Erstmals fand die Entlassfeier der Johann-Rudolph-Glauber-Realschule Karlstadt in der Gambacher Musikhalle statt. Das war nicht nur Corona geschuldet sondern auch einer besonderen Kombination: Direkt danach tanzten die 90 ehemaligen Schülerinnen und Schüler bei ihrem Abschlussball in eine neue Lebensphase hinein.
Schulleiter Thorsten Stöhr wählte für die Abschlussrede das große Thema Erwachsenwerden. "Wann ist man erwachsen?" Mit dem 18. Geburtstag – das mag schon mancher mit älteren Geschwistern bezweifeln? Wenn die Ehe gescheitert ist und man die Texte von Herbert Grönemeyer versteht – nach dieser Definition von seinem Onkel wäre der Schulleiter selbst noch nicht erwachsen.
Schließlich erinnerte er an das schon fast 40 Jahre alte Lied "Großvater" der österreichischen Band S.T.S. und zwei Passagen darin: "Ich hab sie gerne und muss nicht alles was sie sagt immer hören", zur der manchmal nervigen Großmutter und vor allem das Lebensmotto des Großvaters: "Erst überlegen, eine Meinung haben, dahinter stehen. Niemals Gewalt, alles bereden, aber keine Angst vor irgend wem". Manchmal sei es gut, weghören zu können. Wichtig sei es immer, eine eigene Meinung zu haben und sie zu vertreten – mit Worten, nicht mit Fäusten. Das passe gut zur Karlstadter Realschule als Schule ohne Rassismus.
Finn Nätscher ist der Beste
"Wir hoffen, euch etwas mitgegeben zu haben, über Mathe, Chemie, Deutsch und Geographie hinaus", so Thorsten Stöhr. Er wünschte den Schülern alles Gute, ehe seine Stellvertreterin Andrea Kotzbauer die Zeugnisse der Mittleren Reife überreichte und erzählte, dass sich Lehrer immer freuen, ehemalige Schüler wieder zu sehen und von ihnen gegrüßt zu werden.
Auch die die besten Schüler wurden gekürt: Mit einem Notendurchschnitt von 1,09 ist Finn Nätscher als Bester des Zweiges mit wirtschaftlichem Schwerpunkt auch der Jahrgangstufenbeste. Wie Thorsten Stöhr verriet, ging es dabei äußerst knapp zu, entscheidend war die bessere Note in Chemie. Zweigbester beim Schwerpunkt Technik ist Jonas Rüb, beim Schwerpunkt Sprachen Leni Götz, beim Schwerpunkt Soziales Cora Sendelbach.
Wie bei einem Banküberfall
Die Schüler und ihre Klassenleiter verabschiedeten sich auf ihre Weise voneinander. Die Schule sei wie Banküberfall, befand die Sprecherin der Klasse 10a – ohne gute Komplizen geht gar nichts – und nun werde die Beute geteilt. Statt Blumen oder Frankenwein bekam Matthias Dekant von der Klasse 10 b eine Kiste Johannisbeerschorle überreicht. Zuvor hatte er in seinen Abschiedsworten genau dieses Getränk erwähnt. Eine letzte Hausaufgabe gab Rudolf Hagengruber der Klasse 10c: "Bedankt euch bei euren Eltern und räumt mal die Spülmaschine aus. Humorvoll zeigt sich die Klasse 10d zu den Tiefen des Schulalltags von Niederlagen in Chemie bis zu körperlichen Defiziten im Sport – doch "wir lernten damit umzugehen und die Lehrer haben uns bis zum Abschluss gebracht". Klingt doch schon recht erwachsen.