffenen Wiesen in Bahnen abgeschritten und die giftigen Pflanzen samt Wurzel aus dem Boden gestochen. Jede ausgestochene Pflanze belastet nicht mehr die Futternutzung und kann auch keine weiteren Samen ausbilden. Die Projektebeteiligten hoffen so, die Problempflanze über die Jahre wieder deutlich zurückdrängen zu können und damit die Futternutzung der wertvollen Schachblumenwiesen dauerhaft zu gewährleisten.

„So unglücklich die Lage durch das Virus auch ist, ist es doch schön zu wissen, dass man wenigstens der Natur und der landwirtschaftlichen Nutzung etwas Gutes tut.“, freut sich auch Jasmin Amend, Mitarbeiterin der Firma Mehytec, die normalerweise als Vertriebsmitarbeiterin arbeitet. Und auch die landschaftlichen Reize dieses zwischenzeitlichen Arbeitsplatzes sind nicht zuleugnen.

Einige Wiesen im Sinngrund sind bereits so stark vom Wasserkreuzkraut befallen, dass ein Ausstechen der Pflanzen von Hand nicht mehr machbar ist. Bei mehreren Dutzend Pflanzen pro Quadratmeter ist maschinelle Unterstützung gefragt. Im Sommer,wenn das Wasserkreuzkraut blüht, werden diese sehr stark befallenen Flächen vom Maschinenring Arnstein & Mitteilmain abgemäht, bevor sich Samen bilden. Da die Pflanze danach meist eine zweite Blüte ausbildet, wird im Spätsommer eine zweite Mahd notwendig sein. Das anfallende Mahdgut wird in der Biogasanlage in Burgjoß entsorgt.

Der Erfolg der Maßnahmen wird in 50 markierten Beobachtungsflächen gemessen, die Gebietsbetreuer Christian Salomon und Rangerin Berit Arendt vom Naturpark eingerichtet haben. Hier wird künftig jährlich die Bestandsdichte des Wasserkreuzkrauts kontrolliert.

Wasserkreuzkraut (Senecio aquaticus)

Das lichtbedürftige Wasserkreuzkraut, auch Wassergreiskrautgenannt, kommt vor allem in Nass- und Feuchtwiesen vor. Im Sinngrund hat sich die Art in den letzten Jahren stark ausgebreitet. Experten vermuten, dass die Pflanze vom Klimawandel profitiert. Die von Ende Juni bis Oktober gelb blühende Pflanze ist für Mensch und Tier stark giftig. Tritt sie in großen Mengen auf einer Wiese oder Weide auf, kann dies Nutzbarkeit der Flächen zum Beispiel für die Heugewinnung stark einschränken.
Das Wasserkreuzkraut erreicht eine Höhe von 15 bis 50 Zentimeter, wobei die Pflanzen dicht am Boden eine Blattrosette ausbildet, was eine Bekämpfung durch Mähen erschwert. Es werden eine Vielzahl von Samen gebildet, welche auch lange Zeit im Boden keimfähig bleiben.
Das fürs Vieh giftige Wasserkreuzkraut hat sich in den letzten Jahren auf den Feuchtwiesen im Sinngrund stark ausgebreitet.
Foto: Andreas Schätzlein | Das fürs Vieh giftige Wasserkreuzkraut hat sich in den letzten Jahren auf den Feuchtwiesen im Sinngrund stark ausgebreitet.
Quelle: Naturpark Spessart
 
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