Insgesamt 451 Kurse haben Caro Vormwald und Nadja Born in ihrem Laden "Nähfreunde" in Lohr abgehalten. In elf Jahren haben sie unzählige Ballen Stoffe und mit Liebe genähte Dinge verkauft, sind zweimal umgezogen und haben auf einen treuen Kundenstamm zählen können. Trotzdem haben sie jetzt eine schwere Entscheidung treffen müssen: Ihr gemeinsames Geschäft an der Unteren Schlossgasse 7 wird Ende September geschlossen.
"Es trägt sich wirtschaftlich einfach nicht mehr", fasst Nadja Born im Gespräch mit dieser Redaktion zusammen. "Das Konsumverhalten hat sich mit der schlechteren wirtschaftlichen Lage verändert. Die Leute müssen sparen und da spart man am ehesten am Hobby." Selbst zu nähen sei zwar nachhaltiger für die Umwelt, aber nicht unbedingt billiger. Seit Corona boome auch der Onlinehandel immer mehr. "Das haben wir einfach gespürt", so Born.
Besonders schwer in der Kleinstadt
Die Entwicklung hätten sie auch von den Vertretern, bei denen die Nähfreunde ihre Stoffe ordern, bestätigt bekommen. "Das ist allgemein weniger geworden und in einer Kleinstadt wie Lohr besonders schwierig." Dabei hätte die Corona-Pandemie zuerst sogar den Zulauf verstärkt, die Leute haben sich wieder mehr mit ihren Hobbies beschäftigt. "Aber dann ist es richtig eingebrochen bei uns. Deshalb haben wir bereits im vergangenen Jahr schon einmal darüber nachgedacht, zu schließen. Wir wollten das erst einmal beobachten, aber es ist immer schlechter geworden", so die beiden Inhaberinnen.
So haben sie Ende Juni die Entscheidung getroffen und gleich auch auf ihren Social-Media-Kanälen veröffentlicht. Die treuen Kunden sind ein wenig "geschockt", kann man in den Kommentaren lesen. Bei ihnen möchten sich Nadja Born und Caro Vormwald jetzt besonders bedanken für die langjährige Treue. Bedanken möchten sie sich auch bei ihrem Vermieter, der sie sehr unterstütze und der sie jetzt sogar drei Monate früher aus dem Mietvertrag des Geschäftes entlasse.
Angefangen haben die beiden 2013. Zunächst in einem ganz kleinen Laden an der Färbergasse. "Eigentlich war es vor elf Jahren eine verrückte Idee gewesen. Wir haben einfach spontan gesagt, wir probieren es zusammen mit einem solchen Geschäft. Auch der Name Nähfreunde war schnell geboren und der Laden ganz zeitnah eröffnet", erzählt Caro Vormwald.
Entgegen der ursprünglichen Erwartung gewachsen
Die beiden gelernten Schneiderinnen waren zu diesem Zeitpunkt beruflich in anderen Sparten tätig gewesen. Zunächst haben sie auch "nur" Nähkurse gegeben und selbst genähte Dinge verkauft. "Unsere Prognose lautete zwei bis drei Jahre", lachen die beiden und freuen sich, dass es doch elf Jahre geworden sind.
Bereits 2016 konnten sie sich vergrößern und zogen in die Untere Schlachthausgasse um. 2020 wurde dann das noch größere Geschäft an der Unteren Schlossgasse 7 eröffnet. Zurzeit läuft dort ein großer Abverkauf. Es gibt vierzig Prozent auf alles: Stoffe, Wolle, Kurzwaren, Schnittmuster und mehr – der Laden ist noch gut bestückt. Vorhandene Gutscheine sollen bis September eingelöst werden.
Aber es gibt doch noch eine gute Nachricht: Nadja Born möchte den Schneiderberuf nicht aufgeben und steht weiterhin für individuelle Bestellungen zur Verfügung. Zuerst noch von daheim aus in Partenstein. Doch sie ist zuversichtlich, später "wenigstens einen Tag in Lohr vor Ort" sein zu können.