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Marktheidenfeld
Nach über 30 Jahren kein Cakir-Döner auf der Laurenzi-Messe: Keine Genehmigung wegen mehrfacher Verstöße
Der Betreiber hat laut der Stadt Marktheidenfeld die Öffnungszeiten der Messe nicht eingehalten. Coskun Cakir ist empört und hat deshalb eine Petition gestartet.
Coskun Cakir: Darf 2024 nicht mehr zur Laurenzi-Messe, weil er nach Mitternacht noch Döner verkauft hat.
Foto: Laura Reich (Archivfoto) | Coskun Cakir: Darf 2024 nicht mehr zur Laurenzi-Messe, weil er nach Mitternacht noch Döner verkauft hat.
Bianca Löbbert
 |  aktualisiert: 14.04.2024 02:43 Uhr

Nach über 30 Jahren wird der Cakir-Dönerspieß auf der diesjährigen Laurenzi-Messe kalt bleiben. Die Gemüter sind dafür erhitzt und sicher lässt es auch den ein oder anderen Messegänger nicht kalt, dass es 2024 keinen Cakir-Döner auf der Mess' geben wird. Der Marktheidenfelder Unternehmer, der bereits in den 1970er Jahren nach Marktheidenfeld immigrierte, hat bereits vor einigen Wochen das Ablehnungsschreiben des Messeausschusses auf seine Bewerbung erhalten.

Inzwischen haben Coskun Cakir und seine Familie eine Petition gestartet. "Der Stand war nicht nur ein Ort, an dem man sich satt essen konnte, sondern auch ein Symbol für kulturellen Austausch und Zusammenhalt. Die Messe ohne Cakir Döner wäre wie ein Fest ohne Musik, wie ein Sommer ohne Sonnenschein", heißt es dort. Man spürt: Die Emotionalität ist auf dieser Seite bei Weitem größer als auf Seiten der Behörde.

Öffnungszeiten missachtet

Die Ablehnungsgründe des Messeausschusses: "Gegen Sie wurde in den Jahren 2019 und 2022 eine Ordnungswidrigkeit wegen Missachtung der Öffnungszeiten erteilt. Nach Aufforderung, die Auflagen einzuhalten, kam es 2023 wiederum zu einer Ordnungswidrigkeit", schreibt die Stadt in dem Ablehnungsschreiben.

Für Coskun Cakir ist dies ein Unding. Um 0.11 Uhr sei die Polizei an einem Abend der vergangenen Laurenzi-Messe zu seinem Stand gekommen. Offizieller Verkaufsschluss ist um 0 Uhr. "Der Dönerspieß war bereits weg im Auto. Es war noch Restfleisch im Stand, das ich an meine Mitarbeiter verschenkt habe", sagt der 70-Jährige. Der Stand sei an den Seiten bereits zugehangen gewesen, nur in der Front nicht. "Ich muss den Stand immer noch etwas auskühlen lassen. Habe aber nichts mehr verkauft", versichert er. Die Ablehnung auf seine Bewerbung für die Laurenzi-Messe habe ihn deswegen aus heiterem Himmel getroffen – nachdem er über 30 Jahre fester Bestandteil der Messe und immer ein guter Bürger gewesen sei.

Coskun Cakir in den 90ern auf einer seiner ersten Laurenzi-Messen. Seitdem war er mit seinem Marktheidenfelder Dönergeschäft auf der Mess'. 
Foto: Sibel Özdemir | Coskun Cakir in den 90ern auf einer seiner ersten Laurenzi-Messen. Seitdem war er mit seinem Marktheidenfelder Dönergeschäft auf der Mess'. 

Gemeinsam mit seiner Tochter und seinem Sohn, der offiziell auch Betreiber des Standes ist, habe er vor rund zwei Wochen das Gespräch mit Bürgermeister Thomas Stamm gesucht. Dieser hatte daraufhin dem Messeausschuss die Sache erneut vorgelegt, sagt Stamm in einem Gespräch mit dieser Redaktion am Donnerstag, 4. April. Am Dienstag, 2. April, hatte der Messeausschuss nichtöffentlich getagt. Das Ergebnis laut Bürgermeister: Der Ausschuss bleibt bei seiner Entscheidung. Es wird in diesem Jahr keinen Döner von Cakir auf der Messe geben.

