Nach zwei Jahren Corona-Flugverbot herrschte in den Rechtenbacher Straßen wieder närrisches Hexentreiben. Mit einer Rekordbeteiligung von über 60 Hexen machten diese am Donnerstagabend bekleidet mit Schürzen, Decken, Kopftüchern und schönen Masken mit viel Getöse das Dorf unsicher.
Weite Strecken gab es in diesem Jahr zurückzulegen: Zu ihrem Rundflug durch die Spessartgemeinde startete die Weiberschar im Gasthaus Krone bei Julia und Eyüp. Anschließend ging es auf den "Säubarch" wo Bürgermeister Christian Lang an seiner Lagerhalle bereits auf die Hexenschar wartete. Maria Adolf empfing die Truppe im Singrund, bevor beim Vorsitzenden des Faschingsvereins "Rechtenbacher Kötze" Markus Hepp das närrische Treiben ausklang.
Geboren wurde die Idee des Hexentreibens vor 44 Jahren im ehemaligen Café Will. Dort machten sich einige Frauen Gedanken, was man an Altweiberfasching machen könnte. Und da kam die Idee vom Hexentreiben auf. Mit dabei war damals auch Liane Durchholz. Sie war am Donnerstag auch wieder dabei und konnte am längsten auf den Brauch zurückblicken. Angefangen hat damals alles mit fünf, sechs Frauen.
Immer mehr Einladungen erhalten
Über die Jahre hat sich das Hexentreiben entwickelt und die "Hexenweiber" bekamen immer mehr Einladungen. Von vielen Privatleuten, aber auch vom amtierenden Prinzenpaar, Bürgermeister, Pfarrer oder den Schwestern auf dem Hüttenberg. Stellenweise gab es sogar so viele Einladungen, dass es abwechselnd ein Jahr ins Oberdorf und im darauffolgenden ins Unterdorf ging, ergänzt Petra Riethmann.
In Hochzeiten waren die Hexen in jedem zweiten Haus eingeladen und ein Besuch durfte nur zehn Minuten dauern, blickt Liane Durchholz zurück. "Das hat meistens nie ganz hingehauen", lacht Riethmann. Früher hatten viele Hexen auch eine Bärkötze auf dem Rücken und transportierten damit Weinflaschen von Haus zu Haus.
Das ist heute anders. "Du machst da einfach mit und kannst nicht anders und wer nicht mitmacht ist selber schuld", brachte es Chantal Matreux auf den Punkt. Sie ist seit circa 25 Jahren bei der Truppe dabei. "Wir sind die letzten Überlebenden" scherzt Jutta Staub, die bereits auf eine "lange" 40-jährige Zeit als Hexe zurückblicken kann. "Diese Tradition muss erhalten bleiben und ist eine schöne Sache", freute sich auch Bürgermeister Lang. Mittlerweile gibt es Hexen über Generationen hinweg und Mutter, Tochter und Enkel feiern mit Begeisterung den Altweiberfasching, erzählt Michaela Eich. Erstmals ist dieses Jahr sogar eine schwangere Hexe dabei. Der Nachwuchs dürfte so, auch durch einen Zuwachs von über 20 neuen "Hexen" in diesem Jahr, auch über die nächsten Jahre gesichert sein.