David Foenkinos' Bestseller „Nathalie küsst“ rührte Leser in 21 Sprachen zu Tränen – über 700 000 Exemplare gingen allein in Frankreich über den Ladentisch, und nun hat der Autor seinen mit zehn Literaturpreisen ausgezeichneten Erfolgsroman „La Délicatesse“ gemeinsam mit seinem Bruder Stéphane fürs Kino adaptiert.
In ihrem leichtfüßigen Mix aus Liebesmelodram und romantischer Komödie dreht sich (fast) alles um Nathalie, denn sie ist die perfekte Frau zum Verlieben. Um François ist es sofort geschehen: Liebe auf den ersten Blick, Verlobung, Hochzeit, Spaß im Bett und auch sonst.
Doch das Glück ist nicht von Dauer. François kommt bei einem Unfall ums Leben. Nathalies perfekte Welt bricht zusammen, sie versinkt in Trauer, Einsamkeit und Perspektivlosigkeit. Verbissen rackert sie sich bei ihrer Firma bis zur Abteilungsleiterin hoch, von Männern will sie nichts mehr wissen.
Die große Überraschung
Eines Tages jedoch fällt die elegante Nathalie aus heiterem Himmel ausgerechnet Markus, einem unförmigen Schweden, um den Hals und küsst ihn traumverloren mitten auf den Mund.
Die Belegschaft samt Firmenchef, seit langem hoffnungslos in Nathalie verliebt, trauen ihren Augen kaum, denn Markus ist so ziemlich das genaue Gegenteil eines gut aussehenden Aufreißertyps und so unauffällig, dass ihn trotz seiner hünenhaften Größe noch nicht einmal seine Kollegen wahrnehmen.
Doch hinter Markus' wenig vorteilhaften Äußeren verbirgt sich ein poetisches und humorvolles Gemüt.
Und nun begibt sich Nathalie fast unfreiwillig auf eine emotionale Reise, denn der gefühlvolle Markus lässt nicht locker und holt sie behutsam aus ihrem Schneckenhaus von Trauer und Erinnerung heraus.
Einfühlsamkeit und Sensibilität sowie eine fein ausgewogene Balance zwischen Komik und Tragik zeichnen den Inszenierungsstil des Regie-Debüts der Gebrüder Foenkinos aus, dessen Drehbuch den von Perspektivwechsel und Randnotizen geprägten Roman in eine dichte Filmsprache übersetzt.
Poetische Bilder
Gängige Genre-Klischees werden durch Situationskomik und kunstvoll gestaltete Zeitsprünge aufgebrochen, Kameramann Rémy Chevrin zaubert poetische Bilder auf die Leinwand. Und über allem liegt ein Soundtrack mit berührenden Chansons.
In den Hauptrollen brillieren, rehäugig und süß wie eh und je, Audrey Tautou – die einst im Jahr 2001 als fabelhaft-verträumte Amélie ganz Paris und die weltweite Kinowelt verzauberte – als Nathalie und der belgische Komiker François Damiens als Markus. Bruno Todeschini und Mélanie Bernier runden die namhafte Besetzung ab, deren großartige Gesamtleistung für kleinere Schwächen des Regiedebüts voll entschädigt.
Fazit: Ein modernes und wunderbar französisches Kinomärchen über die Liebe. Definitiv ein Film für alle, die kluge Kinounterhaltung mögen.
Kinovorstellungen:
Burg-Lichtspiele Karlstadt-Mühlbach, Sonntag 11.15 Uhr, Dienstag und Mittwoch 20 Uhr; freigegeben für Zuschauer in jedem Alter, Dauer 110 Minuten.