
Fröhlich lachen, schwungvolle Tänze bewundern, den Alltag mal ein paar Stunden vergessen. In der ersten Prunksitzung des Himmelstadter Karnevalsvereins nutzten über 500 Gäste in der nahezu ausverkauften Halle die Gelegenheit. Die Himmelstadter Narren waren nicht nur mit Garden und Büttenrednern, Prinzenpaar und Kinderprinzenpaar, Elferrat und Männerballett am Start. Sogar ihr überlebensgroßer Goiker war endlich wieder dabei und mit den Eußenheimer Lorbsern und den Kister Holzböck gaben ihnen gleich zwei Gastgesellschaften die Ehre.
Nach der Begrüßung mit Grüßen vom Kinderprinzenpaar David I. & Lina I. sowie dem Prinzenpaar Tim I. und Megan I., das gemäß Sessionsmotto frisch von einer Safari kam, ließen die Mittlere Garde und die Kindergarde die Beine beim Marschtanz fliegen. Die Prinzengarde zeigte diese klassische Disziplin vor der Pause. Nahezu perfekt war der Vortrag von Tanzmariechen Lina Schmitt. Der HiKaV ist stolz darauf, dass bis auf die als Gastgeschenk gezeigten Showtänze nur einheimische Akteure auftraten. Der Showtanz aus Kist zeigte heiße Nächte aus Las Vegas, der aus Eußenheim eine bunte Clown-Show.
Wenn Autofahrer Tempo 30 ignorieren, weil das Assistenzsystem die Schilder nicht erkennt
Als "Wanderer aus den Bergen" verlief sich Wolfgang Kübert in die Bütt und wunderte sich nicht nur über Wanderer, die Brotzeittüten und Dosen in der Landschaft liegen lassen, ohne mahnend den Zeigefinger erheben zu wollen. Auch immer aufwändigere Hochzeiten, bei denen Segen und Eheversprechen in den Hintergrund treten, kamen zur Sprache, der kurz nach der Aufstellung beschmierte Schallschutz an der Bahn und Autofahrer, die Tempo-30 im Dorf ignorieren, weil ihre Assistenzsysteme keine Schilder erkennen würden: "Die Ausrede hätten unsere Fahrlehrer niemals durchgehen lassen."

Rote Zöpfe und Sommersprossen – so kennt man Pippi Langstrumpf. In der Rolle spendierte Julia Pfister dem Elferrat einen langen roten Faden und wunderte sich, was Kinder im Gymnasium lernen, ihr habe Papa alles beigebracht, bevor er fliehen musste. Das sei schlimm, doch schlimmer seien Vorurteile gegen Geflüchtete, manche bräuchten Laktose nicht für Intoleranz. Bürgermeister Herbert Hemmelmann nannte sie ob seines Batik-Outfits einen bunten Kasper. Auf der Bühne scheiterte er am Geigespielen und bemerkte schlagfertig "Arschgeigen wollen wir auch nicht sein".
Aus dem Alltag eines alten Ehepaars
Den Alltag eines alten Ehepaars mit Hausanzug und Morgenkaffee zeigten Lisa Zeller und Günther Diel. Lisa zerkonfigurierte flugs ihr Smartphone, damit die im Anflug befindliche Tochter zu beschäftigt ist, um vom Altenheim zu reden. Günther hoffte, dass zur anstehenden Hochzeit der blaue Anzug noch passt, gerade erst vor 30 Jahren gekauft.
Mit einer bunten musikalischen Reise der mittleren Garde von den Hippies und Joe Cocker über harten Rock bis zu indischen Klängen ging es nach der Pause weiter. Eine besondere Frauen-Fitnessgruppe mühte sich mit Hula-Hoop-Reifen, widmete sich dann aber einfacheren Dingen wie Fitness-Tänzen mit dem Elferrat.
Die Online-Partnersuche ist auch nicht so einfach

In der Bütt berichtete Alina Kuhn von der modernen Partnersuche online. Tinder sei ähnlich wie ein Supermarkt, nur dass man Männer statt Wurst anschaue, doch die könne man wenigsten greifen. Mancher schon 18 mal weggeswipte Typ werde immer wieder vorgeschlagen und Dates erinnerten schon mal an Bewerbungsgespräche. Um den Verkupplungsversuche ihrer Eltern zu entgehen, unter anderem von ihrem Vater an eine ganze Fußballmannschaft, habe sie sogar die KI bemüht. Überraschendes Ergebnis: Mit einem definiert trainierten Body wäre Elferrat "Hugo" ihr Traummann.
Der Auftritt des Männerballetts entführte in den Himmelstadter Zauberwald – bärtigen Magier und Zaubertrank inklusive. In der letzten Bütt lebten totgeglaubte TV-Formate wieder auf, etwa die Game-Show "Ruck-Zuck". Da wurde ein Monat als "Politiker unbeliebt wie Fußpilz" umschrieben, Olaf Scholz war nicht gemeint. Dazu kam Werbung, etwa für ein Geschirrspülmittel hautpflegend wie Handcreme.
Wettshow mit Thomas-Gottschalk-Verschnitt

Der Höhepunkt aber war die Wettshow mit Thomas-Gottschalk-Verschnitt: Stefan wettete, die Elferräte blind am Popo zu erkennen, jahrelang habe er das unauffällig in der Bar eingeübt. Wette verloren! Prinz Tim I. nebst Sitzungspräsident Christian Scheb als Prinzessinnenersatz mussten ran, den Wetteinsatz mit den Hula-Hoop-Reifen einlösen. Bejubelt übertrafen sie immerhin ihre Vorgängerinnen.
Vor dem Finale setzte die Prinzengarde einen tänzerischen Höhepunkt mit ihrem Showtanz über eine Kreuzfahrt auf den Amazonas hinein in den Dschungel – fast wie eine Safari, aber ganz woanders und mit viel mehr Wasser. Das offizielle Programm endete mit allen Aktiven auf der Bühne, Konfetti-Kanonen und Polonaisen durch den Saal.