Als sich der Vorhang im Karlstadter Theater in der Gerbergasse zur Premiere von "Jetzt nicht, Liebling!" nach zwei langen Jahren der pandemiebedingten Zwangspause endlich wieder öffnete, gab es im Publikum begeisterten Applaus. Grund dafür waren nicht nur die Freude über den Neustart und die pfiffige Eingangsmusik, sondern auch das wieder einmal gelungene Bühnenbild von Peter Gsell. Als sich nach gut zwei Stunden der Vorhang wieder schloss, galt der Jubel dem frech und raffiniert gestrickten Stück von Ray Cooney und natürlich dem hochmotivierten Ensemble, allen voran dem überragenden Frank Heßdörfer.
Nein, es ist wirklich nicht so wie es aussieht, wenn gleich drei Frauen dem eigentlich schüchternen Arnold Crouch ("Crouch wie Autsch") zu Füßen liegen. Schließlich will der biedere Kürschnermeister nur in Ruhe im stillen Kämmerlein arbeiten und bestenfalls von der verhuschten Sekretärin Miss Tipdale träumen, die ihn offensichtlich auch anschmachtet.
Verwirrender Screwball-Spaß
Doch da ist sein hormongesteuerter Kompagnon Gilbert Bodley, der einer attraktiven Ehefrau einen wertvollen Pelz verspricht, um die Abwesenheit der eigenen Ehehälfte gebührend zu feiern. Die aber kehrt im falschen Augenblick zurück, was dazu führt, dass der kesse Seitensprung von Gilbert zur Affaire von Arnold wird. Als der flotte Gatte des Seitensprungs seinem eigenen Verhältnis einen Pelz kaufen will und in der Ehefrau von Gilbert seinen Flirt wiedererkennt, bekommt Arnold auch diese noch in die Schuhe geschoben und muss eine zweite Geliebte verkraften.
Im Laufe der nur scheinbar chaotischen Handlung, verlieren nicht nur die Zuschauer zeitweise den Überblick. In bester "Screwball-Manier" fliegen Türen auf oder zu, verschwinden halbnackte Damen im Kabinett oder hinter der Bar. Nach und nach fliegen Kleidchen, Pelze, ein Beauty-Case und sogar Teppiche aus dem Balkonfenster und Dessous bleiben am großen Zeiger der Uhr hängen. Zu allem Überfluss kreuzt – immer wieder im falschen Moment – der mit Grog abgefüllte Kapitän Frenscham auf. Mit jeder neuen Verstrickung steigt die Freude im Publikum.
Wortwitz und ein hervorragender Hauptdarsteller
Die Ankündigung der Theaterbühne trifft zu: "Nicht jetzt, Liebling" ist eine freche und bisweilen frivole Komödie vom britischen Meister der Farce, Ray Cooney. Die schnelle und nur scheinbar chaotische Handlung ist logisch aufgebaut bis aus einer eigentlich fast alltäglichen Situation einen unentwirrbarer Knoten aus Lügen, Ausreden und Halbwahrheiten entsteht. Dies treibt die Bühnenfiguren von einer Katastrophe in die nächste, von einer Notlüge zur nächsten. Das Publkum amüsierte sich auch am Wortwitz. Beispiel: "Wo ist meine Sekretärin? – Nicht mal mehr in ihrem Kleid!"
Das Ensemble um Regisseur Werner Hofmann und Co-Regisseurin Kristin Opp setzt diese Komödie mit Freude und Können um. Auch wenn man keinen der Darsteller hintanstellen will, muss doch die Leistung von Frank Heßdörfer hervorgehoben werden. Er ist nicht nur in Mimik und Gestik als notorisch Überforderter der Mittelpunkt des Stücks, er platziert auch immer perfekt seine staubtrockenen Kommentare: "Fehlt Ihnen etwas? - Ja, die Courage!"
Die Mitwirkenden von "Jetzt nicht, Liebling": Frank Hessdörfer, Margaritha Rügamer, Volker Eckstein, Jutta Waßmann, Werner Hofmann, Lorenzo Bayerlein, Camilla Fischer, Lisa Scheiner und Claudia Lankes. Hinter der Bühne sind verantwortlich: Angelika Nickel und Lisa Scheiner für die Maske, Peter Gsell für das Bühnenbild, Ralf Mahlo, Matthias Herrmann und Werner Gasser für die Technik, Claudia Bauer für die Kostüme und Souffleuse ist Ulli Seufert. Gudrun Buberl ist verantwortlich für die Requisiten und die Inspizienz, die Regie führen Werner Hofmann und Kristin Opp.
Weitere Termine sind vorläufig: Donnerstag, 28. April, Freitag, 29. April, Sonntag, 1. Mai (18 Uhr), Freitag, 6. Mai, Samstag, 7. Mai, Samstag, 14. Mai und Sonntag, 15. Mai. Da die Premiere pandemiebedingt verschoben werden musste, sind zusätzliche Termine möglich.