Immer wieder Verwarnungen

Ein Ausschluss wegen elf Minuten Überschreitung? Stimmt da die Verhältnismäßigkeit? "Ich hätte die Gründe gerne aus der Öffentlichkeit herausgehalten", sagt Bürgermeister Stamm im gemeinsamen Gespräch mit dem geschäftsführenden Beamten Matthias Hanakam und dieser Redaktion. Dann wird er doch konkreter: "Bereits in den vergangenen Jahren hat es immer wieder Ordnungswidrigkeiten gegeben. Ebenso Ermahnungen und mündliche Verwarnungen von Ordnungsamt, Security und dem Marktmeister", sagt Stamm. Dabei sei es öfter um die Öffnungszeiten gegangen, wobei Überschreitungen auch bis 1 Uhr oder 2 Uhr nachts vorgekommen seien. Es habe aber auch andere "Verfehlungen" gegeben, auf die der Bürgermeister zu diesem Zeitpunkt nicht näher eingehen wolle.

In der Summe hätten die Verfehlungen mit dem erneuten Verstoß 2023 dazu geführt, dass der Messeausschuss nun den Entschluss gefasst habe, Cakir Döner für 2024 nicht zur Messe zuzulassen. Der Platz sei auch bereits an einen anderen Bewerber gegangen. Der geschäftsführende Beamte Hanakam erklärt den rechtlichen Hintergrund der öffentlichen Ausschreibung. Diese umfasse neben vielen Punkten, wie etwa dem Angebot der Bewerber, nämlich auch Punkte wie vorausgegangene negative Erfahrungen mit dem Standbetreiber.

Gespräch kam zu spät

"Wir müssen diese Aspekte der Ausschreibung einhalten, sonst machen wir uns völlig angreifbar. Da kann man nicht sagen, jemand hat zwar dreimal gegen die Regeln verstoßen, aber wir schauen mal, wie wir es hinkriegen, damit er weiter kommen kann", erläutert Stamm. Das Gespräch mit der Familie Cakir kam deswegen wohl zu spät. Denn noch vor zwei Wochen hatten auch Sohn und Tochter von Coskun Cakir versichert, sich künftig selbst mehr um die Einhaltung der Regeln zu kümmern und ihren 70-jährigen Vater zu unterstützen.

In seiner Petition schreibt Cakir, dass die "kurze Überschreitung der Öffnungszeiten, die zu der Absage führte, immer im Sinne des Services für die Besucher geschah. Es war nie die Absicht, gegen Regeln zu verstoßen, sondern stets, den Bedürfnissen der geschätzten Kunden gerecht zu werden." Künftig wolle man alle Maßnahmen ergreifen, um die Vorschriften zu gewährleisten.

Petition gestartet

Über 100 Unterschriften hat die Petition bereits, die allerdings nur symbolischen Charakter hat. Für die Stadt ist die Sachlage klar: Die letzte Überschreitung 2023 war quasi der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Bürgermeister Stamm versteht die emotionale Seite durchaus. "Coskun Cakir ist natürlich so etwas wie ein Urgestein der Marktheidenfelder Immigration. Aber auch das befreit ihn nicht von den Regeln." Dass viele Festzeltbesucher nach dem Schließen des Festzeltes noch gerne einen Döner bei ihm holen, sei eben gerade der Punkt: "Alle anderen müssen ihren Stand dann ja auch zumachen und halten sich auch an den Verkaufsschluss um 0 Uhr", so Stamm.

Dennoch sei es im Interesse der Stadt, ein gutes Verhältnis zu dem Marktheidenfelder Unternehmer zu behalten. "Die Entscheidungen des Messeausschusses werden jedes Jahr neu getroffen", sagt Stamm. Und man habe Cakir bereits mitgeteilt, dass er sich für 2025 gerne wieder bewerben könne.

 
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