Lässt sich der Rammersberg zwischen Wiesenfeld und Karlburg überhaupt als Wald bezeichnen? Dort dominiert Trockenrasen. Wie in einem Park stehen locker eingestreut knorrige Eichen, die auch nach rund 100 Jahren kaum über eine Höhe von fünf Metern hinausgekommen sind. Normalerweise wären sie in diesem Alter 25 bis 30 Meter hoch. Aufgrund des kargen Bodens aber bleiben sie klein.
Wacholdersträucher finden sich da, dann wieder eine Mehlbeere, eine Wildkirsche, eine Birne und eine Elsbeere. Gerade blühen die Adonisröschen. Ein Graben durchzieht das Gelände. "Da wurde früher Schaumkalk abgebaut", berichtet die für die Wälder im Karlstadter Stadtgebiet zuständige Försterin Claudia Stiglbrunner. Sie sagt: "Für den Naturschutz ist das hier äußerst wertvoll."
Neben seltenen Insekten und Pflanzen profitieren auch Weichtiere von dem Gebiet. Gerade jetzt im Frühjahr kommen viele naturkundlich Interessierte, um die Adonisröschen und andere Pflanzen zu bestaunen.
Zur ICE-Strecke hin ist der Wald immer noch licht, aber die Bäume sind schon etwas höher. Neben einigen Kiefern, die auf dem flachgründigen Boden ums Dasein kämpfen, stehen dort einige Douglasien und – etwas ganz Besonderes – Omorika-Fichten. Diese kommen angeblich mit der Trockenheit besser zurecht als normale Fichten. Aber auch sie haben mit der Trockenheit zu kämpfen.
Vom "Remmetle" über den Mäusberg und den Rammersberg bis zum Ständelberg zieht sich das gleichnamige Naturschutzgebiet. Von den 85 Hektar städtischer Waldfläche sind 63 "außer regelmäßigem Betrieb", werden also nicht bewirtschaftet. Der komplette Rammersberg ist Schutzwald. Und über die Stadtwälder hinausgehende Flächen sind als Flora-Fauna-Habitat ausgewiesen. Es handelt sich also um ausgesprochene Artenschutzflächen.
Der Mittelspecht und der Biber
Weiter nördlich – etwa zwischen der Wiesenfelder Kläranlage und Harrbach – ist der Wald stattlicher und auch forstwirtschaftlich von Bedeutung. Eichen prägen das Bild. In der Abteilung "Erlen" sind sie etwa 100 Jahre alt mit 40 bis 50 Zentimeter starken Stämmen. Einige können schon geerntet werden. "Bei anderen ist das Ziel, sie bis zur Submissonsreife zu bringen", erklärt Claudia Stiglbrunner. Noch 50 Jahre, dann werden die Stämme 60 Zentimeter messen.
In diesem Wald kommt der Mittelspecht vor, der dem Buntspecht ähnelt, aber etwas kleiner ist. Beigemischt sind einige Fichten und Douglasien. Der Boden ist schon tonig. Es gibt einige Feuchtstellen. Am Ziegelbach ist der Biber aktiv. Und ein kleines Eck dieses 262 Hektar großen Waldes gehört sogar schon zum Naturpark Spessart. Zwischen diesem und dem Rammersberg liegt Privatwald.
Landschaftspflegeverband hält Trockenrasen offen
Auf der anderen Seite von Wiesenfeld oberhalb der Waldsassenhalle liegt der Sperbühl beziehungsweise Sparbühl, wie er in Wiesenfeld heißt. Die 20 Hektar sind komplett Schutzwald. Wieder ist der Boden karg. Kiefern und etwas Edellaubholz wachsen dort. Durchsetzt ist der Berg mit Trockenrasen, der vom Landschaftspflegeverband offen gehalten wird. "Forstwirtschaftlich ist der Sperbühl uninteressant", sagt Claudia Stiglbrunner.
Abgerundet wird die Palette dieser nordwestlichen Stadtwälder vom Rohrbacher Eichelberg. Dort liegt auch die Kreuzkapelle – früher hieß sie Valentinuskapelle. Sie steht auf der Grenze zwischen der Wiesenfelder und der Rohrbacher Gemarkung. Die Kiefer dominiert den 48 Hektar großen Wald des Eichelbergs. Beigemischt sind Eiche und Buche. Sechs Hektar sind "außer regelmäßigem Betrieb",. Das gilt auch für weitere kleine Waldflächen südlich von Rohrbach.