Auch auf den Rienecker Stadtwald hat das Klima der vergangenen beiden Jahre starken negativen Einfluss gehabt. "Wir befinden uns in einer Situation, die wir in dieser Form noch nie erlebt haben", stellte Bürgermeister Wolfgang Küber dazu fest. Selbst Baumarten, auf die man vor zwei Jahren im Rahmen des Klimawandels noch Hoffnung gesetzt habe, beginnen nun in größerem Umfang abzusterben. Dies sei nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch eine außergewöhnliche Situation.
"Wir waren bisher gewohnt, aus dem Stadtwald durchschnittlich eine Summe von 250 000 Euro zu erwirtschaften", sagte Küber. Durch die aufgetretenen Kalamitäten werde man nun schnell in die roten Zahlen rutschen, befürchtete der Bürgermeister. Zum einen erhalte man durch die stark gesunkenen Holzpreise für das eingeschlagene Holz oftmals nicht mehr die Summe, die man für die Ernte ausgegeben habe. Zum anderen führe die Situation dazu, dass man verstärkt in Aufforstungen und Wiederbegründungsmaßnahmen investieren müsse.
2500 Festmeter Schadholz
"Gerade bei der Baumart Fichte im Stadtwald ist die anhaltende Trockenheit das Hauptproblem", berichtete Revierleiter Matthias Schleich über die aktuelle Situation und die Auswirkungen der beiden Trockenjahre 2018 und 2019. Der Befall durch den Borkenkäfer sei dadurch eher eine sekundäre Begleiterscheinung. Die Fichten haben einfach nicht mehr genügend Abwehrkräfte, um durch starken Harzfluss den Befall in der Rinde zu stoppen. Es gebe aber auch genügend absterbende Fichten, die keinerlei Schädlingsfall aufweisen.
Gab es im Vorjahr noch über alle Baumarten hinweg einen Schadholzanfall von 400 Festmetern, so sind es heuer nur bei der Baumart Fichte bereits 1200 Festmeter verkauftes Holz. "Mit weiteren 800 Festmetern noch aufzuarbeitendem Fichtenholz und 500 Festmetern nicht verwertbarem Holz werden wir auf 2500 Festmeter Schadholz kommen", stellte Schleich fest. Andere Baumarten, wie Buche, Eiche und Kiefer litten auch unter den Folgen der Trockenheit.
Verfrühter Laubabwurf diene dazu, um die Verdunstung über die Blattmasse zu reduzieren. Immer wieder sei zu beobachten, dass die Laubbäume ganze Äste abwerfen, um sich gegen die Vertrocknung zu wehren. Verteilt über den Bestand gebe es auch absterbende Buchen, die durch verstärkten Schleimfluss zu erkennen seien. Da dies nicht flächig geschehe, werde keine Aufarbeitung durchgeführt, sondern die Bäume als sogenanntes Totholz im Bestand belassen. Auch die absterbende Kiefer werde nicht aufgearbeitet.
Folgeschäden werden erst sichtbar
"Weil wir permanent mit Hochdruck an dem Einschlag des Fichtenschadholzes arbeiten, mussten wir andere Tätigkeiten wie beispielsweise die Pflege von Jungbeständen zurückstellen", erklärte der Revierleiter die Auswirkungen auf den laufenden Forstbetrieb. Auch die Holzvermarktung stelle eine weitere Mammutaufgabe dar. Einzige wirtschaftliche Vermarktung sei noch der Export nach Asien. Allerdings werde dies durch neue staatliche Auflagen erschwert.
"Selbst wenn sich die Niederschläge wieder auf einem normalen Niveau einpendeln, werden die Folgeschäden der vergangenen beiden Jahre erst in den nächsten Jahren sichtbar", befürchtet Matthias Schleich. Die extreme Trockenheit, aber auch die extreme Hitze werden bleibende Schäden hinterlassen. Es sei zu befürchten, dass künftig auch die Zahl der sogenannten Tropentage und Tropennächte steige. Diese habe sich von durchschnittlich fünf auf jetzt über 20 Tage erhöht, sagte der Revierleiter.
Welche Bauarten nun zukunftsfähig seien, diese Frage aus dem Stadtrat konnte Matthias Schleich auch nicht umfassend beantworten. Sicherlich gebe es anstatt Fichte und Kiefer andere Baumarten, die besser geeignet seien. Man müsse wohl durch eine Kombination vieler verschiedener Arten versuchen mögliche Ausfälle zu kompensieren. Auch könne man an einigen Stellen die Natur einmal sich selbst überlassen. Mitte November ist noch ein Waldbegang geplant, bei dem verschiedene forstliche Themen vor Ort erläutert werden sollen.