
Zum Ortstermin an einem Montag um 11.30 Uhr ist der Arnsteiner Naturbadesee ein traumhaftes Idyll bei bestem Wetter. Vielleicht 20 Menschen liegen oder sitzen rund um den See, einige baden darin. Die Anlage wirkt gepflegt, es gibt reichlich Schattenplätze; eine Gruppe Jugendlicher trifft sich zum Beach-Volleyball, einige Mütter und Kinder sind auf dem Spielplatz. Die Gastronomie am Eingang ist über die Mittagsstunden mit weiteren rund 20 Gästen gut besucht. So sieht Bürgermeister Franz-Josef Sauer den 1997 zur Kleinen Landesgartenschau angelegten See am liebsten: "Ein Kleinod mit besonderer Atmosphäre."
An einem Sommerwochenende oder an Ferientagen ist am Badesee freilich viel mehr los. "Mehrere hundert Besucher, aber wohl weniger als tausend", kämen an einem heißen Tag, sagt Bauhofleiter Gilbert Metz. Die Stadt Arnstein hat davon erstmal nichts, der Eintritt ist frei. "Der See und das Gelände stehen den Bürgern das ganze Jahr über als Naherholungsgebiet zur Verfügung", erklärt Sauer.
Und die Besucher gehen sorgsam damit um. "Wir hatten hier noch keine größeren Probleme", sagt Metz. Sicher, nach einem gut besuchten Wochenende, gebe es hie und da etwas aufzuräumen, aber der hinterlassene Müll halte sich in Grenzen. "Das Grillverbot wird eingehalten, von überlauten nächtlichen Feiern ist uns nichts zu Ohren gekommen", so der Bauhofleiter.

Haftungsfrage bei Unfällen
"Im Wasser ist auch noch nie etwas Ernsthaftes passiert, toi toi toi", sagt der Bürgermeister. Am See gibt es keine Schwimmaufsicht. "Wir haben hier keine Sprungtürme oder ähnliches; das Schwimmen steht nicht im Mittelpunkt." Das mag übers Jahr gesehen zutreffen, aber im Sommer geht's Kindern und Jugendlichen nicht in erster Linie darum, im Schatten auf einer Parkbank zu sitzen. Nach einem Gerichtsurteil zur Haftung bei Badeunfällen haben einige Kommunen in Bayern die Zugänge zu öffentlichen Badegelegenheiten gesperrt.
In Arnstein gibt's Umkleidekabinen, Einstiegshilfen, Stege, eine Holzinsel im Wasser und den Hinweis "Baden auf eigene Gefahr". Ein Anbau des Gastronomiegebäudes ist mit einem großen Schild mit der Aufschrift "Wasserwacht" versehen, aber "im normalen Tagesbetrieb gibt's keine Badeaufsicht", so Sauer. Bei "besonderen Ereignissen" sei es "denkbar, das zu organisieren", aber in der Regel finden kleine Konzerte oder Open-Air-Kino-Abende eher im Gastrobereich statt.
Der Bürgermeister will das Schwimmen im See nicht einschränken, aber auch nicht damit werben. "Es soll hier nicht überlaufen werden. Der Charakter soll erhalten bleiben." Grundsätzlich will Arnstein im Stadtentwicklungskonzept den "sanften Tourismus fördern". Bisher sind zehn Wohnmobilstellplätze am Naturbadesee vorhanden, "ich könnte mir die doppelte Anzahl gut vorstellen", sagt Sauer. Die Anlage ist wegen ihrer angelegten Wege auch für Gehbehinderte geeignet. "Erst kürzlich hat das Karlstadter Seniorenheim einen Ausflug hierhin unternommen. Das zeigt, dass das Areal nahezu barrierefrei ist."
Mehr Wohnmobilstellplätze geplant
Sauer hofft, dass die erhofften Wohnmobilisten "drei, vier Tage" in Arnstein kampieren. "Ein Teil der Platzmiete könnte als Gutschein in der Stadt einlösbar sein", sinniert er. Das würde die Gäste in die Stadt locken und dort dem Einzelhandel und der Gastronomie zugute kommen. "Gleichzeitig wollen wir die Fuß- und Radanbindung des Naherholungsgebiets verbessern." Das ist ein schwieriger Spagat: Arnstein will mehr Gäste an den See locken, aber nicht zu viele.
Im Winter wird die Stadt rund 100 000 Euro investieren, um den Grund des Sees mithilfe von Schwimmbaggern von Ablagerungen zu reinigen. "Die gestiegenen Temperaturen regen das Pflanzenwachstum an", erklärt Gilbert Metz. "Deshalb ist zum ersten Mal seit Bestehen des Sees eine derartige Maßnahme nötig." Metz weist darauf hin, dass sich der See aus dem Grundwasser speist und "völlig frei von Chemie" sei.
Bürgermeister Sauer betont, dass dem Arnsteiner Naturbadesee vom Landratsamt "sehr gute Wasserqualität" attestiert werde. Er selbst – und die Besucher – attestieren eine sehr schöne Atmosphäre. Und das soll noch lange so bleiben.