
Mit 90 Jahren nutzt Gisela Hahn täglich ihren Heimtrainer und zeigte Karlstadts Bürgermeisterin Anja Baier mal kurz, wie gelenkig sie noch ist, als diese im Namen der Stadt Karlstadt zum Gratulieren kam. Ein Glückwunschschreiben und glänzende Flaaktaler statt eines Geschenkkorbes durften da nicht fehlen.
Zur Welt kam Gisela Hahn in Brücken im Kahlgrund, heute ist die 570-Seelen-Gemeinde ein Ortsteil des Marktes Mömbris im Landkreis Aschaffenburg. Sie war das vierte von fünf Kindern, ihre Eltern arbeiteten für eine Zigarrenfabrik. Ihr Vater Wilhelm Bozen war dort als Busfahrer angestellt, ihre Mutter Maria stellte die Rauchwaren in Heimarbeit her. Noch heute kann sie die Arbeitsschritte erklären und berichtet, dass fast alle Männer im Ort auch Zigarren rauchten.
Der zweite Weltkrieg prägte das Leben der Jubilarin. Als sie 1945 die sechste Klasse besuchte, schloss die Schule im Ort. Als ungelernte Näherin arbeitete sie erst Zuhause und dann in einer Kleiderfabrik in Aschaffenburg. In dieser Zeit lernte sie auch ihren Mann Erhard Hahn kennen, der mit seiner Familie aus Tschechien vertrieben worden war und die Schule in Brücken besuchen musste, die direkt neben dem Elternhaus von Gisela Hahn stand.
Ein Faible für Rätsel und Quizsendungen
Im Jahr 1958 schlossen die beiden den Bund fürs Leben, 1961 kam ihr Sohn Bernhard Hahn zur Welt. Nach ein paar Jahren als Hausfrau und Mutter fand Gisela Hahn wieder Arbeit in einer Kleiderfabrik für Berufskleidung, ihr Mann hatte eine Lebensanstellung als Kfz-Mechaniker beim Opelhändler Brass in Aschaffenburg. Gisela war wie ihr Mann ein leidenschaftlicher Fußballfan, egal ob beim Profifußball mit dem FC Bayern oder lokal der Viktoria Brücken. Dem Paar war noch die goldene Hochzeit vergönnt.
Seit fünf Jahren wohnt die Jubilarin im Seniorenheim der Heroldstiftung in Karlstadt. Sie wollte näher bei ihrem Sohn sein. Bernhard Hahn wurde in Aschfeld sesshaft, als er als Berufssoldat im einem Außendepot des Lagers Hammelburg tätig war. Die rüstige Jubilarin nimmt rege am Heimleben teil, geht praktisch täglich draußen spazieren und liebt Rätsel und Quizsendungen. So erinnert sie sich an einem Kandidaten von "Wer wird Millionär" der sich bei der Frage, welches Ereignis 13 Tage vor der Geburt von Angela Merkel war, trotz richtig liegenden Joker nicht sicher war und lieber auf die Million verzichtete. Das wäre ihr nicht passiert, hatte sie doch das als "Wunder von Bern" legendär gewordene Spiel am 4. Juli 1954 verfolgt und mitgejubelt als Deutschland Fußballweltmeister wurde.
Der runde Geburtstag wird natürlich noch groß gefeiert, zusammen mit drei Enkeln und einer Urenkelin.
