
Vor rund 14 Monaten zog mit den elektronischen Schießständen Hightech in das Schützenhaus am Lerchenweg ein. Damit bot der Mittelsinner Schützenverein als einziger im Altlandkreis Gemünden diese Technik an. Damals ahnte niemand, dass das zu einem regelrechten Boom im Schießsport führt: In Scharen kamen in Mittelsinn Schüler und Jugendliche, um sich am modernen Sportgewehr zu versuchen.
Vorsitzender Dirk Schiefer erinnerte bei aller Euphorie an die Hauptversammlung im März 2012, als auch kritische Stimmen die Entscheidung für vier elektronische Schießstände begleiteten. Schließlich ist der Preis von 3000 Euro pro Stand für einen kleinen Verein ein Vermögen und bedeutet einen Kraftakt. Die Befürchtungen, dass mit der neuen Innovation kein Schütze zusätzlich komme, versuchten die Aktiven zu zerstreuen. Schließlich kannten sie die Vorteile, da die Gaumeisterschaften ausschließlich auf elektronischen Anlagen ermittelt werden. Die Vorzüge der sofortigen Kenntnis am Bildschirm über das eigene Schussbild, die Chance der direkten Korrektur am Stand und am Gewehr sowie eine unmittelbare Anzeige von Serie und Ergebnis am Ende des Wettkampfs, dominieren.
Gleichzeitig entschied man sich für Schüler unter zwölf Jahren einen Red-Dot-Laser-Schießstand für rund 1000 Euro anzuschaffen, auf welchem per Lichtgewehr und rotem Punkt (red dot) gefahrlos geschossen werden kann. Bürgermeister Peter Paul ließ es sich nicht nehmen, das neue Lasergewehr aus seinem persönlichen Geldbeutel zu spendieren.
Werbung per Flyer an Schulen
Mund-zu-Mund-Propaganda sowie ein Tag des offenen Schützenhauses sorgte für eine Welle der Begeisterung unter dem Nachwuchs. Ein eigens entworfener Flyer, der auch in den Schulen verteilt wurde, stellte den sportlichen Aspekt in den Vordergrund. Die Eltern bestätigten im Feedback die deutlich verbesserte Konzentrations- und Entspannungsfähigkeit der Kinder und sprechen von ausgeprägter Selbsteinschätzung und Konfliktfähigkeit ihrer Sprösslinge. Vorsitzender Schiefer nahm im persönlichen Einführungsabend den Eltern die Bedenken mit der Aussage, dass die Waffen beim Schießsport absolut in den Hintergrund rücken.
Mit Heike und Jürgen Faulhaber stehen den Schülern und Jugendlichen zwei lizenzierte C-Trainer zur Verfügung, die auf der Olympia-Schießanlage in München-Hochbrück ihre DSB-Prüfung absolvierten. In den wöchentlich zwei Trainingseinheiten, mittwochs und freitags jeweils von 19 bis 20 Uhr, hängen die Nachwuchsschützen wie gebannt an den Lippen der beiden Übungsleiter, um ihr Können zu verbessern.
20 neue Schützen
Nachdem vor 14 Monaten der Nachwuchs im Mittelsinner Schützenverein mit gerade sieben Jungs überschaubar war, zählt er heute 28 Jungen und Mädchen von sechs bis 20 Jahren. Sogar aus den Nachbarorten wie Obersinn, Burgsinn, Rieneck und Gemünden kommen die interessierten Nachwuchsschützen, um sich bis zum 12. Lebensjahr erst am Lasergewehr und anschließend am elektronischen Schießstand zu versuchen. Schiefer ist stolz auf die 20 neuen Nachwuchsschützen, die die Investition in die neue Technik dem Verein beschert hat. Die gesamte Jugendabteilung bis 27 Jahren (so lange zählt im Schießsport der Jugendbereich), zählt derzeit 48 Personen, die immerhin rund 35 Prozent der Gesamtmitglieder von 140 Leuten sind.
Heike und Jürgen Faulhaber sind begeistert, bei jeder Trainingseinheit rund 15 Kids im Schützenhaus begrüßen zu können. „Es ist uns echt gelungen, sie vom heimischen Computer wegzubringen.“ Auch die kleine Hannah bringt ihren Riesenspaß am Lasergewehr und den Zusammenhalt zwischen den Kindern zum Ausdruck. Ob einer ein besseres oder schlechteres Ergebnis vorweist, ist völlig egal, die Nachwuchsschützen helfen sich gegenseitig. Durch die offene Manöverkritik der Trainer nach jeder Schießserie stärkt sich die Gemeinschaft immens, ist sich Heike Faulhaber sicher. Nach dem Training wartet noch eine Runde Tischkicker.
Auch stellt sich für die Verantwortlichen die Frage, wie man bei einem Verzicht auf eine Verbandrundenteilnahme die Kids bei Laune hält. Aufgrund der langen Fahrtstrecken bis hinter Würzburg unter der Woche hat man von diesem Wettbewerb Abstand genommen. Man setzt vielmehr auf die Teilnahme beim Gaujugendzeltlager, das bereits zweimal in Mittelsinn Station machte. Eine Riesengaudi war der Sommerbiathlon des TSV Würzburg-Grombühl, wo in einer Mischung aus Laufen und Schießen mit dem Lasergewehr um Platz und Sieg gekämpft wurde. Der Gaujugendpokal oder der Shooty-Cup, ein Vergleichsschießen per Lasergewehr des Nachwuchses aus dem gesamten Schützengau Würzburg, sind weitere Highlights. Für Schüler gibt es in den Ferien zudem die Schützenrallye.
Im Mai soll die neue Vision der Verantwortlichen aus den Schützenvereinen Mittelsinn und Höllrich, ein Stützpunkttraining für Schützen im Altkreis Gemünden, realisiert werden. Die vier Trainer der beiden Vereine leiten dann Übungseinheiten, die besonders für den Einstieg gedacht sind. Dabei kommen auch die Laserschützen ab sechs Jahre zum Einsatz. Hilfreich sind dabei die neuen elektronischen Schießstände der Höllricher Freunde, die nach Vorsitzendem Axel Höfler ab April installiert sind, weiß Dirk Schiefer.